Marx und Bedford-Strohm für engere Kooperation

Weitere ökumenische Annäherungen

Die Spitzen der beiden großen Kirchen in Deutschland, Reinhard Kardinal Marx und Heinrich Bedford-Strohm, wollen enger zusammenarbeiten. Sie versprechen sich daraus resultierend auch weitere Annäherungen in der Ökumene.

Reinhard Kardinal Marx (l.) und Heinrich Bedford-Strohm / © Harald Oppitz (KNA)
Reinhard Kardinal Marx (l.) und Heinrich Bedford-Strohm / © Harald Oppitz ( KNA )

"Inmitten einer säkularisierten und weltanschaulich pluralen Gesellschaft, in der viele Mitmenschen nicht mehr zwischen 'katholisch' oder 'evangelisch' unterscheiden, müssen wir gemeinsam auftreten", heißt es in einem gemeinsamen Beitrag des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, in der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit".

Derzeit entstehe in Deutschland und in Rom eine "neue Dynamik der Annäherung". Ihre persönliche Freundschaft verteidigten Marx und Bedford-Strohm gegen Vorwürfe. Zuweilen werde ihnen vorgehalten, sie wollten damit "strittige Punkte der Ökumene einfach nur beruhigen". Dies sei nicht der Fall.

Ohne Freundschaft gebe es jedoch kein Vertrauen: "In dem Land, wo vor 500 Jahren die Trennung begann, setzen wir auf eine Dynamik der Freundschaft. 2017 soll als das Jahr der Ökumene in die Geschichte eingehen", heißt es in dem ersten gemeinsamen Text kirchenleitender Bischöfe beider Konfessionen zu einem Reformationstag.

Konkrete Schritte der Einheit

Marx und Bedford-Strohm legen sich in dem Papier auf "konkrete Schritte, die das Gebet, die Lehre und das Handeln ökumenisch voranbringen" fest.

Für beide Kirchen gelte es künftig, eigene Probleme und "Zumutungen für den Partner" zu reflektieren. Miteinander müsse man auch über strittige Fragen im Austausch bleiben, etwa über den Zusammenhang von Kirche, Eucharistie und Amt.

"Wir verpflichten uns, insbesondere der Frage nach der sogenannten sichtbaren Einheit nachzugehen und zu klären, was sie bedeutet." Es gebe weiterhin "Schmerzhaftes und Trennendes, und keiner kann ein Datum festlegen, an dem das Trennende endgültig überwunden sein wird." Eine Etappe werde der dritte Ökumenische Kirchentag 2021 in Frankfurt sein.

"Christliche Stimme"

Marx und Bedford-Strohm äußerten auch Selbstkritik: "Oft sprechen wir eine Sprache, die nicht verstanden wird." Daran müsse gemeinsam gearbeitet werden – auch, um "konkret, sichtbar, nachvollziehbar als 'die' Kirche mit einer Stimme in der Gesellschaft hörbar zu sein". Diese "christliche Stimme" brauche es in den aktuellen Debatten.

Sie wüssten zugleich um die Differenzen, die es in den vergangenen Monaten "bei einzelnen Themen" zwischen den Kirchen gegeben habe, so die Kirchenvertreter. "Wir werden mit diesen Differenzen umgehen und an der Formulierung gemeinsamer Impulse weiterarbeiten, gerade auch als Verantwortliche in unseren Kirchen."

Botschaft an Papst Franziskus angekündigt

Konkret wollen Marx und Bedford-Strohm "das ökumenische Miteinander auch im gottesdienstlichen Leben unserer Gemeinden verstärken, etwa wenn wir in unseren Gebeten den ökumenischen Partner immer mit im Blick haben". In der Flüchtlingshilfe, im weltkirchlichen und sozialen Engagement würden beide Kirchen weiterhin "Hand in Hand" arbeiten.

Zugleich kündigen sie eine Botschaft an Papst Franziskus an. "Wir werden uns in diesem Herbst mit einem gemeinsamen Bericht über den Stand des ökumenischen Weges und die weiteren Schritte in Deutschland an Papst Franziskus wenden." Abschließend heißt es: "Wir wollen klarmachen, dass die Christen in Deutschland nicht mehr zu trennen sind."

Die evangelische Kirche feiert derzeit 500 Jahre Reformation. 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht, die er der Überlieferung nach am 31. Oktober an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte. Der Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.

 

Quelle:
epd , KNA