Heinrich Bedford-Strohm frühstückt mit Truckern

Auf Kaffee, Speck und ein Ei mit dem Landesbischof

Den ungewöhnlichen Tagungsort der bayerischen Landessynode in einem Autohof hat Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm zu einer ungewöhnlichen Begegnung genutzt. Vor dem Beginn der Tagung frühstückte er mit drei Brummifahrern.

Autor/in:
Timo Lechner
Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm frühstückt mit drei Fernfahrern / © Timo Lechner (epd)
Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm frühstückt mit drei Fernfahrern / © Timo Lechner ( epd )

Speck, Eier und Bratwürstchen statt Honig und Marmelade - der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm mag es authentisch, wenn er mit drei Lkw-Fahrern frühstückt. Und die bestellen am Samstagmorgen um 7 Uhr das "Truckerfrühstück" in der Raststätte des Autohofs Strohofer Geiselwind, wo die Landessynode ein Wochenende lang tagt.

Bedford-Strohm ordert ebenfalls die reichhaltige Mahlzeit, die mit Schinken, Käse, Butter und Brötchen auf gleich zwei Tellern serviert wird. Eine ordentliche Grundlage für einen langen Tag - für die Trucker auf der Autobahn, für den Landesbischof bei den Sitzungen.

Seit 40 Jahren im Dienst

Die drei Trucker, die Chefin Manuela Strohofer spontan für ein Frühstück mit Bedford-Strohm eingeladen hat, wohnen zwar nur wenige Kilometer weg, starten aber jeweils seit rund 40 Jahren ihren Tag an Deutschlands größtem Autohof an der A3 zwischen Würzburg und Nürnberg.

"Tanken, waschen, was essen, dann geht's los", sagt Wolfgang Schuck, der für ein Textilunternehmen in ganz Deutschland und dem nahen Ausland fährt. "Und weil man meist den ganzen Tag im Lkw sitzt, braucht man wenigstens morgens mal etwas Gescheites zum essen", setzt er nach. Dirk Lewandowski und Hermann Gröb nicken zustimmend.

Termindruck und kaum Nachwuchs

Und als Bedford-Strohm erzählt, dass er in seiner Bundeswehrzeit bei den Pionieren in Passau auch den Lkw-Führerschein gemacht hat, ist das Eis schnell gebrochen. Zwischen Kaffee, Toast und Rührei kommt man schnell ins Gespräch über den Alltag "on the road".

Der Termindruck sei in den Jahrzehnten im selben Maß wie die Dieseltanks und der Hubraum gewachsen, erzählen die Trucker. Und Männer wie sie sterben langsam aus. "Junge deutsche Lkw-Fahrer gibt es kaum noch, den Job will keiner mehr machen", sagt Gröb. In den Brummis auf deutschen Autobahnen säßen mittlerweile zur Hälfte Fahrer aus osteuropäischen Ländern. Da herrsche auf den Raststätten oft eine Sprachbarriere.

Lockdown war für LKW-Fahrer eine schwere Zeit

Das verstärke auch die Einsamkeit der Fahrer, die manchmal eine ganze Woche lang das heimische Bett nicht sehen. Frust werde oft in Alkohol getränkt. "Viele Trucker fahren leider betrunken oder haben beim Fahren ein Auge auf ihrem Laptop", erklärt Dirk Lewandowski. Auf seiner Stammstrecke Nürnberg - Heilbronn gebe es täglich einen Toten.

Gerade die Monate während des Corona-Lockdowns hätten für die Trucker einige Schwierigkeiten mit sich gebracht. "Es gab eine Zeit, da war keine Autobahnraststätte offen. Man konnte mancherorts froh sein, überhaupt ein WC zu finden", erinnert sich Schuck an die Monate im Frühjahr. Er selbst sei herzkrank, gehöre damit zur Risikogruppe und habe sich nicht nur einmal Gedanken gemacht, ob sein eigentlich systemrelevanter Job nicht doch zugunsten der Gesundheit zurückstecken müsste.

Corona als Fingerzeig Gottes

Heinrich Bedford-Strohm hört aufmerksam zu. Genau solche Begegnungen habe er sich gewünscht, sagt er, als nach der Absage der Frühjahrssynode wegen Corona der Tipp von einer Synodalen kam, mit den 108 Synodalen und rund 40 weiteren Mitarbeitern der Landeskirche doch nach Geiselwind zu gehen. "Wir als Kirche müssen näher an die Menschen ran. Jesus war immer unter den Leuten", sagt Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.

Sogar aus der Corona-Krise zieht Bedford-Strohm etwas Positives: Die sei keine Strafe Gottes, sondern ein Fingerzeig für die Menschen, wieder aufeinander zuzugehen. Ohne Corona beispielsweise würden er und seine Synodalen wieder in einem klassischen Tagungszentrum mit netten Hotelzimmern weilen und eben nicht auf einem Autohof, wo das Leben pulsiert und wo die älteste Autobahnkirche Deutschlands seit 19 Jahren auch einen geistlichen Orientierungspunkt zwischen Baustellen, Staus und Lärm biete.


Quelle:
epd