EKD-Synode eröffnet mit Ankündigung von Missbrauchsstudie

"Betroffenheit und Scham"

Mit einem Gottesdienst in der Würzburger Kirche Sankt-Stephan ist am Sonntag die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland eröffnet worden. Sie hat das Schwerpunktthema "Ermutigung und Zugehörigkeit – der Glaube junger Menschen".

EKD-Synode in Würzburg / © Norbert Neetz (epd)
EKD-Synode in Würzburg / © Norbert Neetz ( epd )

Auf der Tagesordnung stehen bis Mittwoch auch der Umgang mit sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche sowie das Thema "Strategie der Kirche im digitalen Wandel". Der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, bat die Opfer sexueller Gewalt im Raum der Kirche um Vergebung. Er hob hervor, dass es beim Missbrauch im Raum der Kirche nicht allein um die Zahl der Fälle im Vergleich zu anderen Organisationen gehe.

"Eines unterscheidet uns von den anderen. Wir sind – ganz gleich ob evangelisch oder katholisch oder orthodox oder freikirchlich – als Kirche eine Institution, die sich auf Jesus Christus bezieht, denjenigen, der für radikale Liebe steht", sagte er. Wenn im Rahmen dieser Institution Handlungen passierten, die das Leben von Menschen zerstörten, "dann wird mit Füßen getreten, wofür wir stehen. Einen tieferen Widerspruch kann ich mir kaum vorstellen", fügte er hinzu.

"Wichtiges Signal"

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) lobte in ihrem Grußwort, dass sich die Synode mit der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt beschäftige. Dies sei ein "wichtiges Signal". Für Missbrauchstäter müsse es disziplinarische und strafrechtliche Konsequenzen geben. "Menschen, die Kinder missbrauchen und sie damit für ihr Leben schädigen, haben in keinem Amt der Kirche mehr etwas zu suchen."

Auch der Würzburger katholische Bischof Franz Jung äußerte in seinem Grußwort "Betroffenheit und Scham" angesichts des sexuellen Missbrauchs "im innersten Bereich der katholischen Kirche". Das gelte auch für die Tatsache, dass dies über lange Jahre in hohem Maße bagatellisiert und vertuscht wurde. Die katholische Kirche und zuerst die Bischöfe müssten sich dieser Realität stellen und alles tun, "damit den Betroffenen Gerechtigkeit widerfährt und alles geschieht, um in Zukunft Machtmissbrauch gegenüber Schutzbefohlenen zu verhindern".

"Die normative Kraft der Grauhaarigen"

Jung berichtete auch von der katholischen römischen Bischofssynode im Oktober, bei der ebenfalls das Thema Jugend im Mittelpunkt stand. Er hob hervor, dass dabei auch über die stärkere Beteiligung von Laien und besonders von Frauen in der Leitung der Kirche diskutiert worden sei.

Bedford-Strohm hatte im Eröffnungsgottesdienst mit Blick auf die junge Generation hervorgehoben, neue Ideen brauchten Platz und Vertrauen. "Am Anfang kann nicht immer schon klar sein, was das Ergebnis sein soll", betonte der bayerische Landesbischof. Die Kirche solle ein Ort sein, "an dem weder die normative Kraft der Grauhaarigen herrscht noch irgendein bemühter Jugendkult verbreitet wird, sondern schlicht und einfach das Volk Gottes in allen seinen Altersgruppen gemeinsam ihre Kirche gestaltet". Dem Kirchenparlament gehören 120 Vertreter der 20 evangelischen Landeskirchen an, die zusammen 21,5 Millionen Mitglieder haben.

Zwei Studien

Die EKD will mit zwei Studien das Dunkelfeld und die Risikofaktoren des sexuellen Missbrauchs in den eigenen Reihen untersuchen lassen. Das kündigte die Präses der EKD-Synode, die frühere Bundesministerin Irmgard Schwaetzer, am Sonntag vor Journalisten in Würzburg an. Dabei wolle man mit den einschlägigen Stellen beim Bund zusammenarbeiten.

"Wir arbeiten klar auf der Linie, die die Unabhängige Kommission von der EKD gefordert hat", sagte Schwaetzer. Die Durchführung der Studien sei am Samstag von der Kirchenkonferenz beschlossen und in Auftrag gegeben worden.

 

Quelle:
KNA