Ökumenisches Zentrum "Evas Arche" wird 25 Jahre alt

"Vom Alltag ausklinken"

Seit einem Vierteljahrhundert bietet "Evas Arche" Berlinerinnen einen Anker im Alltagsstress: Es ist nach eigenen Angaben das bundesweit erste Ökumenische Frauenzentrum. Für viele Frauen ist "Evas Arche" längst eine feste Adresse.

Autor/in:
Birgit Wilke
Evas Arche Plakat / © Barbara Mayrhofer (KNA)
Evas Arche Plakat / © Barbara Mayrhofer ( KNA )

In der Großen Hamburger Straße von Berlin-Mitte treffen sie sich zu historischen Stadtrundgängen, zu Englischkursen, aber auch zu Vorträgen über Judentum oder Islam und zu regelmäßigen Andachten. Am Donnerstag feiert das nach eigenen Angaben erste Ökumenische Frauenzentrum in Deutschland sein 25-jähriges Bestehen.

Ziel der Einrichtung ist es, dass Frauen sich hier bewusst für ein paar Stunden aus dem Alltag ausklinken können, wie es die Initiatorinnen beim Auftakt formulierten. Männer haben deshalb in der Regel keinen Zutritt. Diese Ursprungsidee wird bis heute hoch gehalten. Allerdings gibt es seit einigen Jahren spezielle Angebote, die sich auch an Männer richten, etwa Veranstaltungen zur Familienförderung. "Die sind dann allerdings auch extra ausgewiesen", so Arche-Geschäftsführerin Ute Einicke.

Mutter und berufstätige Frau

Der Impuls zu einem Frauentreff stammt noch aus "Vorwendezeiten". In Ost-Berlin hatten sich Ende der 1980er Jahre Frauen zusammengetan, um zumindest für kurze Zeit aus dem anstrengenden Alltag der meisten DDR-Frauen als Mutter und berufstätige Frau auszubrechen. Einem Alltag, den sie oft als Überforderung empfanden. "Offiziell gab es ja keine Frauenproblematik bei uns. So haben wir mit Unterstützung der evangelischen Kirche versucht, uns bei Treffen gegenseitig den Rücken zu stärken", erklärt Petra Ziep, eine der Initiatorinnen, die lange Jahre Geschäftsführerin von "Evas Arche" war.

Anker werfen

Nach dem Mauerfall wurde ihr schnell klar, dass vielen DDR-Frauen mit dem Verlust des Arbeitsplatzes ein Teil der Identität wegbrach. Ziep setzte deshalb alle Hebel in Bewegung, um ein eigenes Frauenzentrum zu gründen. Zunächst organisierte sie Teestunden in den ersten Ost-Berliner Frauentreffs. Als sich kein Träger für ihr Projekt fand, gründeten die Frauen selbst einen Verein. Finanziell wurden sie dabei vom Bundesministerium für Frauen unterstützt. In den 1990er Jahren konnten die Mitarbeiterinnen von "Evas Arche" dann Anker werfen und ein festes Quartier in Räumen der evangelischen Sophiengemeinde beziehen. Dort haben sie nach wie vor ihren Sitz. Von Anfang an verstand sich die Einrichtung auch als ökumenisch.

Heute wird das Frauenzentrum, das als Verein auch Mitglied des Diakonischen Werks ist und eng mit der katholischen Frauenseelsorge im Erzbistum Berlin zusammenarbeitet, vom Berliner Senat gefördert. Dazu kommen Mittel der Koepjohann'schen Stiftung und Spenden. Finanzielle Hilfe erhalten sie auch durch Kollekten der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Dadurch kann das Zentrum seine religiösen Angebote absichern.

Konfessionen übergreifende Ausrichtung

Etwa 8.000 Berlinerinnen kommen nach Angaben Einickes jährlich in das Zentrum. Rund 50 Kurse und Veranstaltungen bieten sie und ihre Mitarbeiterinnen pro Vierteljahr an. Die Konfessionen übergreifende Ausrichtung ist für viele ein wichtiger Anknüpfungspunkt. Sie bleibe auch künftig eine Herzensangelegenheit, so Einicke. Auch mit anderen Religionsgemeinschaften kooperiert die Einrichtung. An Bedeutung gewonnen haben zudem die Angebote für Seniorinnen und Alleinerziehende.

Immer mehr Projekte und Beratungsangebote stehen inzwischen im Programm der Einrichtung. Zudem reagiert "Evas Arche" flexibel auf besondere Situationen: So begannen Mitarbeiterinnen im vergangenen Jahr "Welcome-Baby-Bags" für Flüchtlingsfrauen zu packen und Taschen mit Stramplern, Schnuller und Hygiene-Artikel auszustatten. Auch diese Hilfe gehört inzwischen zum festen Angebot.


Quelle:
KNA