Lutherischer Weltbund trifft sich in Namibia

Gnade Gottes nicht gegen Geld zu haben

Nicht nur Martin Luther und 500 Jahre Reformation: Wenn sich der vor 70 Jahren gegründete Lutherische Weltbund in Namibia trifft, stehen unter anderem auch die Themen Klimawandel, Flüchtlinge und Menschenrechte auf der Tagesordnung.

Das Bischofskreuz des Präsidenten des Lutherischen Weltbundes (LWB) auf einer Fahne / © Peter Endig (dpa)
Das Bischofskreuz des Präsidenten des Lutherischen Weltbundes (LWB) auf einer Fahne / © Peter Endig ( dpa )

Der Lutherische Weltbund (LWB) hat in diesem Jahr allen Grund zum Feiern: zum einen natürlich das allgegenwärtige 500. Reformationsjubiläum, zum anderen einen weiteren runden Geburtstag. Denn vor 70 Jahren, also 1947 und damit kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges, wurde der LWB im schwedischen Lund gegründet. Die lutherischen Kirchen in aller Welt schlossen sich zusammen, um den Kirchen im zerstörten Europa beizustehen. Und auch, um künftig mit einer starken lutherischen Weltstimme sprechen zu können. Inzwischen gehören dem LWB 145 Mitgliedskirchen aus 98 Ländern an, die rund 74 Millionen Christen weltweit repräsentieren.

Reformation in Kirche und Welt

Gefeiert wird in diesem Jahr in Namibia, bei der 12. Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes, die am 10. Mai beginnt.

Einer der Höhepunkte ist die große Reformations-Gedenkfeier am 14. Mai im Sam-Nujoma-Fußballstadion in Windhuk, zu der die Veranstalter bis zu 9.000 Besucher erwarten. Predigen wird dort laut LWB-Angaben der frühere Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Namibia, Zephania Kameeta, der heute Minister für Armutsbekämpfung und soziale Wohlfahrt ist. Wie der LWB auf seiner Homepage schreibt, soll die Gedenkfeier deutlich machen, dass alle Menschen Teil einer immerwährenden Reformation in Kirche und Welt sind.

Dass nicht Deutschland, die Heimat des Reformators Martin Luther, als Austragungsort für die Vollversammlung im Jubiläumsjahr 2017 ausgewählt wurde, hat praktische Gründe. Bei der vorigen Vollversammlung 2010 war Stuttgart an der Reihe. Zweimal hintereinander das gleiche Gastgeberland - eher unwahrscheinlich.

Kirchenhistorischer Meilenstein

Die Tagung in Baden-Württemberg bedeutete jedenfalls einen kirchenhistorischen Meilenstein: Der LWB bat die evangelische Freikirche der Mennoniten, den Hauptzweig der Nachfahren der Täuferbewegung, um Vergebung. Die grausame und blutige Verfolgung der christlichen Täuferbewegung im 16. Jahrhundert gehört zu den dunkelsten Kapiteln der europäischen Geschichte.

Für Aufsehen sorgten in Stuttgart auch die kontroversen Diskussionen um Homosexualität und Frauenordination zwischen dem liberaleren Westen und dem konservativen Süden. In den vergangenen Jahre habe man sich intensiv mit der Frage zur Homosexualität beschäftigt, sagt der bayerische Delegierte, der in der bayerischen Landeskirche für Ökumene zuständige Michael Martin. Die Kirchengemeinschaft sei daran fast auseinandergebrochen.

Befreit durch Gottes Gnade

Aber durch viele Gespräche im LWB-Rat habe man es geschafft, "dass man zusammenbleibt, obwohl man unterschiedliche Wege geht". Ähnliche Diskussionen gibt es beim Thema Frauenordination, die rund 30 Mitgliedskirchen noch nicht eingeführt haben. Inwieweit sich die Kirchen zusammengerauft haben, wird sich in Namibia zeigen.

Die diesjährige Vollversammlung steht unter dem Motto "Wir sind befreit durch Gottes Gnade". Zu dem Thema soll der Menschenrechtsaktivist und Arzt, Denis Mukwege, der im Kongo Vergewaltigungsopfer operiert, am 11. Mai einen Vortrag halten. Die 400 Delegierten werden sich außerdem den Unterthemen "Erlösung - Menschen - Schöpfung: für Geld nicht zu haben" widmen. Damit solle ausgedrückt werden, dass die Menschen sich die Gnade Gottes nicht kaufen können, sagt Martin.

Auf dem Programm stehen zudem die Wahl des neuen Präsidenten und des neuen Rates am 13. Mai. Seit 2010 ist der palästinensische Bischof Munib Younan Präsident, einer seiner Stellvertreter ist der württembergische Landesbischof Frank Otfried July. Generalsekretär ist der Theologe Martin Junge aus Chile.

 

Quelle:
epd