Susanne Bei der Wieden wird Kirchenpräsidentin

Erstmals leitet eine Frau die Evangelisch-reformierte Kirche

Am Ende ging es trotz technischer Schwierigkeiten schnell. Die digital tagende Synode der Evangelisch-reformierten Kirche hat erstmals eine Frau an die Spitze gewählt. Sie will die Kirche menschennah positionieren und sprachfähiger machen.

Susanne Bei der Wieden ist die erste Kirchenpräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche / © Tim Wegner (epd)
Susanne Bei der Wieden ist die erste Kirchenpräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche / © Tim Wegner ( epd )

Susanne Bei der Wieden wird die erste Kirchenpräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche. Die Delegierten der digital tagenden Gesamtsynode wählten die 54-jährige Theologin aus Frankfurt/Main am Donnerstagabend im ersten Wahlgang mit 46 Stimmen. Sie folgt Martin Heimbucher im Amt, der Ende Juli in den Ruhestand tritt. Ihre Gegenkandidatin, Sabine Dreßler aus Braunschweig, erhielt 14 Stimmen. Eine Stimme wurde nicht abgegeben.

"Evangelium ist nicht unpolitisch"

Bei der Wieden sagte nach der Wahl, sie strebe eine Kirche an, die von den Menschen wieder besser verstanden werde. "Wir müssen sprachfähiger werden." Dazu gehöre, mit anderen gesellschaftlichen Akteuren zusammenzuarbeiten. Sie kündigte an, der Kirche ein Gesicht geben zu wollen. Das schließe ein, auch unbequeme Dinge öffentlich anzusprechen: "Das Evangelium ist nicht unpolitisch. Die Bibel verpflichtet uns zum Einsatz für schwache Menschen."

Bei der Wieden ist seit 2003 Pfarrerin der evangelisch-reformierten Gemeinde in Frankfurt/Main. Damit gehört sie bis dato zur Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), in der sie seit 2010 auch das Amt der stellvertretenden Synodenpräses wahrnimmt. Von 1999 bis 2003 lehrte sie am Reformierten Seminar für pastorale Aus- und Fortbildung in Wuppertal.

Bei der Wieden wird ihr neues Amt voraussichtlich am 1. August antreten. Wann sie in einem Gottesdienst in ihre neue Aufgabe eingeführt wird, steht noch nicht fest.

Bedford-Strohm gratuliert

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, gratulierte Bei der Wieden zur Wahl: Sie könne einen reichen Schatz an Erfahrungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln einbringen. "Ich freue mich auf die Zusammenarbeit in der EKD-Kirchenkonferenz."

Der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit, unterstrich in seinen Glückwünschen, dass es in Niedersachsen es eine ganze Reihe von Themen gebe, bei denen die evangelischen Kirchen eng zusammenarbeiten: "Ich freue sich sehr auf die Zusammenarbeit in Niedersachsen und ein persönliches Kennenlernen." Auch der hannoversche Landesbischof Ralf Meister wünschte der designierten Kirchenpräsidentin alles Gute. Ihre vielfältigen Erfahrungen seien ein großer Gewinn.

Erstmals Frau in diesem Amt

Der leitende Theologe der Bremischen Evangelischen Kirche, Bernd Kuschnerus, sagte, es sei eine Freude, dass mit Susanne Bei der Wieden erstmals eine Frau in das Amt gewählt wurde. Kuschnerus betonte, dass es gerade in gesellschaftlichen Fragen viele Berührungspunkte gebe. Bei der Wieden habe stets betont, dass die Kirche nah bei den Menschen sein müsse, gerade angesichts der sich öffnenden sozialen Schere.

Examen in der Westfälischen Landeskirche

Susanne Bei der Wieden wurde 1966 in Darmstadt geboren. Evangelische Theologie studierte sie in Wuppertal und Göttingen. 1997 erhielt sie ihren Doktortitel für eine Arbeit über die Predigten des Reformators Martin Luther (1483-1546). Ihre theologische Laufbahn begann sie als Vikarin in Kinzenbach bei Gießen. Bei der Wieden ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter.

Die Evangelisch-reformierte Kirche ist eine der 20 Gliedkirchen der EKD. Zu ihr gehören bundesweit 143 Gemeinden mit etwa 168.500 Gemeindegliedern, die meisten davon in Ostfriesland, dem Emsland, in der Grafschaft Bentheim sowie im östlichen Niedersachen und in Bayern.


Quelle:
epd , KNA