Größtes Tauffest der evangelischen Kirche in Deutschland?

Massentaufe am Hamburger Elbstrand

In der Geschichte der evangelischen Kirche in Deutschland könnte es das größte Tauffest werden: Unter dem Motto "Moin Welt" sollen am Samstag am Hamburger Elbstrand rund 500 Menschen getauft werden.

Ein Kind wird getauft (shutterstock)

Mitorganisator Pastor Höver freut sich.

DOMRADIO.DE: Was passiert am Samstag ab 15 Uhr am Rissener Ufer im Westen Hamburgs?

Pastor Hendrik Höver (Evangelischer Pastor und Mitorganisator): Es kommen 5.000 Menschen mit 550 Täuflingen und es wird ein großes, buntes Fest am Strand mit großer Bühne, auf der ein Open-Air Gottesdienst stattfindet, geben. Die Taufen sind in den Gottesdienst integriert und dann gibt es ein großes Picknick.

DOMRADIO.DE: 5.000 Besucher sind nun wirklich kein Pappenstiel. Da müssen Sie wahrscheinlich auch gewisse Sicherheitsauflagen erfüllen?

Höver: Das ist eine Großveranstaltung und entsprechend mit Feuerwehr, Polizei und Rettungskräften abgestimmt.

DOMRADIO.DE: 2011 haben Sie bereits eine ähnliche Taufe organisiert. Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, Menschen im Fluss zu taufen?

Höver: 2011 haben einige Pastoren eine andere Art der Taufe angeregt, weil manchmal die Schwelle in die Kirche zu kommen als zu hoch empfunden wird und den Hamburgern die Elbe vertraut ist. Das hat einfach Sinn gemacht. "Im Fluss" hieß das damals und so fing alles an. Man hat mit 80 Täuflingen gerechnet und war völlig überwältigt von der Rückmeldung, denn es waren am Ende 250 Täuflinge.

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie die Taufe in diesem Jahr organisiert?

Höver: Wir haben es ganz ähnlich wie 2011 gemacht, was ein großer Aufwand war. Wir haben unsere Mitglieder angeschrieben, die ein Kind haben, das noch nicht getauft wurde. Dort haben wir gefragt, ob die Eltern schon mal über das Taufen nachgedacht haben und Lust haben, bei dem Elbfest mitzumachen. Und so kam es, dass wir in diesem Jahr 500 Täuflinge haben.  

DOMRADIO.DE: Die Taufe ist eigentlich etwas persönliches und familiäres. Normalerweise findet sie im Privaten statt. Wie gewährleisten Sie das bei 65 Kirchengemeinden und 92 Pastoren?

Höver: Das ist natürlich die große Herausforderung. Wir haben zwar eine Großveranstaltung organisiert aber wir wollen, dass die Verantwortung für diese Taufe bei den 92 Pastoren liegt und dass es eine Gemeindeanbindung hat. Deswegen gab es Taufgespräche im Vorfeld. Die Gemeinden, die mitmachen, haben dann auch teilweise organisiert, dass die Familien sich untereinander kennengelernt haben.

Der Bezug zur Pastorin oder zum Pastor ist natürlich ganz wichtig. Manche Gemeinden sagen auch: Wir machen anschließend nochmal ein "Come together". Dabei werden dann Fotos ausgetauscht, Erinnerungen ausgetauscht und alles nachbereitet. Damit ist der Schritt in die Gemeinde hinein gewährleistet.

DOMRADIO.DE: Jetzt haben Sie gesagt, die Taufen sind im Rahmen dieses Open-Air-Gottesdienstes. Findet das dann tatsächlich in der Elbe statt, wird mit Elbwasser getauft?

Höver: Es ist so, dass diese 92 Pastoren ihre Täuflinge selber taufen. Die kommen aus ihren Gemeinden und innerhalb eines großen Gottesdienstes gibt es dann einen Break, wo dann die Taufen stattfinden und dann gehen die Menschen an die Elbe. Wir sind ja direkt am Elbstrand. Einige gehen ins Wasser hinein und lassen sich mit Elbwasser taufen.

DOMRADIO.DE: Ist das Wasser denn sauber genug für Kinderköpfe?

Höver: Wir Hamburger gehen mittlerweile auch in der Elbe schwimmen. Das hat einen ganz großen Charme auf dieses Fest ausgelöst, das haben wir auch im Vorfeld gefragt. "Mein Kind mit Elbwasser, das ist was Schönes", haben viele Eltern gesagt. Aber es gibt natürlich auch hier und da Eltern, die fragen sich, ob das Wasser vielleicht doch nicht so sauber sind. Da haben wir eine Alternative, dass wir sagen: Es gibt Taufschalen auf Ständern am Strand, das nennen wir Taufstationen, wo dann mit frischem Wasser getauft werden kann, was nicht aus der Elbe kommt. Die Option gibt es auch, für jeden etwas dabei.

DOMRADIO.DE: Wenn man sich über das Fest informiert, dann fällt auf, dass ihr Symbol dafür eine Möwe ist. Müsste das nicht eigentlich eine Taube sein, zumal jetzt Pfingsten ist?

Höver: Da haben wir uns genau von dieser Geschichte inspirieren lassen. Jesus wurde ja im Jordan getauft, was ja auch ein Fluss ist. Als der Heilige Geist auf ihn herab kam, hieß es, dass der Vogel "aussah wie eine Taube" - so steht es im Evangelium. Und dann haben wir gedacht: "Jetzt haben wir nicht den Jordan, sondern die Elbe. Und wenn wir am Elbtauffest den Heiligen Geist sehen, sollte er wohl eher aussehen wie eine Möwe". Wir sind ja schließlich in nordischen Breitengraden. Mal schauen, wie es dann aussieht.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

 

Quelle:
DR