Bischof Feige will bei der Ökumene noch weiter vorankommen

"Mit Herz und Verstand"

Ökumene-Bischof Gerhard Feige freut sich darüber, dass Katholiken und Protestanten im Reformationsjahr aufeinander zugegangen sind. Das weitere Vorantreiben der Einheit müsse aber allen unter den Nägeln brennen, sagt er im Gespräch mit domradio.de.

Ökumene-Bischof Feige und die evangelische Landesbischöfin Junkermann / © Jens Schlueter (KNA)
Ökumene-Bischof Feige und die evangelische Landesbischöfin Junkermann / © Jens Schlueter ( KNA )

domradio.de: Was hat Ihnen an dem ökumenischen Gottesdienst, den Sie vorhin gemeinsam mit der evangelischen Landesbischöfin Ilse Junkermann in Wittenberg zelebriert haben, besonders gefallen?

Bischof Gerhard Feige (Vorsitzender der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz): Für mich war bewegend, dass die Landesbischöfin mich dazu eingeladen hat. Das ist ja gar nicht selbstverständlich und vor vielen Jahren wäre das noch undenkbar gewesen - gerade an einem so bedeutsamen Tag. Ich habe mit ihr zusammen eine sogenannte Dialogpredigt gehalten und das war schon bewegend, dass wir auch in aller Offenheit und Klarheit Dinge benannt haben, die uns in der Vergangenheit belastet haben, aber dass wir jetzt weiter sind und gerade in diesem Jahr sehr zueinander gekommen sind. Besonders hier in Mitteldeutschland ist Ökumene schon lange kein Fremdwort mehr, sondern bewegt uns, und ich meine, dass in diesem letzten Jahr noch mal ein richtiger Qualitätsschub dazugekommen ist. 

domradio.de: Sie sind der Vorsitzende der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz und Sie haben kürzlich schon gesagt, dass mit dem Reformationsjahr die Abgrenzung und das Gegeneinander früherer Jahrhundert-Jubiläen der Reformation durchbrochen worden sind. Wo und wie wird das Ihrer Meinung nach besonders deutlich?

Bischof Feige: Für mich ist es ein großer Erfolg, dass dieses Jubiläum nicht wie in früheren Jahrhunderten anti-katholisch und deutsch-national gefeiert wurde. Dass nicht die Abgrenzung durch bestimmte Profilierungen eventuell größer geworden ist, sondern dass wir es geschafft haben, einen Versöhnungsprozess einzuleiten, gewissermaßen die Erinnerung zu heilen, das Gedächtnis zu reinigen und von daher mehr aufeinander zugegangen sind. Das halte ich schon für einen enormen Erfolg. Es hätte auch ganz anders kommen können. Da meine ich schon, dass das nicht kleingeredet werden soll - selbst, wenn jetzt noch weitere Schritte ausstehen. Es muss jetzt weitergehen, aber da ist auch eine gewisse Schwierigkeit: Wie kann es jetzt weitergehen, was kann noch deutlicher zu einer größeren Gemeinschaft und Einheit im Glauben führen?

domradio.de: Was meinen Sie denn, wie wird sich dieses gemeinsame positive Luther-Gedenken auf die Zukunft der Ökumene auswirken?

Bischof Feige: Ökumene bewegt sich auf verschiedenen Ebenen. Das heißt, wir müssen in den theologischen Gespräch durchaus auch noch weiterkommen. Das betrifft die Weltkirche, das betrifft aber auch unsere deutschen theologischen Gespräche. Wichtig ist zudem, dass es sich an der Basis noch weiter bewegt und dass wir das Ganze mit Herz und Verstand tun. Ich meine, das ist keine ganz einfache Sache, aber eine, die uns unter den Nägeln brennen müsste: Damit wir die Einheit vorantreiben.

Das Gespräch führte Hilde Regeniter.


Quelle:
DR
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