Debatte in evangelischer Kirche um AfD-Ausschluss vom Kirchentag

"Verpasste Chance"

Das Präsidium für den evangelischen Kirchentag 2019 im westfälischen Dortmund hatte kürzlich beschlossen, AfD-Mitgliedern dort keine Podien zu öffnen. Diese Entscheidung sieht der Berliner Bischof Markus Dröge durchaus kritisch.

Halstücher der freiwilligen Helfer auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag / © Markus Nowak (KNA)
Halstücher der freiwilligen Helfer auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag / © Markus Nowak ( KNA )

Bei der Vorstellung einer neuen "Politiker-Bibel" sprach der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am Montagabend in Berlin von einer "verpassten Chance".

Die Pfarrer in den Gemeinden vor Ort müssten schließlich auch mit Anhängern populistischer Thesen diskutieren, dies sei auch immer die Stärke von Kirchentagen gewesen. "Wenn wir den Rechtspopulismus überwinden wollen, müssen wir dessen Thesen argumentativ bloßstellen", sagte Dröge bei der Präsentation des Buches "Glaube, Liebe, Hoffnung - Die Bibel der Politikerinnen und Politiker".

Dröge gespannt auf AfD-Ableitungen aus der Bibel

Berlins evangelischer Bischof betonte, ihn interessiere schon, wie sich auf die Heilige Schrift berufende AfD-Vertreter "das was sie vertreten, aus der Bibel ableiten wollen". Da habe er bisher noch nichts Überzeugendes gehört, fügte das EKD-Ratsmitglied Dröge an. Der Berliner Bischof hatte auf dem Kirchentag 2017 in Berlin auf einem Podium mit der damaligen Sprecherin der "Christen in der AfD" debattiert.

Der Argumentation Dröges hielt der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, entgegen, Tabus hätten "manchmal ihren guten Sinn". Gedanken seien frei, aber bei öffentlicher Rede müssten auch Grenzen gezogen werden: "Ich bin nicht bereit, antisemitische Äußerungen als freie öffentliche Rede zu akzeptieren", sagte Schneider.

Das Präsidium für den evangelischen Kirchentag 2019 im westfälischen Dortmund hatte kürzlich beschlossen, AfD-Mitgliedern dort keine Podien zu öffnen. In dem Beschluss heißt es, der Kirchentag verstehe sich als "offenes Forum für faire Debatten über aktuelle Themen in Kirche und Gesellschaft".

Nicht eingeladen werde jedoch, "wer sich rassistisch äußert". In der AfD gebe es mittlerweile einen fließenden Übergang zum Rechtsextremismus und Verbindungen zu verfassungsfeindlichen Netzwerken. Respekt und Klarheit seien jedoch Kernbestandteile des Kirchentages.

Politiker und die Bibel

Schneider und Dröge stellten am Montagabend in Berlin das Buch "Glaube, Liebe, Hoffnung - Die Bibel der Politikerinnen und Politiker" aus dem Kreuz Verlag vor, dessen Herausgeber Schneider ist. Darin beschreiben 69 Politikerinnen und Politiker aller im Bundestag vertretenen Parteien - außer der AfD - ihre Lieblingsstelle aus Altem oder Neuem Testament.

Darunter sind Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble und Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU), CSU-Chef und Bundesinnenminister Horst Seehofer, Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), SPD-Chefin Andrea Nahles und der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne).

Die Antwortgeber gehören ganz unterschiedlichen Glaubensrichtungen an. Neu an dieser "Politiker-Bibel" ist, dass den Protagonisten erstmals Fragen gestellt wurden, wie etwa "Kann man mit der Bergpredigt Politik machen?".


Wahlplakat der AfD / © Steffen Schellhorn (epd)
Wahlplakat der AfD / © Steffen Schellhorn ( epd )

Markus Dröge / © Jürgen Blume (epd)
Markus Dröge / © Jürgen Blume ( epd )

Nikolaus Schneider / © Norbert Neetz (epd)
Nikolaus Schneider / © Norbert Neetz ( epd )
Quelle:
epd