Streit um homosexuellen Pfarrer entspannt sich

"Zeichen stehen auf Entspannung"

Im westfälischen Kirchenkreis Vlotho hat eine Gemeindebriefveröffentlichung zum Thema Homosexualität eine Debatte ausgelöst. Inzwischen stünden die Zeichen jedoch auf Entspannung, so der Superintendent des Kirchenkreises.

Zwei homosexuelle Männer halten sich an den Händen (KNA)
Zwei homosexuelle Männer halten sich an den Händen / ( KNA )

Insgesamt 13 Gemeindeglieder der Vlothoer St. Johannis-Gemeinde hatten die positive Haltung ihrer Gemeindeleitung zur Berufung eines homosexuellen Pfarrers in der Nachbargemeinde St. Stephan in einem Leserbrief kritisiert, wie der Superintendent des Kirchenkreises, Andreas Huneke, am Montag in Bad Oeynhausen dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Durch die Veröffentlichung dieses Textes im St. Johannis-Gemeindebrief hätten sich das Presbyterium von St. Stephan sowie der Pfarrer selbst angegriffen gefühlt, sagte Huneke. Inzwischen stünden die Zeichen jedoch auf Entspannung.

Der Pfarrer hatte Ende November 2016 seinen Dienst in St. Stephan angetreten - die Gemeinde hatte ihn in Kenntnis seiner Homosexualität gewählt. Der Geistliche lebt seit mehreren Jahren in einer eingetragenen Lebensgemeinschaft mit seinem Partner und geht damit offen um. Zu seinen Aufgaben gehöre auch der gelegentliche Predigtdienst in St. Johannis, erläuterte der Superintendent. Weil es in dieser Gemeinde schon länger Stimmen gebe, die Homosexualität unter Bezug auf die Bibel kritisierten, habe das Johannis-Presbyterium bereits im Dezember-Gemeindebrief klargestellt, dass es "keinen Hinderungsgrund für die Zusammenarbeit" mit dem neuen Pfarrer der Nachbargemeinde sehe. "Wir widersprechen der Behauptung, dass Homosexualität Sünde ist", hieß es in dieser Erklärung.

Widerspruch durch einen "kleinen Teil"

Ein laut Huneke "kleiner Teil" der Gemeindeglieder von St. Johannis widersprach dem und bezeichnete die Stellungnahme ihres Presbyteriums als "völlig unnötig und unangebracht". In ihrem im Oster-Gemeindebrief abgedruckten Text schreiben die 13 Unterzeichner unter anderem: "Was Gott Sünde nennt, kann der Mensch doch wohl nicht segnen!" Die Gemeindebriefredaktion habe den Leserbrief veröffentlicht, "um auch diese Position zu Gehör zu bringen", sagte der Superintendent. Es wäre jedoch besser gewesen, das Presbyterium hätte aus diesem Anlass die eigene Position noch einmal bekräftigt.

Dies soll laut Huneke nun in dem klärenden Gespräch der beiden Gemeindeleitungen geschehen. In der westfälischen Landeskirche sei das Zusammenleben eines homosexuellen Pfarrers mit seinem eingetragenen Lebenspartner grundsätzlich möglich, erläuterte Huneke. Wichtig sei, dass die einzelnen Gemeinden dem einvernehmlich zustimmen. Laut dem auch in Westfalen geltenden Pfarrerdienstgesetz der Evangelischen Kirche in Deutschland sei eine entsprechende Regelung Sache der einzelnen Landeskirchen, fügte der Superintendent hinzu.


Quelle:
epd