Buckingham-Palast: Queen-Ehemann Prinz Philip ist tot

Mit 99 Jahren

Prinz Philip, der Ehemann der britischen Königin Elizabeth II., ist im Alter von 99 Jahren gestorben. Das teilte der Buckingham-Palace am Freitag in London mit. Die Queen ist das weltliche Oberhaupt der anglikanischen Kirche.

Prinz Philip ist im Alter von 99 Jahren gestorben. / © Michael Kappele (dpa)
Prinz Philip ist im Alter von 99 Jahren gestorben. / © Michael Kappele ( dpa )

Zeit seines Lebens musste Prinz Philip dem Protokoll entsprechend zwei Schritte hinter seiner Frau gehen. Jetzt ist er ihr das erste Mal offiziell vorausgegangen.

Für den jungen, gut aussehenden Marinekadetten Philip war es nur ein Pflichttermin, als er im Sommer 1939 die beiden Prinzessinnen Elizabeth und Margaret bei ihrem Besuch der Royal Navy in Dartmouth freundlich betreuen sollte. Faktisch hat dieser Nachmittag ihr Leben verändert: Für die 13-jährige Thronfolgerin Elizabeth war es Liebe auf den ersten Blick; bei ihm kam sie etwas später.

Zu deutsch, zu laut, zu selbstbewusst

Geheiratet wurde trotz einiger Widerstände, denn Philip war zu deutsch, zu laut, zu selbstbewusst, im November 1947. Nach bald 75 Jahren Ehe und vier Kinder, acht Enkelkinder und zehn Urenkel später hat der Tod eine lange glückliche auf gegenseitigem Respekt basierende Partnerschaft beendet. Am Freitag ist Prinz Philip gestorben, nur wenige Wochen, bevor er ein ganzes Jahrhundert vollendet hätte.

Für seine Hochzeit mit Elizabeth gab Philip seine Nationalität, seine Konfession und das Rauchen auf. Diese Hürden nahm er vor der Hochzeit, die danach verlangten ihm mehr ab. Denn durch und durch pflichtbewusst sah er seine Aufgabe in erster, zweiter und dritter Linie darin, seine Frau in ihrer Aufgabe als Monarchin zu unterstützen. Sie war die Königin, aber er war der Herr im Haus, denn Elizabeth, aufgewachsen in einer Zeit mit klaren Rollenbildern, überließ ihm die Entscheidungen im privaten Bereich. Es ist bekannt, dass er, besonders was sein Verhältnis zu Prinz Charles betraf, durchaus Fehler gemacht hat.

Auch wenn das Verhältnis von Prinz Philip und Prinz Charles nicht immer einfach war, sahen sie sich vereint in ihrem Einsatz für den Umwelt- und Artenschutz, obwohl beide gerne zur Jagd gingen. Beide gründeten Stiftungen, um Jugendlichen zu helfen, beide malten leidenschaftlich gerne, beide spielten Polo.

Er konnte laut werden

Prinz Philip war enorm robust, anstrengend und konnte sehr laut werden, wenn etwas nicht nach seiner Zufriedenheit lief. Es steht zu vermuten, dass sein brüskes Wesen ein Resultat seiner Kindheit und Jugend war, die von Brüchen und Verlusten ihm nahestehender Menschen gekennzeichnet war. In der enorm erfolgreichen Netflix-Serie "The Crown" wurde das in einer eigenen Folge thematisiert.

Als Prinz von Griechenland und Dänemark war er Mitglied des engen Netzes der protestantischen königlichen Familien in Europa. Geboren am 10. Juni 1921 auf Korfu als einziger Sohn von Prinz Andreas und Prinzessin Alice, musste er mit der Familie nach einem Militärputsch im Spätsommer 1922 fluchtartig das Land verlassen.

Die Familie ließ sich zunächst in Paris nieder, doch brach sie mit der Erkrankung seiner Mutter Anfang der 30er Jahre auseinander. Sie verschwand für Jahre in Kliniken, sein Vater ließ sich mit wechselnden Geliebten an der Riviera nieder. Seine älteren Schwestern heirateten in rascher Folge in den deutschen Hochadel ein, aber Philip hatte mit einem Mal keine Eltern mehr, die sich aktiv um ihn kümmerten, kein Elternhaus und kein Geld. Während der Internatsferien wurde er in der Verwandtschaft herumgereicht.

Jugend im Internat

Eine wichtige Prägung in seiner Jugend war das Internat Salem unter der Leitung von Kurt Hahn, dann Gordonstoun, das Hahn in Schottland nach seiner Flucht aus Nazi-Deutschland gründete. Prinz Philip kam mit der robusten, asketischen Atmosphäre und dem am Gemeinwohl orientierten Ethos in Gordonstoun so gut zurecht, dass er später seine drei Söhne hinschickte. Diese Entscheidung war kein voller Erfolg, denn Prinz Charles hat bekanntlich die Zeit im Internat als Hölle auf Erden empfunden.

Direkt nach Beendigung seiner Schulzeit trat er 1939 in die englische Marine ein, dort fand er seine berufliche Erfüllung und machte rasch Karriere. Der frühe Tod seines Schwiegervaters, George VI., traf ihn hart und unvermittelt, denn das bedeutete für ihn nicht nur das Ende seiner Karriere sondern auch eines verhältnismäßig privaten Lebens.

75 Ehejahre

In den über sechs Jahrzehnten, in denen er seine Frau als Prinzgemahl bis zum Eintritt in den Ruhestand begleitet hat, hat er neben den gemeinsamen Verpflichtungen allein 22.191 Termine absolviert, den Vorsitz über 785 Wohltätigkeitsorganisationen ausgeübt, mehr als 5.000 Reden gehalten und 14 Bücher geschrieben. Sein besonderes Interesse galt Industrie und Technik.

Weil es ihm gelang, bei öffentlichen Terminen immer wieder mit unpassenden Bemerkungen aufzufallen, galt er auch als Prinz der Fettnäpfchen. In der öffentlichen Meinung betrachtete man ihn zum Schluss versöhnlich als nationales Kulturgut. Eine bislang ungelöste Frage hinterlässt er seinen Biografen und den Journalisten. Ging er fremd oder nicht? Bis jetzt ist es niemandem gelungen, dafür belastbare Fakten vorzulegen.

Aus der Öffentlichkeit hatte sich Prinz Philip schon im Sommer 2017 verabschiedet, als er mit 96 Jahren in den Ruhestand trat. Als das längstlebige männliche Mitglied der königlichen Familie und als längstlebiger Ehepartner hat er Rekordmarken gesetzt, die nur schwer zu brechen sein werden.

Christiane Laudage


Queen Elizabeth vor der Generalsynode / © Andy Rain (dpa)
Queen Elizabeth vor der Generalsynode / © Andy Rain ( dpa )
Quelle:
KNA