Eine Einschätzung zur Veröffentlichung der Handreichung

"Die Bischöfe wollen weiter ringen"

Seit Wochen hatten die Bischöfe gerungen, ob eine geplante Handreichung zur Zulassung von evangelischen Ehepartnern zur Kommunion unter bestimmten Umständen auf der Ebene der Bischofskonferenz zulässig ist oder nicht. Und nun?

Deutsche Bischöfe / © Frank Rumpenhorst (dpa)
Deutsche Bischöfe / © Frank Rumpenhorst ( dpa )

DOMRADIO.DE: Am Mittwoch wurde nun dieser Text veröffentlicht, allerdings nicht als Handreichung im eigentlich gedachten Sinne, sondern als was?

Mathias Peter (Redaktion Theologie): Die Bischöfe haben zwei Tage in Berlin zusammengesessen und beraten. Man kann das Ergebnis ein bisschen einfach zusammenfassen und sagen: Aus der Handreichung der Deutschen Bischofskonferenz ist eine Orientierungshilfe für den einzelnen Ortsbischof geworden. Das heißt, der Hauptstreitpunkt war ja: Kann die Bischofskonferenz so etwas überhaupt verabschieden? Kann die so ein wichtiges Thema wie die Zulassung von evangelischen Ehepartnern im Einzelfall zur Kommunion überhaupt beschließen?

Und da ist jetzt im Moment die Lösung, dass man sagt: Dieser Text ist eine Orientierungshilfe und zwar für jeden einzelnen Bischof und dessen Diözese. Es ist ja so, dass jeder Bischof eine besondere Autorität und Verantwortung für sein einzelnes Bistum hat. Dafür ist jetzt dieser Text als Orientierungshilfe gedacht, damit der Bischof nochmal für sich genauer überlegen kann, wie er mit der Problematik der Zulassung von evangelischen Ehepartnern zur Kommunion im Einzelfall umgehen soll.

DOMRADIO.DE: Das heißt im Endeffekt, der Papst hat nichts konkretes vorgeschrieben, sondern im Grunde liegt es wieder im Ermessen eines jeden Bischofs.

Peter: Der Papst hat ja schon oft gesagt, dass es ihm wichtig ist, dass die einzelnen Bischöfe, dass die Ortskirche mehr Verantwortung übernimmt, dass nicht alles zentral vom Vatikan oder vom Papst vorgegeben werden soll. Und jetzt geht es wirklich in der Tat darum, dass sich die einzelnen Bischöfe damit auseinandersetzen sollen und nicht eine übergeordnete Institution wie die Bischofskonferenz einen Text beschließen soll, der nämlich dann wieder weltkirchliche Auswirkungen hätte. Hier geht es wirklich darum, dass der Bischof in seinem Bistum gewisse Dinge einfach regeln kann.

DOMRADIO.DE: Deshalb hat es im Vorfeld diese lange Debatte um die Handreichung gegeben. Was war das Problem?

Peter: Eigentlich war es ja so gewesen, dass sich die Bischofskonferenz im Februar darauf geeinigt hat, dass sie eine pastorale Handreichung verabschieden möchte. Das hat sie auch getan mit einer starken Mehrheit. Allerdings muss man sagen, dass es dann doch Zweifel gab bei sieben Diözesanbischöfen.

Da war im Prinzip der Hauptknackpunkt: Darf die Bischofskonferenz so einen Text mit der Auswirkung überhaupt beschließen? Deswegen haben sich die sieben Bischöfe an den Vatikan gewandt und da gab es auch entsprechende Gespräche. Zunächst hieß es dann, der Vatikan verweise den Konflikt zunächst nochmal zurück an die Bischofskonferenz, die deutschen Bischöfe sollten sich doch einigen.

Dann gab es aber Anfang Juni einen Brief des Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Ladaria. Der sagte, dass dieses Dokument im Moment noch nicht zur Veröffentlichung reif sei. Jetzt hat es da aber in den letzten Tagen und Wochen doch nochmal Bewegung gegeben. Dieser Text ist jetzt doch tatsächlich veröffentlicht worden, aber eben nicht mehr als Handreichung sondern als Orientierungshilfe.

DOMRADIO.DE: Jetzt haben wir eine Orientierungshilfe. Wie wird es denn wohl in dieser Kommuniondebatte jetzt noch weitergehen oder nicht?

Peter: Zum einen heißt es einfach, dass bei der nächsten Vollversammlung der Bischofskonferenz in Fulda im Herbst weiter darüber gesprochen werden soll. Die Bischöfe wollen weiter ringen, wie sie es formuliert haben. Das heißt also, auch der Vatikan, die Dikasterien, wollen sich auch nochmal mit dem Problem beschäftigen.

Das heißt, für den Moment ist klar: Dieser Text ist jetzt veröffentlicht, aber eben als Orientierungshilfe. In Fulda wird es dann weitere Gespräche dazu geben. Auch der Vatikan wird sich mit dem Thema Kommunionempfang für evangelische Ehepartner auch noch weiterbeschäftigen. Aber für den Moment kann man sagen, ist die Handreichung als Text der Bischofskonferenz vom Tisch. Aber der Text als solcher bleibt als Orientierungshilfe in der Diskussion.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Mathias Peter / © Ide Lödige (DR)
Mathias Peter / © Ide Lödige ( DR )
Quelle:
DR