Käßmann kritisiert Frauenfeindlichkeit in evangelischer Kirche

Häme und Spott geerntet

Bald beginnt ihr Ruhestand: Doch vorher geht die evangelische Theologin und frühere Bischöfin Margot Käßmann mit ihrer Kirche noch hart ins Gericht. Dabei kritisiert sie vor allem vielfältige Arten von Frauenfeindlichkeit.

Margot Käßmann / © Norbert Neetz (epd)
Margot Käßmann / © Norbert Neetz ( epd )

"Als ich als Bischöfin kandidierte, wurde ich als 'Mädchen' bezeichnet, da war ich eine gestandene Frau im Alter von 41 Jahren mit vier Kindern", erzählte Käßmann der in München erscheinenden Illustrierten "Bunte". Eine Pröpstin wiederum sei total dagegen gewesen, dass sie sich mit ihrem Mann die Pfarrstelle habe teilen wollen. Das könne man der Gemeinde nicht antun, habe es geheißen.

Ehrgeiz der Mutter

Auch als sie Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags geworden sei, hätten manche gemeint, man müsse ihre Kinder vor dem Ehrgeiz der Mutter schützen, berichtete die Theologin.

Auch sei ihr Mann damals bemitleidet worden aufgrund einer solchen Frau. Die traditionellen Bilder, wie ein evangelisches Pfarrhaus auszusehen habe, habe sie nicht einfach annehmen wollen, so die einstige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland. "Als Bischöfin mit vier Kindern gab es kein Vorbild für mich."

Rechtfertigung der Scheidung

Auch die Scheidung von ihrem Mann gegenüber den Kirchenoberen zu rechtfertigen, sei nicht einfach gewesen, erinnerte sich Käßmann:

"Eine schreckliche Zeit, aber mir war es wichtig, wahrhaftig zu leben, ein Gemauschel wollte ich nicht." Sie habe viel Häme und Spott geerntet. Aber Scheidung gab es ihren Worten zufolge schon zu Zeiten von Jesus. Die Ehe sei doch dafür da, dass zwei Menschen aneinander wüchsen. Wenn das nicht mehr der Fall sei, dürfe man sie lösen, zeigte sich die Theologin überzeugt.

Käßmann war zuletzt als Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland für das Reformationsgedenken 2017 tätig. Am 3. Juni wird sie 60 Jahre alt und geht damit in Pension.


Quelle:
KNA