Evangelische Kirche im Rheinland zu Missbrauch-Ermittlungen

29 Verdachtsfälle seit 2003

Gegen 29 Pfarrerinnen und Pfarrer der Evangelischen Kirche im Rheinland ist seit 2003 wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs ermittelt worden. Darunter sind sowohl strafrechtliche als auch disziplinarrechtliche Verfahren.

Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland / © Thomas Frey (dpa)
Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland / © Thomas Frey ( dpa )

Das sagte Kirchensprecher Jens-Peter Iven am Dienstag während der EKiR-Synode in Bad Neuenahr. In 14 der 29 Fälle kam es demnach zu Urteilssprüchen. Eingestellt wurden neun Verfahren. Sechs weitere sind noch anhängig, davon laufen in dreien die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen.

Iven betonte, es handele sich teilweise um Fälle, die viele Jahre zurücklägen. Das gelte auch für die Fälle, die Betroffene bei der sogenannten unabhängigen Kommission der Landeskirche gemeldet hätten.

Seit Einrichtung der Kommission im Jahr 2012 hätten sich 20 Menschen an sie gewandt. Zu den Beschuldigten zählten sieben Pfarrer; in dreizehn Fällen seien die Missbrauchtäter dagegen Jugendmitarbeiter, Diakone oder andere kirchliche Haupt- und Ehrenamtliche gewesen.

Landessynode will Präventionsgesetz beschließen

Auf ihrer bis Donnerstag dauernden Tagung will die Landessynode ein Präventionsgesetz beschließen, das die seit 2003 geltenden "Leitlinien zum Umgang mit Taten gegen die sexuelle Selbstbestimmung" ablösen soll. Hauptamtliche Mitarbeiter müssen dem neuen Gesetz zufolge bei Dienstbeginn und dann alle fünf Jahre ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen.

Für Ehrenamtliche sollen dieselben Regeln gelten, sofern sie Kontakt zu Minderjährigen oder abhängigen Volljährigen haben. Zudem soll es ein Einstellungsverbot für Personen geben, die wegen einer Straftat gegen die sexuelle Selbstbestimmung verurteilt wurden. Alle Einrichtungen seien verpflichtet, ein Schutzkonzept zu erstellen.

Der Leiter der Evangelischen Hauptstelle für Familien- und Lebensberatung, Edwin Jabs, erklärte, der rheinischen Landeskirche gehe es um Aufarbeitung und nicht um Verharmlosung und Vertuschung. "In der Kirche gibt es aber eine gewisse Arglosigkeit", sagte er. "Man kann sich einfach nicht vorstellen, dass es etwa in der eigenen Gemeinde zu sexualisierter Gewalt kommen kann." Deswegen setze die Kirche nun auf flächendeckende Präventionsangebote.


Quelle:
KNA