500 Jahre Reformationsgedenken: Was kommt danach?

Ruf nach "grundlegender" Reformation

Angesichts des 500-Jahr-Gedenkens an die Reformation werden erneut Rufe nach aktuellen Veränderungen laut.  Frieden, soziale Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung sollen im Mittelpunkt stehen.

Im Lutherhaus in Eisenach / © Sascha Willms (epd)
Im Lutherhaus in Eisenach / © Sascha Willms ( epd )

Der evangelische Theologe Friedrich Schorlemmer forderte in der "Mitteldeutschen Zeitung" eine "grundlegende" Reformation. "Wir bräuchten dringend sowohl geistig als auch politisch eine grundlegende Reformation, die in den Mittelpunkt des Denkens und Handelns die Herausforderungen des Friedens, der sozialen Gerechtigkeit mit Menschenrechten und der Bewahrung der Schöpfung stellt."

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte dem Domradio: "Vor 500 Jahren wurde in Wittenberg eine religiöse Erneuerungsbewegung losgetreten. Genau solch eine Erneuerungsbewegung brauchen wir heute auch." Dies gehe nur noch ökumenisch.

Gedenkjahr ein Erfolg...

Der Landesbischof wertete das Gedenkjahr in der "Süddeutschen Zeitung" trotz vieler kritischer Stimmen als Erfolg. "Es gab unzählige Veranstaltungen in Kirchengemeinden, Dörfern, Städten, überall in Deutschland. Das Reformationsjahr hat Millionen Menschen bewegt."

Im Verhältnis zur katholischen Kirche sehe er Fortschritte: "Es hat sich in beiden Kirchen eine Dynamik entwickelt, die mich überrascht hat und sehr freut. Wir haben gemerkt, dass es dem gemeinsamen Zeugnis schadet, wenn wir uns voneinander abgrenzen." Nun sei so viel Vertrauen gewachsen, dass es dahinter nicht zurückgehe.

...oder "Konstruktionsfehler"?

Dagegen zog der Leiter der Europäischen Melanchthon-Akademie in Bretten, Günter Frank, eine kritische Bilanz. "Das Jubiläum hatte einen Konstruktionsfehler [...]. Es wurde zu stark auf Luther und Wittenberg reduziert", sagte er dem "Badischen Tagblatt".

"Reformation ist ein Ereigniszusammenhang mit vielfältigen Akteuren und vielfältigen Schauplätzen, auch die katholische Kirche gehört dazu", so der katholische Theologe. Die EKD habe diese Zusammenhänge erst gesehen, als das Konzept schon ins Wasser gefallen war". Wichtige Hinweise im Vorfeld habe sie ignoriert. "Darüber redet man jetzt nicht so gern. Die Veranstaltungen laufen ja noch."

Luther von verschiedenen Seiten sehen

Aus Sicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) führt das Gedenken dazu, dass man Luther von verschiedenen Seiten sehe, "und das finde ich auch richtig". Luther sei mit "unglaublichen" Stärken, aber auch Schwächen ausgestattet gewesen. Der Reformationstag und das 500-Jahr-Gedenken gäben Gelegenheit, darüber nachzudenken, was die Reformation an Veränderungen gebracht habe. Durch die Reformation sei "vieles gesellschaftspolitisch in Gang gekommen". Ohne die Erfindung des Buchdrucks sei sie allerdings undenkbar.

In diesem Jahr ist der 31. Oktober einmalig in allen Bundesländern ein Feiertag. In Niedersachsen zeichnet sich nun offenbar die Einführung eines zusätzlichen Feiertages ab. Laut "Hannoverscher Allgemeiner Zeitung" sprachen sich CDU-Chef Bernd Althusmann und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) dafür aus.


Friedrich Schorlemmer / © Jan Woitas (dpa)
Friedrich Schorlemmer / © Jan Woitas ( dpa )

Heinrich Bedford-Strohm / © Wolfgang Kumm (dpa)
Heinrich Bedford-Strohm / © Wolfgang Kumm ( dpa )

Angela Merkel (CDU) / © Jörg Carstensen (dpa)
Angela Merkel (CDU) / © Jörg Carstensen ( dpa )
Quelle:
KNA