Ökumenik-Direktor zur Debatte um gemeinsame Kommunion

"Signal, dass ökumenisches Miteinander unterstützt wird"

Die katholischen Bischöfe haben beschlossen: Künftig dürfen in bestimmten Fällen die protestantischen Ehepartner zur Kommunion gehen. Ökumenik-Direktor Oeldemann über die Folgen für die Ökumene.

Kommunionausteilung / © Harald Oppitz (KNA)
Kommunionausteilung / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Dürfen jetzt alle protestantischen Ehepartner zur katholischen Kommunion mitgehen?

Dr. Johannes Oeldemann (Direktor am Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik): Nein, es geht nicht um eine generelle Erlaubnis, sondern darum, Einzelfallentscheidungen zu ermöglichen. Die Ehepartner können im Gespräch mit dem Pfarrer über ihre Lage beraten und dann zu einem Gewissensurteil kommen, ob eine Teilnahme an der katholischen Eucharistie möglich ist.

DOMRADIO.DE: Wie werden die protestantischen Ehepartner geprüft, ob sie auch an die katholische Eucharistie glauben - denn das ist ja dann Voraussetzung?

Oeldemann: Es geht in dem Gespräch darum, eine - wie die Bischöfe das formuliert haben - "geistliche Unterscheidung" zu treffen und natürlich zu schauen: Kann der evangelische Partner dem zustimmen, was die katholische Kirche in der Eucharistie feiert: die reale Gegenwart Jesu Christi in der Gestalt von Brot und Wein? Es wird schon entsprechend verlangt, dass er dem Glauben der katholischen Kirche zustimmt, aber es soll auch die Lage der Eheleute berücksichtigt werden. Es ist die Rede von einem "schwerwiegenden Bedürfnis". Da bezieht man sich auf einen Kanon im Kirchenrecht. Man möchte die Pfarrer ermutigen, den Spielraum den das vorhandene Kirchenrecht diesbezüglich gibt, entsprechend zu nutzen.

DOMRADIO.DE: In vielen Gemeinden wird dieser Spielraum schon genutzt - das heißt, da sind auch schon protestantische Ehepartner mit zur katholischen Kommunion gegangen. Wird das jetzt quasi leaglisiert?

Oeldemann: Ich würde nicht von einer Legalisierung sprechen, weil das ja den Eindruck erweckt, es wäre vorher eine illegale Praxis gewesen. Ich verstehe die Pressemitteilung der Bischofskonferenz so, dass sich nichts an der gegenwärtigen Rechtslage ändert, sondern man nur die dort gegebenen Freiräume nutzt: dass Bischofskonferenzen definieren können, was konkrete Situationen für beispielsweise konfessionsverschiedene Ehepaare bedeutet und dort einen Freiraum eröffnet. Und denjenigen, die es bisher so praktiziert haben, den Rücken stärkt, dass sie diesen Weg gehen können.

DOMRADIO.DE: Was bedeutet das für die Ökumene: Ist das ein großer Schritt hin in Richtung gemeinsames Abendmahl?

Oeldemann: Ich würde es nicht als einen großen Schritt bezeichnen, aber als einen ersten Schritt, der zeigt, dass wir in der Ökumene in den letzten Jahrzehnten ein gutes Stück vorangekommen sind. Im Verständnis über das Eucharistie- und Abendmahl-Verständnis hat es eine wesentliche Annäherung von Lutheranern und Kathoiken gegeben. Ich sehe diese Entscheidung als eine Umsetzung der sogenannten Selbstverpflichtung, die man in der Bischofskonferenz in Hildesheim im letzten Jahr eingegangen ist – wo man sich verpflichtet hat, den konfessionsverbindenden Ehen alle Hilfestellungen zukommen zu lassen, die sie für ihren gemeinsamen Glaubensweg brauchen.

DOMRADIO.DE: Es bleibt aber dabei, dass Katholiken und Protestanten grundsätzlich ein unterschiedliches Abendmahlverständnis haben - daran wurde jetzt nicht gerüttelt?

Oeldemann: Ich wollte nur unterstreichen, dass man vielleicht nicht mehr die alten Vorurteile vom protestantischen Abendmahl aufrecht erhalten kann - wie sie vielleicht noch beim Zweiten Vatikanischen Konzil in den Köpfen der Bischöfe waren. In den letzten 50 Jahren im ökumenischen Dialog hat sich gezeigt, dass es in bestimmten Dingen eine größere Nähe gibt als uns vorher bewusst war. Im Verständnis der Gegenwart Jesu Christi in den Gestalten von Brot und Wein gibt es eine größere Nähe zwischen Lutheraner und Katholiken als es gemeinhin bekannt ist.

DOMRADIO.DE: Wie finden sie die Entscheidung der katholischen Bischöfe. Ist das der richtige Weg zu einem ökumenischen Miteinander?

Oeldemann: Ich war sehr froh, dass die Bischöfe diese Entscheidung getroffen haben, weil es eben doch ein Signal für konfessionsverbindenden Familien ist. Ein Signal dafür, dass man das, was sie im Alltag leben - das ökumenische Miteinander - unterstützt wird. Von daher bin ich froh, dass zumindest mehrheitlich die deutschen Bischöfe diesen Weg unterstützen und in absehbarer Zeit eine entsprechende pastorale Handreichung herauskommen wird - mit deren Hilfe solche Wege beschritten werden können.

Das Gespräch führte Silvia Ochlast.


Dr. Johannes Oeldemann / © Möhler-Institut
Dr. Johannes Oeldemann / © Möhler-Institut
Quelle:
DR