Die Ehe von Martin Luther und Katharina von Bora

Briefe an "Herrn Käthe"

Katharina von Bora war die Frau an der Seite von Martin Luther. Sie war ihm eine ebenbürtige Partnerin und hatte das Zuhause - ein ehemaliges Kloster - im Griff. Das erzählt Christian Beuchel, Superintendent von Wittenberg, im domradio.de-Gespräch.

Ein Ehepaar: Martin Luther und Katharina von Bora (KNA)
Ein Ehepaar: Martin Luther und Katharina von Bora / ( KNA )

domradio.de: Ein Mönch und eine ehemalige Nonne heiraten 1525 in Wittenberg. Das muss ein großer Skandal gewesen sein...

Christian Beuchel (Superintendent des Kirchenkreises Wittenberg): Das war ein großer Skandal. Und es war vor allen Dingen sehr angstbesetzt. Das war für beide nicht einfach. Die Verbindung war geächtet und man sah immer den Teufel im Spiel, wenn es eine Beziehung zwischen Mönch und Nonne gab.

domradio.de: Luther war gegen den Zölibat. Aber heiraten wollte er trotzdem nicht. Im Gegenteil - von ihm gibt es das Zitat: "Der Weiber Regiment nimmt selten ein gut' End'." Was hat am Ende seine Sicht über die Frau verändert?

Beuchel: Ich denke, am Ende hat es sich dadurch verändert, dass er mit einer Frau zusammenlebte und er gute Erfahrungen in der Beziehung und in der Ehe gemacht hat. Ich denke, davor war das Alleinleben und das Führen des Haushaltes nicht ganz einfach. Man schaute dann doch immer, ob man sich als Unterstützung nicht eine Frau ins Haus holt. Das Kloster löste sich auf und dann musste er das häusliche Umfeld alleine gestalten.

domradio.de: Katharina war eine tatkräftige Frau. Das Zuhause der Luthers - ein ehemaliges Kloster - hat sie zu einem Studenteninternat und zu einer Pension umbauen lassen. Sie hat damit auch ungefähr so viel verdient wie Professor Luther. Kann man sagen, Katharina war eine frühe Feministin?

Beuchel: Zumindest war sie eine gute Hausherrin. Luther schrieb ja in den Briefen, wenn er auf Reisen war, immer an "Herrn Käthe". So redete er sie immer an. Neben den Studenten, die bei ihnen gewohnt haben, haben ja auch viele Kinder aus der Verwandschaft dort gewohnt. Die drei Kinder von Luthers Schwester, zwei Kinder von Katharinas Bruder und auch Kinder von Luthers Bruder haben dort zeitweise gewohnt.

domradio.de: "Herr Käthe" hat ja auch ordentlich zum Familieneinkommen beisteuern können. Hat sie denn Martin Luther auch in theologischen Belangen unterstützt?

Beuchel: Dazu haben wir wenig Aussagen. Wir wissen, dass er viel mit ihr besprochen hat und sie ihm eine ebenbürtige Gesprächspartnerin war. Sie konnte lesen und schreiben. Sie ist in einem Kloster aufgewachsen und hat es da gelernt. Leider haben wir keine Briefe und Schriftstücke von ihr. Wir wissen leider nicht, ob sie ihm auf Briefe geantwortet hat.

domradio.de: Das Eheleben der Luthers wird häufig als der Prototyp der protestantischen Pfarrfamilie angesehen - auch wenn Luther kein Pfarrer war. Was können wir heute noch aus dieser besonderen Beziehung lernen?

Beuchel: Das ist richtig. Luthers Haushalt war kein Pfarrhaushalt. Er war ja Professor. Ich denke mal, eine Beziehung auf Augenhöhe, die ja bei Luthers immer wieder deutlich wird, und das Bemühen um eine gute Erziehung der Kinder - das kann man heute noch aus der Beziehung lernen. Und natürlich auch die gelebte Frömmigkeit in der Familie ist heute noch ein gutes Vorbild.

Das Gespräch führte Tobias Fricke.

An diesem Mittwoch, 22. Februar 2017, um 20.15 Uhr ist der Film "Katharina Luther" über Katharina von Bora in der ARD zu sehen.


Quelle:
DR