Hamburger Erzbischof gegen Reformations-Feiertag im Norden

"Datum markiert Christenspaltung"

Erneut kommt Widerspruch gegen die Einführung des Reformationstags als gesetzlichen Feiertag in Schleswig-Holstein von Katholiken, Juden und Muslimen. Hamburgs Erzbischof Stefan Heße sagte, er tue sich schwer mit diesem Tag. 

Reformationstag 2017 ist ein deutschlandweiter Feiertag / © Sebastian Gollnow (dpa)
Reformationstag 2017 ist ein deutschlandweiter Feiertag / © Sebastian Gollnow ( dpa )

"Dieses Datum schmerzt, weil es eben auch die Spaltung der Christen markiert", sagte Heße den "Kieler Nachrichten" (Freitag). Der Vorsitzende der Islamischen Religionsgemeinschaft (Schura) Schleswig-Holstein, Fatih Mutlu, forderte Gesprächsbereitschaft und ein Entgegenkommen der evangelischen Kirche. Von einem interkulturellen oder interreligiösen Tag könnten sich alle Religionsgemeinschaften angesprochen fühlen.

Für den Vorsitzenden des Landesverbands Jüdischer Gemeinden, Walter Blender, wäre der Reformationstag als Feiertag "überhaupt nicht in Ordnung". Ihn habe gestört, dass zum Reformationsgedenken in diesem Jahr Martin Luther an manchen Orten "wie ein Messias" auf ein Podest gehoben worden sei.

Luther hat auch antisemitische Schrift verfasst

Oft werde verschwiegen, dass Luther auch eine antisemitische Schrift verfasst habe. In seiner Hetzschrift "Von den Juden und ihren Lügen" forderte Luther 1543, Synagogen und Häuser von Juden niederzubrennen und sie in Sammellager zu sperren. Luthers Antijudaismus war nach Expertenmeinung nicht rassistisch begründet. Darin äußerte sich unter anderem Wut, dass sie sich nicht bekehren lassen wollten.

"Reformation hat Gesellschaft erneuert"

Der evangelische Bischof Gothart Magaard betonte dagegen, die Reformation habe nicht nur die Kirche, sondern die ganze Gesellschaft erneuert. Der Reformationstag als gesetzlicher Feiertag könne Anlass sein, "gemeinsam über Werte und Überzeugungen nachzudenken" sowie darüber, "wo heute bei uns Erneuerung notwendig ist".

Aktuell wird auch in Hamburg, Bremen und Niedersachsen über die Einführung eines weiteren arbeitsfreien Tags diskutiert. Alle norddeutschen Bundesländer haben nur 9 gesetzliche Feiertage im Jahr, während Bayern als bundesweiter Spitzenreiter auf 13 kommt. Der Reformationstag war nur in diesem Jahr bundesweiter Feiertag. Ab 2018 gilt er wieder nur in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen als gesetzlicher Feiertag.


Erzbischof Stefan Heße / © Julia Steinbrecht (KNA)
Erzbischof Stefan Heße / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA