Rheinischer Präses zu ökumenischer Vesper mit Kardinal Woelki

"Es verbindet uns mehr, als uns trennt"

Die gemeinsame Andacht mit dem Kölner Erzbischof Woelki zum Beginn der Fastenzeit sei eine gute Gelegenheit, einander zuzuhören, so der rheinische Präses Manfred Rekowski. Es sei ein Zeichen, "dass es so etwas wie geistliche Ökumene gibt."

Kardinal Woelki und Präses Rekowski beten die Psalm-Antiphon / © Beatrice Tomasetti (DR)
Kardinal Woelki und Präses Rekowski beten die Psalm-Antiphon / © Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: Traditionell beginnen die Evangelische Kirche im Rheinland und das Erzbistum Köln die Fastenzeit gemeinsam mit einer ökumenischen Vesper. Der Erzbischof des Erzbistums Köln, Rainer Maria Kardinal Woelki, und der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski werden sie heute um 19 Uhr in der Evangelischen Johanneskirche in Düsseldorf feiern. In der ökumenischen Andacht soll die zunehmende Orientierungslosigkeit in der Gesellschaft aufgegriffen werden. Inwiefern wird passieren?

Pfarrer Manfred Rekowski (Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland): Es ist ja eine sehr gute Tradition. Sie sprachen ja auch davon, dass wir jeweils zu Beginn der Fastenzeit einen ökumenischen Gottesdienst halten. Die Predigt wird Kardinal Woelki halten, ich weiß noch nicht, was er genau sagen wird. Aber ich vermute, es geht um die Richtung, die Sie eben angesprochen haben: Wir schöpfen in unserem Leben alle aus Quellen, die wir nicht selbst gefüllt haben, orientieren uns an der biblischen Tradition und gucken natürlich auch auf die Situation unserer Gesellschaft, unseres Lebens – Was fordert die Menschen heraus, was bewegt sie?

DOMRADIO.DE: Abwechselnd finden die Gottesdienste in katholischen und evangelischen Kirchen statt. Heute sind Sie Gastgeber.

Rekowski: Es ist mir natürlich eine große Freude und Ehre, Kardinal Woelki in der Johanneskirche in Düsseldorf zu begrüßen – ein Kölner nach Düsseldorf, das ist ja immer etwas Besonderes. Ich finde, es ist ein Zeichen dafür, dass es so etwas wie geistliche Ökumene gibt. Wir feiern gemeinsam Gottesdienst und das ist ganz unkompliziert und ganz geschwisterlich. Es sind die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen und andere Repräsentantinnen und Repräsentanten mit dabei und das zeigt, dass uns sehr viel mehr als Christenmenschen verbindet über die Konfessionsgrenzen hinweg, als uns trennt.

DOMRADIO:DE: Wenn es um die zunehmende Orientierungslosigkeit in der Gesellschaft geht, werden vermutlich auch Perspektiven und Ausblicke gegeben?

Rekowski: Ja, ich gehe davon aus, dass Kardinal Woelki darauf Bezug nehmen wird. Ich selber werde in der Rolle dessen sein, der in der Liturgie mitwirkt, aber auch gerne zuhört. Ich finde immer, wir Christen müssen auch immer zuhören, was Gott uns in der aktuellen Situation zu sagen hat. Wir müssen die biblischen Texte interpretieren. Und wir müssen die Situation der Gesellschaft und unseres Lebens interpretieren. Beides geschieht in der Predigt im Gottesdienst. Wir bringen alles, was uns bewegt, zu Gott und das ist eine schöne Erfahrung.

DOMRADIO.DE: Musikalisch gestaltet wird der Gottesdienst von Kantor Wolfgang Abendroth und dem Chor der Düsseldorfer Kantorinnen und Kantoren. Und danach wird es einen Empfang geben, bei dem Sie und auch der Kölner Erzbischof ins Gespräch kommen wollen mit den Besuchern. Was glauben Sie werden die Gesprächsthemen sein?

Rekowski: Das ist immer eine sehr schöne Situation nach dem ökumenischen Gottesdienst, dass ganz viele Menschen zusammenstehen in bunt gemischten Gruppen und sich austauschen. Sie nutzen die Gelegenheit, Kardinal Woelki oder mich anzusprechen. Sie sagen uns, was sie bewegt und natürlich bekommen wir auch manchmal die eine oder andere Reklamation mit, das heißt, dass auch von schwierigen Erfahrungen gesprochen wird. Das ist ganz viel Basiskontakt, der nach dem Gottesdienst stattfindet. Da hört man zu, was die Menschen bewegt.

Das Interview führt Dagmar Peters


Quelle:
DR