"Kirchentage auf dem Weg" in Mitteldeutschland angelaufen

Im Gedenken an die Reformation

Einen Tag nach Eröffnung des Kirchentags in Berlin haben am Donnerstag in insgesamt acht mitteldeutschen Städten sechs kleinere Kirchentage begonnen. In Magdeburg predigten ein katholischer Bischof und eine evangelische Bischöfin gemeinsam.

Familienkaffee auf dem Domplatz in Erfurt / © Martin Schutt (dpa)
Familienkaffee auf dem Domplatz in Erfurt / © Martin Schutt ( dpa )

Die Veranstalter in Leipzig, Jena/Weimar, Erfurt, Magdeburg, Halle/Eisleben und Dessau-Roßlau luden zu Festgottesdiensten, Andachten, Diskussionen und Musikveranstaltungen ein. Die "Kirchentage auf dem Weg" ergänzen aus Anlass des 500. Reformationsjubiläums in diesem Jahr den zentralen Kirchentag in Berlin und Wittenberg. Auch in der Lutherstadt wurde am Donnerstag das Programm feierlich eröffnet.

Beim Magdeburger "Kirchentag auf dem Weg" haben der katholische Bischof Gerhard Feige und die evangelische Bischöfin Ilse Junkermann die Christen zur Einheit aufgerufen. Nach einer "unsäglichen Trennungs- und Entfremdungsgeschichte" bräuchten sie einander, «um zur Fülle des christlichen Zeugnisses zurückzufinden", sagte Feige am Donnerstag in einem Gottesdienst zum Fest Christi Himmelfahrt. In Anspielung auf das biblische Kirchentagsmotto "Du siehst mich", rief Junkermann die Christen auf, ihren Blick auf die Menschen zu richten, «die so oft übersehen werden oder an denen man lieber vorbeisieht".

Katholische Bischof und evangelische Bischöfin predigen gemeinsam

In einer Dialogpredigt beider Bischöfe betonte Feige, Martin Luther stelle auch für Katholiken eine theologische Herausforderung dar. Die katholische Kirche habe viele Impulse aufgenommen, die von der Reformation angestoßen worden seien. Der Bischof des Bistums Magdeburg nannte "die erneute Aufmerksamkeit für die Heilige Schrift und die Beteiligung aller Getauften am Leben der Kirche". Junkermann sagte, auch die Protestanten hätten "bei ihren katholischen Geschwistern manches neu schätzen gelernt". Die mitteldeutsche Bischöfin führte die "reiche und vielfältige katholische Frömmigkeit" etwa bei Exerzitien, Pilgern und Stundengebet an.

Feige mahnte die Christen, sich einzumischen "für eine Kultur der Aufmerksamkeit gegen rechts- und linksextreme Tendenzen, für den Sonn- und Feiertagsschutz oder für mehr Beteiligung an den Wahlen". Es sei auch die extreme Entkirchlichung im Osten Deutschlands, die dazu dränge, gemeinsam zu handeln.

Lesefestival in Dessau

In Leipzig begann das regionale Protestantentreffen mit mehreren Festgottesdiensten zum Himmelfahrtstag. Unter dem Motto "Leipziger Stadtklang: Musik. Disput. Leben." liegt dort ein besonderer Fokus auf dem Musikalischen. In Magdeburg bildete das multikulturelle Fest der Begegnung den Auftakt zum regionalen "Kirchentag auf dem Weg". Die Veranstaltung entstand als Reaktion auf die sogenannten Himmelfahrtskrawalle in der Stadt im Jahre 1994. Damals hatten Rechtsextreme Afrikaner durch Magdeburg gejagt, mehrere Menschen wurden verletzt.

In der anhaltinischen Stadt Dessau startete ein Lesefestival unter dem Motto "StadtLesen". Die feierliche Eröffnung des Kirchentags sollte hier am Abend mit einem ökumenischen Gottesdienst unter freiem Himmel auf dem Marktplatz stattfinden. Der Kirchentag in der Doppelstadt Dessau-Roßlau steht unter dem Motto "Forschen. Lieben. Wollen. Tun." und setzt einen Schwerpunkt auf ökumenische und interreligiöse Begegnungen und Andachten.

Doppelfest in Halle und Eisleben

In Erfurt luden am Nachmittag 50 thüringische Gemeinden mit 500 selbstgebackenen Kuchen zum großen Himmelfahrts-Café ein. Am Abend war ein ökumenischer Gottesdienst auf dem Domplatz vorgesehen. Der dortige "Kirchentag auf dem Weg" steht unter der Überschrift "Licht auf Luther". Schwerpunkte sind die Ökumene und der jüdisch-christliche Dialog.

In Halle und Eisleben steht der Kirchentag unter der Überschrift "Zwei Städte für ein Halleluja" und umfasst rund 250 Veranstaltungen. Auch in Jena/Weimar sollte das Festprogramm unter dem Motto "Nun sag, wie hast Du's mit der Religion" am Donnerstagabend mit einem ökumenischen Gottesdienst beginnen.


Quelle:
epd , KNA