Evangelische Landessynode begonnen

"Nicht von Ängsten lähmen lassen"

Mit eindringlichen Appellen evangelischer und katholischer Kirchenvertreter hat am Sonntag die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland begonnen. Trotz Terrorangst dürften Zuversicht und Gottvertrauen nicht verschwinden.

Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland eröffnet / © Thomas Frey (dpa)
Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland eröffnet / © Thomas Frey ( dpa )

Mit Blick auf Terror und Gewalt rief Präses Manfred Rekowski in Bad Neuenahr dazu auf, sich nicht von Ängsten lähmen zu lassen. Der katholische Essener Bischof Franz-Josef Overbeck betonte, dass beide Kirchen die Ökumene "noch mehr und noch konsequenter als gemeinsamen Auftrag begreifen" sollten. Auf der 69. Tagung der Synode wollen die Synodalen bis Freitag über theologische, strukturelle und organisatorische Fragen zur Zukunft der Kirche beraten.

Angst darf nicht Handeln bestimmen

Rekowski sagte laut vorab verbreitetem Manuskript, dass Ängste etwa vor Gewalt, Terror, Fremdem oder dem Verlust der eigenen Identität nicht das Handeln der Menschen bestimmen dürften. "Angst, die einengt, Todesangst, die jeden Handlungsspielraum zu verschließen scheint, sind Erfahrungen, die auch uns nicht fremd sind."

Rekowski verwies auf die Ereignisse in Aleppo und Berlin: "Die Welt hat zusehen müssen, wie die Bomben in Aleppo gewütet haben und tausendfachen Tod, Elend und Zerstörung gebracht haben - und es gab kein Einhalten. Der Terroranschlag neben der Gedächtniskirche in Berlin hat uns gezeigt, dass Gewalt und Hass bis in unsere Städte, bis in unsere Feste und Zusammenkünfte hineingetragen werden - und es gibt keinen vor Terror geschützten Raum mehr."

Christen nur gemeinsam stark

Ruhrbischof Overbeck lenkte den Blick auf das laufende Reformationsjahr. Die beiden großen Kirchen stünden "an der Schwelle zu einer neuen Gemeinsamkeit im Glauben". Nach bedeutenden ökumenischen Dialogen, vielen Begegnungen und gelebter Ökumene in den vergangenen Jahrzehnten werde "die Heilung der Wunden möglich, die die Trennung zwischen Protestanten und Katholiken geschlagen hat", sagte er in seinem Grußwort. Zudem wachse die Einsicht, dass Christen in einer säkularen und sich radikal verändernden Welt nur noch gemeinsam glaubwürdige Zeugen des Evangeliums sein könnten.

Overbeck dankte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für deutliche ökumenische Akzente. Das Reformationsgedenken biete neben den innerevangelischen Feierlichkeiten gute Voraussetzungen, die Verbindung zwischen den Kirchen zu vertiefen. "Dabei dürfen wir die Ökumene nicht länger als eine Zusatzaufgabe betrachten, sondern noch mehr und noch konsequenter als gemeinsamen Auftrag begreifen", sagte der Bischof laut Redemanuskript.

Gemeinsam stünden die Kirchen auch vor den Herausforderungen in der Flüchtlingshilfe sowie der Erfahrung, "dass wir mit den bisherigen Formen der Seelsorge in unseren Gemeinden immer weniger Menschen erreichen". Overbeck mahnte ein Zusammengehen bei der Aufgabe an, die kirchlichen Angebote und die Gebäudebestände der Kirchen "den in Zukunft geringeren personellen und finanziellen Möglichkeiten anzupassen".

Botschaft der Hoffnung in die Welt tragen

Die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat dazu aufgerufen, die christliche Hoffnungsbotschaft in die Welt zu tragen. Derzeit herrsche "eine Stimmung, die ihre Schatten über unsere Gesellschaft legt", sagte die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen laut Redetext in Bad Neuenahr. Menschen sorgten sich, es könnte "nicht gut ausgehen" mit Deutschland, Europa und der Welt, mit Flüchtlingen und der Kirche oder auch mit ihnen selbst.

Doch Christen hätten "die lebensnotwendige Botschaft in die Welt zu tragen, dass es sehr wohl trotz allem ganz anders werden kann", unterstrich Kurschus in einem Grußwort vor der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland. "Weil Gott will, dass es gut ausgeht mit der Welt." Wer Jesus Christus nachfolge, renne "keinem Rattenfänger hinterher", betonte die leitende Theologin der westfälischen Kirche. "Und wir wollen keine Meute, die kopflos und gedankenlos hinter uns oder hinter anderen herläuft."

Reformationsgedenken nutzen

Im Jahr des 500. Reformationsgedenkens werde die evangelische Stimme besonders gehört, sagte Kurschus und mahnte, diese Aufmerksamkeit zu nutzen, auch gemeinsam mit den katholischen Geschwistern: "Wir haben zum Leben aufzuspielen. Wir haben alles für das Leben zu tun." Dabei dürften Kirche und Glaubende "keinen Zweifel daran lassen, wovon unser unbeirrter Einsatz für das Leben lebt". Die evangelische Kirche feiert in diesem Jahr 500 Jahre Reformation: Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht.

Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) dankte in ihrem Grußwort ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern der Kirchen für ihre Hilfe für Flüchtlinge. Im vergangenen Jahr seien rund 100.000 Flüchtlinge in das Bundesland gekommen. "Obwohl wir nicht gut vorbereitet waren, haben alle angepackt."

Die Evangelische Kirche im Rheinland umfasst weite Teile Nordrhein-Westfalens, des Landes Rheinland-Pfalz und des Saarlands sowie zwei Kirchenkreise in Hessen. Mit mehr als 2,6 Millionen Mitgliedern ist sie die zweitgrößte Gliedkirche der EKD.

 

Manfred Rekowski / © Monika Skolimowska (dpa)
Manfred Rekowski / © Monika Skolimowska ( dpa )

 

Bischof Overbeck / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Overbeck / © Harald Oppitz ( KNA )

 

Präses Annette Kurschus (epd)
Präses Annette Kurschus / ( epd )

 

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft / © Maja Hitij (dpa)
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft / © Maja Hitij ( dpa )
Quelle:
epd , KNA