Ex-EKD-Ratsvorsitzender Schneider erhielt böse Briefe

Unangenehme Post

Es ist eine Entscheidung für seine krebskranke Frau und gegen sein Amt gewesen, als der damalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, zurückgetreten ist. Kurz drauf hat ihm ein Mann einen bösen Brief geschrieben.

Nikolaus Schneider / © Norbert Neetz (epd)
Nikolaus Schneider / © Norbert Neetz ( epd )

Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, der 2014 wegen der Krebserkrankung seiner Frau sein Amt aufgab, wurde damals persönlich angegriffen. "Mir hat ein Mann geschrieben, der sich für sehr fromm hält: Ich solle doch endlich mal darüber nachdenken, was Gott mir sagen will und womit Gott in meinem Leben nicht einverstanden ist", sagte Schneider der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt": "Weil ja schon meine Tochter Meike 2003 an Krebs gestorben sei und nun auch meine Frau vom Tod bedroht sei - und ich offensichtlich mein Amt so schrottig ausgeführt habe."

Er habe auf diesen Brief nicht geantwortet, fügte Schneider hinzu. Auch Anne Schneider berichtete von unangenehmer Post: Manche "schrieben, ich hätte wohl den falschen Mann oder den falschen Lebensstil". Man habe ihr empfohlen, keine Chemotherapie zu machen und Beeren zu essen. Irgendwann habe sie aufgehört, darauf zu antworten: "Mein Arzt sagte: Kloppen Sie das einfach in die Tonne."

Entscheidung nicht bereut

Schneider verteidigte seine Entscheidung, sein Amt aufzugeben. Er habe das nicht bereut. "Als die Behandlung bei Anne so gut angeschlagen hat, war all die Zeit, die ich bereitgestellt hatte, zwar gar nicht nötig, aber das konnten wir nicht wissen." Nikolaus Schneider (70) war Pfarrer, Präses der Rheinischen Landeskirche und Ratsvorsitzender der EKD. Anne Schneider (68) war Lehrerin für Religion und Mathematik. Ihre jüngste Tochter Meike starb 2005 mit 22 Jahren an Leukämie.


Quelle:
epd