Wiesemann: Christen müssen Einheit sichtbarer werden lassen

"Horizont der gemeinsamen Sendung"

Christen aller Konfessionen haben von den Kirchen gefordert, dass sie sich mehr gegen eine Spaltung der Gesellschaft einsetzen. Dabei sei die Einheit wichtig, sagte Bischof Karl-Heinz Wiesemann im Berliner Dom.

Berliner Dom im Adendlicht / © Jens Kalaene (dpa)
Berliner Dom im Adendlicht / © Jens Kalaene ( dpa )

"Ich bin davon überzeugt, dass die Einheit der Christen vor allem durch eine solche Bewusstwerdung der Dringlichkeit und des Horizontes der gemeinsamen Sendung in unsere Zeit und Welt, die sich weder national noch eigenkirchlich einengen lassen darf, heranwächst", sagte Karl-Heinz Wiesemann, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) und Bischof von Speyer, am Donnerstagabend im Berliner Dom beim zentralen ökumenischen Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen. Die Christen hätten den Auftrag, ihre Einheit, die ihnen im Glauben an den einen Herrn Jesus Christus und in der einen Taufe geschenkt sei, "wieder sichtbarer werden zu lassen".

Die weltweite Gebetswoche steht in diesem Jahr unter dem von Christen aus Indonesien ausgesuchten biblischen Motto "Gerechtigkeit, Gerechtigkeit - ihr musst du nachjagen!" Wiesemann hob hervor, angesichts der Krisen der Gegenwart komme es darauf an, dass der Wandel "nicht von denen gestaltet wird, die mit Angstmache oder Hetze ihre Macht ausbauen wollen und das Land spalten".

Versöhnend und ausgleichend

Im Anschluss an den Gottesdienst ehrten die ACK und der Ökumenische Rat Berlin-Brandenburg den griechisch-orthodoxen Metropoliten Augoustinos (80) für sein ökumenisches Lebenswerk. Altbundespräsident Christian Wulff würdigte den Vorsitzenden der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland als einen "herausragenden Integrator" und "Brückenbauer", der sowohl innerorthodox als auch in der Ökumene versöhnend und ausgleichend wirke.

"In unserer vielfältigen, multiethnischen, multireligiösen und multikulturellen Gesellschaft braucht es Menschen wie Metropolit Augoustinos, die mit Herzlichkeit, mit Beharrlichkeit, auch mit Gelassenheit und Klugheit an der Einheit in Vielfalt arbeiten." Zugleich hob der frühere Bundespräsident die Verdienste des aus Kreta stammenden Geistlichen für das deutsch-griechische Verhältnis hervor.

Die zwei Seiten des Preises

Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., dankte Augoustinos in einer Grußbotschaft, die vom stellvertretenden ACK-Vorsitzenden, Erzpriester Constantin Miron, verlesen wurde, für sein langjähriges segensreiches Wirken. Der Metropolit verbinde die orthodoxe Gesinnung und die Treue zur orthodoxen Tradition mit der Offenheit für die Kultur und mit dem Geist des Dialogs, so das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie.

Augoustinos machte in seiner Dankesrede auf die Doppeldeutigkeit des Wortes "Preis" aufmerksam. Es bezeichne nicht nur etwas, für das man belohnt oder geehrt werde, sondern auch etwas, "das man zahlen muss". Der "Preis der Ökumene" in diesem Sinn sei das "Aufgeben der behaglichen Nestwärme, um sich den rauen Wind der interkonfessionellen Realität um die Ohren wehen zu lassen".


Karl-Heinz Wiesemann, Bischof von Speyer / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Karl-Heinz Wiesemann, Bischof von Speyer / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Metropolit Augoustinos  / © Cornelis Gollhardt  (KNA)
Metropolit Augoustinos / © Cornelis Gollhardt ( KNA )
Quelle:
KNA