Evangelische Pfarrerin wird katholisch

"Gemeinsamer Glaube ist nicht mehr gegeben"

Eine evangelische Pfarrerin aus Hessen hat eine neue geistliche Heimat in der katholischen Kirche gefunden. Ein evangelischer Pfarrer kann nach der Konversion zum Priester geweiht werden – für eine Frau ist das nicht möglich. 

Evangelische Pfarrerin neben katholischem Pfarrer / © Harald Oppitz (KNA)
Evangelische Pfarrerin neben katholischem Pfarrer / © Harald Oppitz ( KNA )

Die in Oberhessen tätige evangelische Pfarrerin Gabriele Göbel verlässt ihre Kirche und konvertiert zum katholischen Glauben. Dies bestätigte der Sprecher der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Rahn, am Freitag in Darmstadt auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Es sei seines Wissens das erste Mal innerhalb der EKHN, das eine protestantische Pfarrerin zum Katholizismus übertrete. Göbel war seit rund einem Jahr Pfarrerin der Kirchengemeinden Altenschlirf, Ilbeshausen und Schlechtenwegen.

"Geistliche Heimat in der katholischen Kirche"

Die Landeskirche zitierte Göbel mit den Worten, ihr sei die Entscheidung schwergefallen. Sie habe "eine Zeit tiefgreifender Veränderung für mein Leben und meinen Glauben erlebt" und spüre einen Ruf, dem sie nachgehen möchte. "Ich sehe meine neue geistliche Heimat in der katholischen Kirche", so Göbel. "Daher werde ich aus dem Dienst als Pfarrerin in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ausscheiden." Sie feierte am 18. August ihren Abschiedsgottesdienst in Grebenhain-Ilbeshausen.

Der Propst für Oberhessen, Matthias Schmidt, sagte, Göbels Wechsel in die römisch-katholische Kirche wecke auch "zwiespältige Gefühle" in ihm. "Gabriele Göbel wird nicht Pfarrerin sein können in einer Kirche, die keine Frauenordination kennt."

Während evangelische Pfarrer, die zur katholischen Kirche übertreten, anschließend zu Priestern geweiht werden dürfen und in der katholischen Kirche ihr geistliches Amt weiterführen können, ist dies für Pfarrerinnen nicht möglich, da die Priesterweihe nach katholischem Kirchenrecht Männern vorbehalten ist.

Ökumene: "Das Trennende ehrlich aushalten"

In ihrer Abschiedspredigt skizzierte Göbel laut dem evangelischen Dekanat Vogelsberg den Weg zu ihrer Entscheidung. Sie habe dies bereits nicht mehr auf der Kanzel getan, weil von dort auf der Grundlage der Reformation der Glaube verkündigt werden solle. "Und genau darauf muss sich die Kirchengemeinde doch verlassen können", so Göbel.

Der Schritt zur Konversion habe ihr und allen in der Gemeinde viel abverlangt, sagte Göbel. "Ich war sehr gerne hier und in der hessen-nassauischen Kirche wirklich zu Hause, doch die tiefe innere Grundlage, der gemeinsame Glaube, das ist nicht mehr gegeben." Nach den Worten Göbels seien ihr Menschen, mit denen sie über ihre Entscheidung sprach, "mit Respekt und Akzeptanz" begegnet. "Das ist für mich ein starkes Zeichen, über das ich mich sehr freue."

Ökumene heiße für sie immer schon, "zu teilen, was zu unserem gemeinsamen Glauben gehört, das Trennende ehrlich auszuhalten und sich dabei geschwisterlich zu begegnen".

Neuorientierung nach einer Auszeit

Neben ihrer Pfarrstelle gibt Göbel auch ihre Stelle in der Alten-, Kranken- und Hospizseelsorge im Dekanat Vogelsberg Göbel auf. Sie hatte die Stellen in Oberhessen erst im Sommer 2018 angetreten. Davor arbeitete sie 19 Jahre in der Klinikseelsorge in Rüsselsheim und Limburg. Zuvor war sie sechs Jahre als Gemeindepfarrerin tätig. Sie studierte evangelische Theologie in Marburg und Heidelberg.

Die Vertretungsregelung und die Neubesetzung der Stellen liege nun in der Hand des Dekanats Vogelsberg mit Sitz in Alsfeld, hieß es. Göbel werde sich nach einer Auszeit dann im Herbst "beruflich neu orientieren".


Quelle:
KNA