"Schaut hin" ist das Leitwort der Ökumene im Mai

"Die Leute warten auf Lichtblicke"

Im Mai findet der 3. Ökumenische Kirchentag in Frankfurt statt. Einen Ausblick über die Ziele und Vorbereitungen gibt Gabriela von Melle, die als Pastoralreferentin der dortigen Pfarrei St. Josef tätig ist, an diesem Ökumenischen Kirchensonntag.

Symbolbild Ökumene / © PUWADON SANG (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Sind Sie schon in Vorfreude auf den dritten Ökumenischen Kirchentag, den KT im Mai? Oder kommt das erst heute mit dem Start? Wenn Sie den Kirchentag-Sonntag begehen?

Gabriela von Melle (Pastoralreferentin der Katholischen Pfarrei St. Josef, Frankfurt am Main): Oh nein. Wir sind schon seit Monaten in Vorfreude. Wir haben uns im Frankfurter Osten mit zwei Stadtteilen zusammengetan, um uns auf den ÖKT vorzubereiten. Wir haben ein Team gebildet, mit Ehrenamtlichen und auch meinem evangelischen Kollegen dabei.

Aus dieser Phase heraus raus ist jetzt die Vorbereitung für diese Gottesdienste gekommen. Wir freuen uns drauf. Ich sage Gottesdienste, weil wir  in unserem Gebiet allein fünf ökumenisch besetzte Gottesdienste miteinander feiern möchten.

DOMRADIO.DE: Also sind es eine Menge Leute, die sich da engagieren. Wie erleben Sie denn die Ökumene bei sich in Frankfurt, in der Gemeinde?

von Melle: Es war wirklich ein Highlight, dass sich gleich zwölf Leute aus zwei Stadtteilen gefunden haben, die mit Vorfreude vor Ort rangegangen sind. Und wir haben es, glaube ich, ganz gut angesetzt. Wir haben gesagt: Wenn der ÖKT kommt, prima. Wir waren schon am Start, Programmvorschläge zu machen.

Aber wir haben ja von Anfang an gewusst, es könnte auch ganz anders kommen und haben gesagt: Dann nehmen wir aber in jedem Fall den Schwung mit. Wir haben von Anfang an stärker geschaut, was ist miteinander möglich. Also ich sag mal, das war so mein persönliches Highlight zu Zeiten, wo ja sonst normales Gemeindeleben ziemlich zum Erliegen gekommen war durch die Pandemie.

DOMRADIO.DE: In ganz Deutschland gibt es heute die Gottesdienste. Bei Ihnen in der Heilig-Geist-Kirche genauso in den anderen Kirchen Ihrer Pfarrei. Wie feiert Ihre Gemeinde denn heute?

von Melle: Wir feiern den ökumenischen Wortgottesdienst in der katholischen Kirche nach dem evangelischen Ablauf, sodass sich jede Gemeinde sowohl gastgebend als auch gastfreundlich empfinden kann. Wir nehmen ganz bewusst das Motto "Schaut hin" auf und wir werden zu dritt aus der Vorbereitungsgruppe miteinander auf das hin schauen, was in den letzten Monaten hier bei uns neu Schwung bekommen hat, was neu möglich wurde. Und davon werden wir erzählen.

Da werden wir nochmal einen Rückblick auf eine Aktion "Advent und Weihnachten" machen, wo wir einfach gemerkt haben, dass die Leute auf Lichtblicke warten. Die wollen auch unter diesen Bedingungen irgendeine Botschaft von der Kirche haben. Sie brauchen sie. Das klingt jetzt so, als wäre es bei uns noch besonders kirchlich. Ich sage es deutlich: Das Gegenteil ist der Fall. Wir sitzen in einem Milieu, wo Kirche eigentlich eher verdunstet, wenn wir uns nicht zusammentun.

Wir haben da mit Zusammenarbeit durch den Arbeitskreis der örtlichen Vereine eine Autor-Bühne an Weihnachten bauen können. Da gab es dann sowohl das Krippenspiel als auch mit Mitgliedern eines Frankfurter Theaterensembles die Möglichkeit, einen experimentellen neuen Gottesdienst zu formen. Davon werden wir erzählen. Egal, wie jetzt der ÖKT verläuft. Aber wir werden bestimmt den Samstag des ÖKT nutzen, um bei uns im Stadtteil ein Fest zu feiern.

Ja, und wir träumen davon, dass wir da auch mit den Bewohnerinnen und Bewohnern feiern können und vielleicht auch zu der Gelegenheit, die Zusammenarbeit mit unseren internationalen Gastgemeinden vertiefen können. Ökumene nicht nur katholisch/evangelisch, sondern auch orthodox, auch international. Genauso bunt und vielfältig, wie es eben in unseren multikulturellen Stadtteil reinpasst.

DOMRADIO.DE: "Schaut hin", ist das vielleicht noch relevanter geworden durch die Corona Krise, in der wir stecken?

von Melle: Unbedingt. Ich bin sehr, sehr froh um dieses Motto, weil es ist ja einfach auch für uns Kirchen bedeutet, eine praktische Übung zu machen. Wir haben hingeschaut und zwar jetzt nicht auf die Grenzen in der Pandemiezeit, sondern: Was ist denn möglich, wenn sich zwei Kirchen zusammentun?

Wir haben es wirklich erlebt, dass wir auch in einer Zeit, die ja eigentlich eher eine Zeit der Verknappung schien, neue Möglichkeiten gefunden haben, dass wir einander und anderen Menschen was geben konnten, was nährend war. Wir haben erlebt, was das auch mit Brotvermehrung bedeuten kann. Schaut, was ihr habt. Stellt Miteinander anderen zur Verfügung.

DOMRADIO.DE: Kann durch den Kirchensonntag und dann den Kirchentag im Mai die deutschlandweite Ökumene zwischen Protestanten und Katholiken denn gestärkt werden?

von Melle: Das will ich sehr hoffen. Ich kann natürlich nicht für Deutschland sprechen, sondern eher für uns im Frankfurter Osten. Da kann ich sagen, dass wir den Plan haben, dass wir die Ökumene wirklich auch verbindlich miteinander eingehen wollen.

Gerade bei uns im Stadtteil Riederwald sind wir dabei, uns darauf vorzubereiten, dass die evangelische Kirche in neu zu renovierende Räume der katholischen Kirche einzieht, dass wir miteinander unter ein Dach kommen.

Und das nicht nur, um einfach Kirchengemeinden neue Räume zu bieten, sondern einfach auch, um miteinander die Chance zu nutzen. Was kann dann mehr kommen? Was kann neu werden und sich vertiefen an Lebendigkeit im ökumenischen Miteinander, aber auch miteinander schauen: Wozu ist denn Kirche da?

Wir wollen zum Beispiel jetzt auch bei unseren anstehenden Planungen für die Renovierung schauen: Was braucht der Stadtteil? Was können wir von unseren Ressourcen dann auch zur Verfügung stellen, um miteinander ein guter Ort für die Menschen zu sein und darin auch als Gemeinden sozusagen neuen Sinn eine neue Lebendigkeit zu finden?

Das Interview führte Katharina Geiger.


Quelle:
DR
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