Kirchen lassen Regensburger Religionsgespräch wieder aufleben

Format verlangt nach Fortsetzung

Mit einem öffentlichen Disput ist am Donnerstagabend die historische Tradition der Regensburger Religionsgespräche wiederbelebt worden. Repräsentanten der katholischen und evangelischen Kirche diskutierten über Taufe und Papstamt.

Diskutierte mit: Bischof Rudolf Voderholzer / © Maria Irl (KNA)
Diskutierte mit: Bischof Rudolf Voderholzer / © Maria Irl ( KNA )

500 Jahre nach Beginn des Reformationszeitalters diskutierten zwei katholische und evangelische Theologen über Themen, die damals zur Kirchenspaltung geführt hatten. Dabei arbeiteten sie inzwischen erreichte Übereinstimmungen, aber auch noch nicht überwundene Differenzen heraus.

"Verlangt nach Fortsetzung"

Der katholische Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sagte dazu in einem Resumee, es sei geradezu sensationell, dass in einem solchen öffentlichen Rahmen schwierige Themen wie die Erbsünde ernsthaft erörtert worden seien. "Wir haben uns nichts geschenkt, es ist gelungen, Differenzen auch auszusprechen, ohne übereinander herzufallen", sagte er. Das Format verlange nach einer Fortsetzung.

Der evangelische Regionalbischof Hans-Martin Weiss sagte, das Gespräch sei mehr gewesen als ein Schaukampf und als Gremienroutine. Er äußerte die Hoffnung, dass von dieser Veranstaltung zum Reformationsgedenken eine nachhaltigere Wirkung ausgehe als von den derzeit auch in der Oberpfalz vielerorts gebrauten Luther-Bieren.

"Das ist auch ganz nett, aber Folklore." Beide Bischöfe betonten, dass es heute zwischen den Kirchen mehr Verbindendes als Trennendes gebe.

Debatte über Taufe und Papstamt

In zwei Durchgängen lief die Debatte über Taufe und Papstamt. Bei der Taufe gibt es mittlerweile einen breiten Konsens. Er führte in Deutschland 2007 zur Unterzeichnung eines Dokuments, in dem die meisten hierzulande vertretenen christlichen Konfessionen wechselseitig die Taufe anerkennen. Das ist beim Papst-Amt nicht der Fall.

Ein von einer Person ausgeübtes Kirchenleitungsamt mit absoluten Rechtsbefugnissen, wie es die katholische Kirche 1870 auf dem Ersten Vatikanischen Konzil als Dogma verkündet hat, wird von den Kirchen der Reformation, aber auch von der Orthodoxie abgelehnt.

Papstamt nicht aus der Bibel ableitbar

Die katholische Seite räumte in Regensburg ein, die heutige Gestalt des Papstamtes lasse sich nicht direkt aus der Bibel ableiten. Es wäre aber schon viel gewonnen, wenn auf protestantischer Seite eine Diskussion einsetzte, ob es sich dabei nicht um eine evangeliumsgemäße und damit legitime Traditionsbildung handle.

Die evangelischen Theologen deuteten an, dass der Papst möglicherweise als so etwas wie der Sprecher der ganzen Christenheit verstanden werden könnte. Seine Befugnisse dürften aber nicht die fundamentale Gleichheit und Würde aller Gläubigen beeinträchtigen.

In der Reformationszeit gab es in Regensburg 1541, 1546 und 1601 drei Religionsgespräche, bei denen jeweils erfolglos versucht wurde, die theologischen Differenzen zwischen Protestanten und Katholiken im Disput friedlich beizulegen. An der Neuauflage beteiligten sich auf katholischer Seite Wolfgang Klausnitzer (Bamberg) und Thomas Marschler (Augsburg) sowie ihre evangelischen Kollegen Friederike Nüssel und Martin Hailer (beide Heidelberg).


Quelle:
KNA