Evangelischer Präses Manfred Rekowski wird 60

Rheinländer mit Migrationserfahrung

Als Sprecher für Migrationsfragen hätte die Evangelische Kirche in Deutschland wohl keinen besseren wählen können. Manfred Rekowski weiß, was es heißt, die Heimat zu verlassen. Am Karnevalssonntag wird der Präses 60 Jahre alt.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Manfred Rekowski / © Harald Oppitz (KNA)
Manfred Rekowski / © Harald Oppitz ( KNA )

Ein Karnevalist vor dem Herrn ist Manfred Rekowski an sich nicht. Und doch sah man den Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland vergangenes Jahr auf dem "Luther"-Motivwagen im Düsseldorfer Rosenmontagszug. Jetzt fällt auch noch sein persönlicher Ehrentag auf ein närrisches Datum: Am Karnevalssonntag wird das Oberhaupt von rund 2,5 Millionen Protestanten 60 Jahre alt.

Sogar ein weiteres Jubiläum steht für Rekowski an: Vor fünf Jahren, am 3. März 2013, trat er als Nachfolger von Nikolaus Schneider sein Amt als rheinischer Präses an. Er wolle nicht jede Meldung der Tagesthemen kommentieren, ließ der offen und heiter wirkende Theologe gleich zu Anfang seiner bis 2021 dauernden Amtszeit wissen. Und doch ist Rekowski ein Freund klarer Worte, nicht zuletzt in seiner Eigenschaft als Beauftragter für Flüchtlingsfragen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

In Polen geboren

So äußerte er erst kürzlich Besorgnis über den von Union und SPD ausgehandelten Kompromiss zum Familiennachzug. Die Hoffnung der Geflüchteten "droht nun bitter enttäuscht zu werden", so Rekowski. Er selbst weiß, was es heißt, seine Heimat zu verlassen und in einer fremden Umgebung ganz neu anzufangen.

Rekowski wurde am 11. Februar 1958 im polnischen Mojtyny in Masuren geboren und kam als Fünfjähriger mit seinen Eltern und den vier Geschwistern nach Nordrhein-Westfalen. Er wuchs in Gladbeck und in Honrath (Rhein-Sieg-Kreis) auf. "In Polen war ich 'der Deutsche' und nicht übermäßig beliebt. Auf dem Schulhof in Deutschland war ich 'der Pole', was auch nicht besser war", sagt er über seine frühen Jahre.

Nach Hauptschule und Míttlerer Reife war seine Ausbildung zum Verwaltungsangestellten ausgemachte Sache. Doch dank des Einspruchs seiner Lehrer und dank BAFöG wurde er der erste in der Familie mit höherem Bildungsweg.

Nach dem Studium in Bethel, Marburg, Bochum und Wuppertal wurde er 1986 Pfarrer in Wuppertal. Parallel dazu war er von 1993 bis 2011 Superintendent zunächst des Kirchenkreises Barmen und nach der Fusion mit Elberfeld 2005 des Kirchenkreises Wuppertal. Seit 2011 gehört er der rheinischen Kirchenleitung an. Mit seiner Ehefrau, der Realschullehrerin Birgit Rekowski, hat er zwei inzwischen erwachsene Kinder.

Strukturreformen in der rheinischen Kirche

In den vergangenen Jahren war der Geistliche maßgeblich mit der Einleitung von Strukturreformen für die rheinische Kirche befasst.

Jetzt gilt es, mit dem laut Prognosen bis 2030 drohenden Mitgliederschwund auf rund zwei Millionen umzugehen. Auch die Zahl der Pfarrerinnen und Pfarrer werde von derzeit 1.800 auf 1.000 sinken, hieß es bei der Landessynode im Januar.

Doch nicht umsonst lautet Rekowskis Lebensmotto "Mit dir überspringe ich Mauern" (Psalm 18). Als eine der jetzt verordneten Maßnahmen soll unter anderem 2019 erstmals eine Jugendsynode stattfinden, bei der Heranwachsende Ideen und Erwartungen an die Kirche formulieren können.

Seinen Geburtstag am Karnevalssonntag begeht Rekowski im privaten Rahmen; wenige Tage später folgt eine offizielle Feier, zu der unter anderen der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki geladen ist. Ökumene spielt für Rekowski eine wichtige Rolle. Zu seinen regelmäßigen Jahresterminen zählen die Andachten mit Woelki jeweils zur Advents- und Fastenzeit sowie der Sozialpolitische Aschermittwoch mit dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck; auch wird er am Katholikentag im Mai in Münster teilnehmen.

Lob für Papst Franziskus

Viel Lob hat er für den Papst. Franziskus erfasse sehr genau, "was die Menschen bewegt und was die Welt von den Kirchen braucht", so der evangelische Präses. Er habe Texte des Papstes mit großer Begeisterung gelesen; gerade die Umwelt-Enzyklika findet Rekowskis Beifall, der in seiner Heimatstadt Wuppertal mit einem gelben Elektro-Auto mit der Aufschrift "Solarstrom bewegt - Glaube auch" auffällt.

Fit hält sich Rekowski mit täglichem Frühschwimmen in Wuppertals Badeanstalten. Außerdem ist der Fußballfan Mitglied bei Borussia Dortmund. In diesem Zusammenhang fiel es ihm Ende 2016 zu, BVB-Star Gonzalo Castro in einem Wasserschloss zu trauen. Etwas Glamour im Alltag eines Präses.

Quelle:
KNA