Patriarch Bartholomaios I. verteidigt Menschenrechtskonzept

Wurzeln in der christlichen Kultur

Das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Bartholomaios I., hat die Menschenrechte als eine der größten politischen Errungenschaften bezeichnet. Menschenrechte gehörten zum Kern des christlichen Selbstverständnisses, sagte Bartholomaios I. in Berlin.

Bartholomaios I. mit einem Mikrofon in der Hand / © Sascha Baumann (KNA)
Bartholomaios I. mit einem Mikrofon in der Hand / © Sascha Baumann ( KNA )

Der Patriarch äußerte sich am Donnerstag in einem Vortrag zum Thema "Orthodoxie und Menschenrechte" in der Konrad Adenauer Stiftung. Leider gebe es in der orthodoxen Welt Kreise und Personen, die die Menschenrechte und die Moderne als Gefahr für eine orthodoxe Lebensweise betrachten und als Form des westlichen Hegemonialstrebens ansehen, sagte der Patriarch, der seinen Sitz im türkischen Istanbul hat. Bartholomaios riet seiner Kirche, im Geist von Versöhnung und Freiheit dieses Misstrauen zu überwinden und den Dialog zu suchen.

Die Orthodoxen müssten akzeptieren, dass Menschenrechte als Errungenschaft der Moderne säkular ausgerichtet sind. Aber die Unantastbarkeit der Würde des Menschen - die zentrale Forderung der Menschenrechte - sei etwas zutiefst Christliches, so der Patriarch von Konstantinopel.

Bartholomaios I.: Gespaltenes Christentum nicht überzeugend

Auch für die orthodoxe Kirche sei Europa eine Vision, aber die europäische Idee dürfe nicht auf Wirtschaft reduziert werden, sondern müsse mit Werten gefüllt werden. Dabei sei der Geist der Aufklärung keine Gefahr für die Orthodoxie, aber es dürften auch nicht die negativen Seiten der Aufklärung ignoriert werden. So warnte Bartholomaios vor einer Überziehung der Menschenrechte besonders im Westen.

Ein gespaltenes Christentum sei kein überzeugender Vertreter von Solidarität, fügte der Patriarch hinzu. Der Beitrag des Christentums zu Menschenrechten bleibe ein vieldiskutiertes Thema, vieles davon wurzele in der christlichen Kultur. Religion dürfe sie deshalb nicht unterminieren, sondern müsse sie stützen.

Erzbischof Koch: Für orthodoxen Lehrstuhl in Berlin

Der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch hob die Bedeutung der Ökumene auch in einer vermeintlich "gottlosen" Stadt wie Berlin hervor. Er sprach sich deshalb für einen orthodoxen Lehrstuhl für orthodoxe Theologie an einer Berliner Universität aus. Der Erzbischof würdigte in einem Grußwort "das wahrhaft globale Engagement" des Patriarchen im ökumenischen und interreligiösen Dialog. Zugleich erklärte er die "uneingeschränkte Solidarität" der Berliner Katholiken mit den um ihres Glaubens willen verfolgten Christen vor allem im Nahen Osten.

In einem Grußwort betonte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, die Wichtigkeit von Ökumene. Die Kirche Jesu Christi habe entweder einen ökumenischen Auftrag oder sie sei keine Kirche Jesu Christi, sagte Dröge.

Am Abend Treffen mit Bundespräsident Steinmeier

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfing Bartholomaios I. nach dessen Vortrag zur Orthodoxie zu einem gut einstündigen Gespräch. Bei der Unterregung mit dem Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie im Berliner Schloss Bellevue habe sich Steinmeier vor allem über die Lage der Flüchtlinge und der orthodoxen Kirche in der Türkei informiert, wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) aus Teilnehmerkreisen erfuhr.

Ein weiteres Thema des "sehr intensiven" Austauschs sei die Einheit der Orthodoxen Kirche nach dem Konzil von Kreta im Juni 2016 und die Beziehung zu anderen Kirchen gewesen. Bartholomaios habe seine "brüderliche, freundschaftliche Beziehung" zu Papst Franziskus hervorgehoben.

Bartholomaios I. ist seit 1992 der Ökumene-Beauftragte für die weltweit 300 Millionen Orthodoxen weltweit. Derzeit befindet er sich auf einer fünftägige Reise durch Deutschland. Er kam auf Einladung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) aus Anlass des laufenden Reformationsgedenkjahrs.


Quelle:
KNA , epd