Sächsischer evangelischer Landesbischof Rentzing tritt zurück

Um Schaden von der Kirche abzuwenden

Der sächsische Landesbischof Carsten Rentzing tritt nach einer Debatte um seine Mitgliedschaft in einer schlagenden Studentenverbindung zurück. Die aktuelle Diskussion darüber schade seinem obersten Ziel: der Einheit der Kirche.

Carsten Uwe Rentzing / © Harald Oppitz (KNA)
Carsten Uwe Rentzing / © Harald Oppitz ( KNA )

Am Freitag teilte er in Dresden mit, dass er sein Amt als Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens zum nächstmöglichen Zeitpunkt zur Verfügung stelle. Er ist auch stellvertretender Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).

Rentzing erklärte: "Ich bin angetreten mit dem Wunsch, die verschiedenen Positionen innerhalb der Landeskirche wieder einander näher zu bringen. Mein oberstes Ziel war und ist die Einheit der Kirche. Ich muss mit großem Bedauern feststellen, dass die aktuelle Diskussion um meine Person diesem Ziel schadet." Sie sei für ihn persönlich und für die gesamte Kirche derzeit eine Belastung. Um Schaden von der Kirche abzuwenden, stelle er sein Amt zur Verfügung.

850 Unterschriften

Vorangegangen war eine von Leipziger Pfarrern angestoßene Online-Petition, die eine Distanzierung Rentzings von der Burschenschaft "Alte Prager Landsmannschaft Hercynia" sowie eine "öffentliche und deutliche Distanzierung von allen nationalen, antidemokratischen und menschenfeindlichen Ideologien" fordert.

Weiter heißt es: "Ohne diese Klarstellung bleibt der Eindruck, dass es sich nicht nur um jugendliche Unbedarftheit handelt, sondern Sie immer noch mit dieser Gruppe und ihrer Ideologie verbunden sind." Rund 850 Menschen haben die Petition bisher unterzeichnet.

"Natürlich habe ich gefochten"

Rentzing, der als Student in den 1990er Jahren in Frankfurt am Main der Verbindung beigetreten war und ihr formal bis heute angehört, sagte: "Ich stehe für konservative Positionen und Werte, die ich in einem langen Entwicklungsprozess für mich als richtig erkannt habe. Dabei war die Begegnung mit Jesus Christus und mein Glaube für mich prägend. Der Weg in die Kirche hat mich verändert. Positionen, die ich vor 30 Jahren vertreten habe, teile ich heute nicht mehr."

Rentzing hatte zuvor eingeräumt, auch an Mensuren der Burschenschaft, den streng reglementierten Fechtduellen mit scharfer Waffe, teilgenommen zu haben. "Natürlich habe ich gefochten. Im Rückblick war da auch Abenteuer dabei, das war mein Bungee-Sprung in Jugendtagen sozusagen", sagte er der "Sächsischen Zeitung". Als eine Führungskraft der evangelischen Kirche sehe er das Duell heute kritischer.

Konsverative Positionen

Rentzing war im Mai 2015 von einer Sondersynode nach sechs Wahlgängen mit einer Stimme Mehrheit zum sächsischen Landesbischof gewählt worden.

Von Anfang an sorgten seine eher konservativen Positionen in der Landeskirche für Diskussionen, etwa seine kritische Haltung zur Homosexualität. Rentzing zählte zu den Initiatoren einer "Bekenntnisinitiative", die sich gegen eine Öffnung der Pfarrhäuser für Paare in eingetragener Lebenspartnerschaft wendet.

Bedford-Strohm bedauert Rücktrittsankündigung

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, bedauert Rentzings angekündigten Rücktritt. Die Ankündigung habe ihn überrascht und "Betroffenheit und großes Bedauern" bei ihm ausgelöst, erklärte Bedford-Strohm am Freitagabend. "Ich bin dankbar für all seinen Einsatz für unsere Kirche", ergänzte der EKD-Ratsvorsitzende.


Quelle:
KNA , epd