Der frühere badische Landesbischof Ulrich Fischer ist tot

Theologe mit Leidenschaft

Was er angepackt hat, machte er mit Leib und Seele: als Pfarrer, als Landesbischof und im Privaten. Jetzt ist der frühere badische Landesbischof Ulrich Fischer im Alter von 71 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben.

Autor/in:
Christine Süß-Demuth
Ulrich Fischer, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden im Jahr 2013. / © Norbert Bach (KNA)
Ulrich Fischer, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden im Jahr 2013. / © Norbert Bach ( KNA )

Ein Mann der klaren Worte, dabei fröhlich, liberal und zupackend: So hat der promovierte Theologe Ulrich Fischer die Evangelische Landeskirche in Baden als Landesbischof geprägt und in die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hineingewirkt. Am Mittwochabend ist Fischer im Alter von 71 Jahren an einer schweren Krebserkrankung gestorben.

Als Landesbischof repräsentierte Ulrich Fischer 16 Jahre lang, von 1998 bis 2014, rund 1,25 Millionen Protestanten in Baden. Im Ruhestand lebte er gemeinsam mit seiner Frau auf dem Pferdehof einer seiner drei Töchter, umringt von Enkeln.

Kein Machtwort vom Bischof

Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung waren Fischers Lebensthemen, der es immer als "Privileg" bezeichnet hatte, Bischof zu sein. Kurz vor seinem 70. Geburtstag am 11. Februar 2019 wurde bei ihm ein Hirntumor diagnostiziert. "Wer die christliche Hoffnung in sich trägt, kann leichter mit dem Leben und dem Tod umgehen", sagte er danach in einem Interview.

Ulrich Fischer wurde am 11. Februar 1949 in Lüneburg geboren. Nach dem Studium der Theologie in Göttingen und Heidelberg stand er im badischen Sandhausen erstmals auf der Kanzel. Er hat danach mehr als 1.000 Predigten gehalten. Wie ein Pfarrer seine Ortsgemeinde führe, so habe er später die Landeskirche geleitet, erläuterte er sein Amtsverständnis.

Oft sei er um ein Machtwort gebeten worden, erzählte er einmal. Dies stehe ihm als evangelischem Bischof jedoch nicht zu. Denn in der evangelischen Kirche gebe es den Grundsatz des "Priestertums aller Glaubenden", daher könne er nur beraten, vermitteln und mit Worten überzeugen.

Einsatz für die Ökumene

Mit Herzblut hat sich Fischer eingesetzt für die innerevangelische und die überkonfessionelle Ökumene, aber auch klare Worte gefunden. So kritisierte er den früheren Papst Benedikt XVI. dafür, kein Interesse daran zu zeigen, das evangelisch-katholische Verhältnis auf eine bessere Grundlage zu stellen. Stolz war er dagegen auf die gelebte Ökumene im Badischen. "In Baden gehen die ökumenischen Uhren anders", pflegte er zu sagen.

In der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) war Fischer nicht nur Ratsmitglied, sondern unter anderem auch Vorsitzender des Präsidiums der Union Evangelischer Kirchen, Medienbischof und elf Jahre Vorsitzender des Verwaltungs- und des Aufsichtsrats des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt am Main, zu dem unter anderem die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienst (epd) und das Magazin „chrismon“ gehören.

Fischer warnte vor einer Spaltung innerhalb der evangelischen Kirche zwischen politisch-gesellschaftlichem Engagement auf der einen und konfessioneller Profilierung auf der anderen Seite. Mit liebevollem Realitätssinn blickte er auf seine Kirche: „Wir haben im Protestantismus wahrlich keinen Mangel an Individualität - das macht ja auch den Charme des bisweilen munter sprießenden protestantischen Chaos aus.“ Und er befand: „In der Kirche wird zu wenig gelacht.“ Mit seinem ansteckenden, herzhaften Lachen trug er dazu bei dies zu ändern.

Begrenzung des eigenen Gehalts

Bereits vor seinem Amtsantritt am 1. April 1998 hatte Fischer eine gerechtere Einkommensverteilung auch in der Landeskirche und eine Begrenzung von höheren Einkommen gefordert. Dies wurde schnell umgesetzt - zuerst bei seinem eigenen Bischofsgehalt.

Sein großes Thema war Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Kirche. So war er im baden-württembergischen Beirat für nachhaltige Entwicklung und in der Ethik-Kommission der Bundesregierung zur sicheren Energieversorgung. Die Verbindung von Wissenschaft und christlichem Glauben stellte für Fischer keinen Widerspruch dar. „Der Glaubende muss irgendwann durch das Nadelöhr des Denkens“, war er überzeugt.

In der Überzeugung, die ökonomischen und ökologischen Lasten nicht den nachfolgenden Generationen überlassen zu dürfen, legte er auch als Bischof kurze Dienstwege mit dem Fahrrad zurück, nutzte Straßenbahn und Zug.

Zu den Leidenschaften des Theologen zählte auch die Kirchenmusik. Er spielte selbst Gitarre und Posaune und war auch Vorsitzender des Evangelischen Posaunendiensts in Deutschland, des Dachverbands für 117.000 evangelische Blechbläser. Fischer liebte besonders die Musik von Johann Sebastian Bach, der die "Liebesgeschichte Gottes mit den Menschen" grandios umgesetzt habe. Und er war überzeugt davon: "Musik ist für viele Menschen das wichtigste Fenster zum Glauben."


Quelle:
epd