Chronologie 70 Jahre Weltkirchenrat

Fußstapfen der Ökumene

Der Ökumenische Rat der Kirchen ist der größte Dachverband der nicht-katholischen Christenheit. Er wurde 1948 in Amsterdam gegründet. Was sind die wichtigsten Etappen in der Geschichte der kirchlichen Organisation?

Symbolbild Ökumene / © Stefano Dal Pozzolo (KNA)
Symbolbild Ökumene / © Stefano Dal Pozzolo ( KNA )

1948: In Amsterdam treffen sich vom 22. August bis 4. September Repräsentanten von 147 zumeist protestantischen Kirchen aus 44 Ländern. Zu den Gründungsmitgliedern des ÖRK gehört auch die neu gebildete Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Das Gründungstreffen steht unter dem Eindruck des Ost-West-Konfliktes nach dem Zweiten Weltkrieg. Erster Generalsekretär des Kirchenbundes, dem die katholische Kirche nicht angehört, wird der Niederländer Willem A. Visser't Hooft (1900-1985).

1954: Vollversammlung in Evanston (US-Staat Illinois). Themen sind die Spannungen des Kalten Kriegs sowie die Konflikte zwischen schwarzer und weißer Bevölkerung in den USA.

1961: Vollversammlung in Neu-Delhi (Indien). Das oberste Gremium des Weltkirchenrats kommt erstmals in einem Entwicklungsland zusammen. Gleichzeitig rückt der Nord-Süd-Konflikt immer mehr in den Vordergrund. Die orthodoxen Kirchen unter anderen aus Russland, Rumänien und Bulgarien treten dem ÖRK bei.

Das Zweite Vatikanum und der Weltkirchenrat

1968: Vollversammlung in Uppsala (Schweden). Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) wirkt sich auf die Ökumene positiv aus.

Katholische Beobachter nehmen an der ÖRK-Vollversammlung teil. Eine Rolle spielt auch die Befreiungstheologie aus Lateinamerika, die in den kommenden Jahren die ökumenische Bewegung beeinflussen wird. Im selben Jahr startet der Weltkirchenrat sein Programm zur Bekämpfung des Rassismus.

1975: Vollversammlung in Nairobi (Kenia). Kirchen des Südens üben scharfe Kritik an den Industriestaaten, weil diese ihren Reichtum auf Kosten der armen Länder vergrößerten.

Die Einheit schien zum Greifen nah

1983: Vollversammlung im Vancouver (Kanada). Die Abendmahlsgemeinschaft zwischen Katholiken und Protestanten scheint in greifbarer Nähe. Einer der Höhepunkte der Versammlung ist die Feier der Lima-Liturgie, ein Gottesdienst mit anglikanischen, katholischen, lutherischen und orthodoxen Elementen.

1990: Angestoßen durch die Vollversammlung von Vancouver findet in Seoul (Südkorea) die ökumenische Weltversammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung statt. Beteiligt sind alle Konfessionsfamilien, der Vatikan entsendet eine Beobachterdelegation.

1991: Vollversammlung in Canberra (Australien). Das Verhältnis zu nichtchristlichen Religionen gewinnt im Weltkirchenrat an Bedeutung. Zugleich gibt es in der ökumenischen Bewegung kaum Fortschritte zu vermelden. Obwohl eine Reihe von wichtigen Texten die Gemeinsamkeiten der christlichen Traditionen betonen, wird in der Praxis die Grenze zwischen den Kirchen wieder deutlicher.

Ein Deutscher wird Generalsekretär

1993: Der Theologieprofessor Konrad Raiser wird als erster Deutscher zum Generalsekretär des Weltkirchenrates gewählt.

1998: Vollversammlung in Harare (Simbabwe). Sie wird überschattet von Spannungen zwischen orthodoxen und protestantischen Kirchen. Streitthemen sind Frauenordination und Homosexualität, bei denen schließlich Kompromisse gefunden werden und eine Spaltung des ÖRK vermieden wird.

2006: Vollversammlung in Porto Alegre (Brasilien). Themen sind die negativen Folgen der Globalisierung und die Neuausrichtung der ökumenischen Bewegung.

2013: Vollversammlung in Busan (Südkorea). Der Klimawandel bildete einen Tagungs-Schwerpunkt. Zudem wurde ein Zeichen der Kirchen für die Wiedervereinigung des politisch geteilten Landes gesetzt.

2021: Karlsruhe wird die erste deutsche Stadt, die eine ÖRK-Vollversammlung ausrichtet.


Quelle:
KNA