Generalsekretärin: Kirchentag grenzt Andersdenkende nicht aus

Kompetenz gefordert

Anders als beim Katholikentag 2016, sollen beim diesjährigen Kirchentag auch AfD-Politiker auftreten. "Wir grenzen Andersdenkende nicht aus", sagte Kirchentags-Generalsekretärin Ellen Ueberschär.

Ellen Ueberschär, Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages / © Harald Oppitz (KNA)
Ellen Ueberschär, Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages / © Harald Oppitz ( KNA )

Kirchentags-Generalsekretärin Ellen Ueberschär hat die Entscheidung verteidigt, beim Deutschen Evangelischen Kirchentag vom 24. bis 28. Mai in Berlin und Wittenberg auch AfD-Politiker auftreten zu lassen. "Wir grenzen Andersdenkende nicht aus", sagte sie am Freitagabend in Köln. "Allerdings gilt: Wer sich rassistisch äußert, wird nicht eingeladen. Und er oder sie müssen kompetent sein." Die Theologin äußerte sich in einer Diskussion zum Thema "Rechtspopulismus als Herausforderung für die evangelische Kirche".

Nach einem Beschluss des Kirchentags-Präsidiums vom September versteht sich der Kirchentag als ein offenes Forum für faire Debatten über aktuelle Themen in Kirche und Gesellschaft, das niemanden wegen seines Parteibuchs ausschließt. Nicht eingeladen werde aber, wer sich rassistisch äußere. Vom Katholikentag im Mai vergangenen Jahres in Leipzig waren AfD-Politiker dagegen kategorisch ausgeschlossen worden.

Mehr als Fünftel ausländerfeindlich

Ueberschär forderte mehr Begegnung. "Ich habe das Gefühl, bei Einigen in unserer Kirche hat sich was in die richtige Richtung bewegt, bei Anderen in die ganz andere Richtung, Manche haben wir verloren", sagte sie. "Und die tauchen jetzt wieder auf." Islamfeindlichkeit sei in der evangelischen Kirche immer stärker vorhanden gewesen als in der Gesamtbevölkerung, räumte die Generalsekretärin des Kirchentages ein.

Die Leiterin des Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit in Nordrhein-Westfalen, Anne Broden, wies auf eine Studie der Universität Leipzig hin, nach der 21 Prozent aller Mitglieder der evangelischen Kirche ausländerfeindliche oder rassistische Einstellungen hätten. Bei den Katholiken liege diese Zahl mit 22,7 Prozent noch höher. Das sei "ein inneres Problem für die Kirche", weil Rassisten die Haltung der Kirchen nicht teilten, dass alle Menschen vor Gott gleich seien.

"Klare Kante"

Der Kölner Stadtsuperintendent Rolf Domning rief dazu auf, allen Menschen zuzuhören, aber gegenüber Rechtspopulisten "klare Kante" zu zeigen. "Ein Kreuz in den Nationalfarben, wie bei Pegida-Demonstrationen gezeigt, geht gar nicht", sagte der evangelische Theologe. "Wenn jemand wirklich Angst hat, muss man mit ihm reden." Wenn jedoch versucht werde, mit Ängsten Ressentiments zu schüren, sei kein Gespräch möglich.


Quelle:
epd