EKD-Ratschef: Regierung muss auf Schwächste Rücksicht nehmen

"Weltweites Gerechtigkeitsproblem"

Kurz vor dem Start des Weltklimagipfels hat EKD-Chef Heinrich Bedford-Strohm die Regierung aufgefordert, aus der Kohleenergie auszusteigen. Auch bei den Autos müsse der Ausstoß verringert werden.

Abgasuntersuchung / © Patrick Pleul (dpa)
Abgasuntersuchung / © Patrick Pleul ( dpa )

Heinrich Bedford-Strohm, hat an die künftigen Regierungspartner appelliert, sämtliche Beschlüsse auf ihre globale Verträglichkeit zu überprüfen. Es gebe ein weltweites Gerechtigkeitsproblem, sagte er den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Sonntag/Montag). "Daher sollte bei jeder Entscheidung, die die neue Bundesregierung trifft, ein 'Eine-Welt-Check' durchgeführt werden." Eine solche Verträglichkeitsprüfung stelle die Frage, welche Auswirkungen ein Beschluss auf "die schwächsten Glieder der Menschheit" habe.

Als wichtige Aufgabe einer möglichen Jamaika-Koalition nannte Bedford-Strohm den Kampf gegen den Klimawandel. "In Deutschland liegt der Pro-Kopf-CO2-Ausstoß bei 9,1 Tonnen pro Jahr, in Tansania bei 0,2 Tonnen", sagte er. "Das zeigt, dass diejenigen, die die ersten Opfer des Klimawandels sind, am wenigsten dazu beigetragen haben." Als dringendes Ziel forderte der bayerische Landesbischof den Ausstieg Deutschlands aus der Kohleenergie. Kohle sei ein wesentlicher Faktor für den Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxid (CO2).

CO2-Ausstoß verringen

Aber auch bei der Mobilität müsse so schnell wie möglich der CO2-Ausstoß verringert werden. Bei Entscheidungen für Alternativen zu Verbrennungsmotoren müsse aber auch verantwortlich mit Arbeitsplätzen umgegangen werden, sagte der EKD-Ratsvorsitzende.

In der Flüchtlingspolitik sprach sich Bedford-Strohm sowohl gegen eine Obergrenze als auch gegen eine Einschränkung des Familiennachzugs aus. Für Humanität gebe es keine Obergrenze, betonte der Theologe. "Es geht also nicht um die Frage, bei welcher Zahl unsere Verpflichtung zur Hilfe erfüllt ist, sondern es geht um die Frage: Wieviel Kraft haben wir?" Es sei vor allem unerlässlich, die Fluchtursachen in den Herkunftsländern der Flüchtlingen zu bekämpfen.

Keine Massen

Für die Integration sei es schädlich, wenn Menschen lange Zeit von ihren Angehörigen getrennt seien. "Wenn die aktuellen Prognosen für den Familiennachzug zutreffen, halte ich ihn für verkraftbar", sagte der Ratsvorsitzende. "Das sind keine Massen, die da kommen."

Zudem habe Deutschland eine humanitäre Verpflichtung, zu helfen: "Unser Verantwortungshorizont endet nicht an den bayerischen, deutschen oder europäischen Grenzen." Derzeit ist der Familiennachzug für Flüchtlinge mit eingeschränktem Schutz ausgesetzt, dies betrifft vor allem syrische Bürgerkriegsflüchtlinge.


Heinrich Bedford-Strohm / © Wolfgang Kumm (dpa)
Heinrich Bedford-Strohm / © Wolfgang Kumm ( dpa )
Quelle:
epd , KNA
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