Katholiken und Protestanten bekennen gemeinsam ihre Sünden

"Ökumenisch Kirche sein"

Mehr Zusammenarbeit, intensiverer Austausch und gemeinsames Auftreten: Zum Reformationsjubiläum setzen rheinische und westfälische Kirchen und Bistum Essen auf mehr Gemeinsamkeit.

Ökumene - hier gelebt beim Kirchentag (dpa)
Ökumene - hier gelebt beim Kirchentag / ( dpa )

Künftig wollen die rheinische und die westfälische Landeskirche mit dem Bistum Essen mehr Aufgaben gemeinsam angehen. "Wir wollen die Herausforderungen zusammen bearbeiten, die sich unseren Kirchen in gleicher Weise stellen", heißt es in der Erklärung "Ökumenisch Kirche sein", die am Sonntag in Essen vom rheinischen Präses Manfred Rekowski, dem westfälischen Vizepräsidenten Albert Henz und dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck unterzeichnet wurde.

In der Erklärung verpflichten sich die Kirchen zu einem stärkeren Austausch, zu gegenseitigen Einladungen und zu einem gemeinsamen Auftreten.

Gemeinsame Aufgaben, gemeinsame Ziele

So verpflichten sich die Landeskirchen und das Bistum Essen, sich gemeinsam "für eine solidarische, tolerante und umweltbewusste Gesellschaft" einzusetzen. Konkret sieht die Vereinbarung einen regelmäßigen Austausch über die Reformprozesse in den Kirchen vor. Zudem soll in den Bereichen sozialer Verantwortung wie der Arbeit mit Flüchtlingen und im Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit noch enger zusammengearbeitet werden. Auch beim Austausch mit dem Judentum sowie dem Dialog mit Muslimen soll es mehr Gemeinsamkeiten geben.

Die Kirchengemeinden werden in der Erklärung dazu aufgerufen, die ökumenische Zusammenarbeit "als Entlastung und gegenseitige Ermutigung wahrzunehmen". Auch solle der Glaube zunehmend gemeinsam öffentlich bezeugt werden. Zudem werden laut Papier "Ökumenische Gemeindepartnerschaften" angestrebt. Wo möglich, sollen Kirchen und Gemeindehäuser gemeinsam genutzt werden. Auch Pastoralpläne und Gemeindekonzeptionen sollen angesichts der säkularer und pluraler werdenden Gesellschaft gemeinsam erarbeitet werden. Eine ähnliche Vereinbarung werde es zu Pfingsten mit dem Bistum Münster geben, hieß es.

Gemeinsames Sündenbekenntnis

Während des ökumenischen Gottesdienstes im Essener Dom legten die Kirchen ein gemeinsames Sündenbekenntnis ab und erinnerten an gegenseitigen Machtmissbrauch, Vorurteile und die Selbstbeschränkung auf die eigene Konfession.

Der rheinische Präses Rekowski hatte sich in seiner Predigt zuversichtlich geäußert, dass heute schon viel Gemeinsames möglich sei, auch ohne in allen wichtigen theologischen und kirchenrechtlichen Fragen Übereinstimmung erzielt zu haben: "Gemeindeleben unter einem Dach riskieren, gemeinsame Gottesdienste so oft wie möglich feiern, gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit haben, verstärkte Kooperation von Diakonie und Caritas und Partnerschaften auf der Ebene der Gemeinden ebenso wie auf Bistums- und Landeskirchenebene wagen." Der Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, Albert Henz, erklärte nach der Unterzeichnung, es sei mehr möglich, als in der Regel bereits getan werde. "Dankbar für die gewachsene Gemeinsamkeit wagen wir einen ökumenischen Perspektivwechsel auf allen Ebenen."

Zeit für neue Gemeinsamkeit

Die Kirchen stünden gemeinsam vor der Herausforderung, in einem zunehmend verweltlichtem und multireligiösen gesellschaftlichen Umfeld die kirchliche Arbeit neu auszurichten, erklären die Kirchen in dem Papier. Angesichts von Pastoralplänen und Gemeindekonzeptionen in den Kirchen solle Ökumene als gesellschaftlicher Auftrag wahrgenommen werden.

Hintergrund ist das 500. Reformationsjubiläum in diesem Jahr. Der Thesenanschlag Martin Luthers am 31. Oktober 1517 führte zur Gründung der evangelischen Kirche. "500 Jahre nach der Trennung unserer Kirchen durch die Reformation stehen wir an der Schwelle zu einer neuen Gemeinsamkeit im Glauben", heißt es in dem Papier. Die Einladung der evangelischen Landeskirchen in NRW zum ökumenischen Reformationsgedenken als "Christusfest" sei Anlass, sich zu einer weiteren Vertiefung der ökumenischen Zusammenarbeit zwischen den Kirchen zu verpflichten.


Quelle:
epd