Christian Stäblein wird neuer evangelischer Haupststadt-Bischof

Vom Stellvertreter zum Oberhirten

Am Ende ist es dann überraschend schnell gegangen: Bereits im zweiten Durchgang wählte die Landessynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz Christian Stäblein zum neuen Bischof.

Bischof Markus Dröge und Christian Stäblein / © Jörg Carstensen (dpa)
Bischof Markus Dröge und Christian Stäblein / © Jörg Carstensen ( dpa )

Er ist der neue evangelische Hauptstadtbischof. Aber auch der Oberhirte für die Gläubigen, die sich Sonntag für Sonntag in Brandenburg und in der schlesischen Oberlausitz zum Gottesdienst versammeln - insgesamt 940.000 Protestanten. Christian Stäblein, seit

2015 Propst der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), wurde am Freitag im zweiten Wahlgang von der Landessynode zum Nachfolger von Bischof Markus Dröge gewählt. Der bisherige Stellvertreter "beerbt" damit seinen Chef.

Guter Zuhörer

Der 52-jährige Theologe stammt ursprünglich aus Niedersachsen. Seit knapp vier Jahren ist er als Propst in leitender Stellung bei der EKBO, also theologischer Leiter des Konsistoriums, der Obersten Verwaltungsbehörde der Landeskirche. Nach der eher glücklosen Friederike von Kirchbach gelang es Stäblein, das Propstamt in der EKBO neu zu profilieren.

Die von der Landeskirche eingeführte Trauung gleichgeschlechtlicher Paare oder die derzeit laufende Debatte über die Zulassung von Kindern zum Abendmahl wären ohne die profunde theologische Arbeit des Propstes, der auch Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland ist, nicht denkbar.

Stäblein geht solche Themen dialogisch an, hört zu, prescht mit der eigenen Position nicht vor. Dafür hat er sich in der Landeskirche Respekt erworben. Ab dem 16. November wird er sein Büro von der dritten in die vierte Etage des Konsistoriums an der Berliner Georgenkirchstraße verlegen. Denn dort residiert seit den Zeiten Wolfgang Hubers der Bischof der EKBO.

Seinen Stil dagegen wird der neu gewählte Bischof wohl nicht ändern. "Ein Bischof ist ein Hingucker", sagte Stäblein unmittelbar vor der Wahl vor den Kirchenparlamentariern in der für ihn typischen stakkatoartigen Rede. "Einer, der hinguckt, fragt, sagt, sucht, wie es den Gemeinden geht und wie es mit Gottes Wort ist, in der Welt und für die Welt." Die Kirche dagegen ist für den neuen Bischof eine "Erzählgemeinschaft". Ein Ort, an dem über Gott erzählt wird. Auch eine politische Kirche kann sich der neue Bischof vorstellen - "so lange sie nicht parteipolitisch ist".

Ein Beispiel dafür findet sich ganz im Süden der Landeskirche, in der Lausitz. Hier wird seit Jahren über den Braunkohleausstieg gestritten. Die EKBO hatte dort vor einigen Jahren ein eigenes Büro zur Begleitung des anstehenden Strukturwandels gegründet. "Wir engagieren uns stark in der Lausitz, weil wir der Meinung sind, dass der Strukturwandel eine zivilgesellschaftliche Begleitung braucht", sagte Stäblein. "Wir wollen als starke Stimme der Zivilgesellschaft diesen Wandel auch ermöglichen." Er hoffe deswegen, dass es einen Lausitzfonds geben werde, der entsprechende gesellschaftliche Anliegen stärke.

Gemeindemitglieder laufen davon

Wer allerdings in der EKBO genau hinguckt, wird auch merken, dass die Kirche vor großen Herausforderungen steht. Denn seit 2004 hat sie fast 300.000 Gemeindeglieder verloren. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. "Es kommt darauf an, dass wir die Kirche nach außen missionarisch und attraktiv gestalten, und in Vielfalt und Buntheit zusammenbleiben", sagte Stäblein nach seiner Wahl.

"Wir brauchen gemeinsam alle guten Ideen und Initiativen, um als Kirche über unseren Raum hinaus in die Gesellschaft zu sprechen." Die Menschen müssten bei der evangelischen Kirche finden können, was sie dort erwarteten: "Das Reden von dem, wie Gottes Wort tröstet und freimacht."“


Quelle:
KNA