Tagung zu Reform im Katholizismus

Lehmann betont Spiritualität

Kirchenreform und Spiritualität müssen nach Ansicht des emeritierten Mainzer Kardinals Lehmann immer im Zusammenhang betrachtet werden. Das betonte Lehmann während einer evangelischen Tagung zur Reform des Katholizismus.

Karl Kardinal Lehmann / © Elisabeth Schomaker/KNA (KNA)
Karl Kardinal Lehmann / © Elisabeth Schomaker/KNA ( KNA )

Unter dem Titel "Reform im Katholizismus" hat am Montag eine viertägige Tagung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in der Evangelischen Akademie Tutzing über "Traditionstreue und Veränderung in der Römisch-Katholischen Theologie und Kirche" begonnen. Sie knüpft nach Angaben der Organisatoren von evangelischer Seite an ein Symposium zum Thema "Luther. Katholizität und Reform" an, das 2014 von der katholischen Kirche im Blick auf das Reformationsgedenkjahr 2017 ausgerichtet in Erfurt wurde.

Der emeritierte Mainzer Kardinal Karl Lehmann hob in seinem Grundsatzreferat den "inneren Zusammenhang zwischen Kirchenreform und Spiritualität" hervor. Wenn dieser nicht beachtet werde, sei "die Gefahr der Verflachung der Reformanliegen sehr groß". Dies sei "am Ende auch ein Grund, warum viele Reformprozesse bald ermüden und versiegen", fügte er hinzu. Die kirchliche Konzeption von Reformen dürfe nicht nur auf institutionelle und strukturelle Veränderungen hinauslaufen. "Die Umkehr muss sich in der Ganzheit des Lebens bewähren", so der langjährige Bischof von Mainz und ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Lehmann: besser "katholische Reform" statt Gegenreformation"

Lehmann führte weiter aus, dass die Bezeichnung "Gegenreformation" für die Reaktion der katholischen Kirche im 16. Jahrhundert auf die Reformation von katholischer Seite nicht als "glücklich" empfunden werde. Besser geeignet für die Beschreibung der Epoche sei der Begriff "katholische Reform". Mittlerweile hätten viele Forschungen erwiesen, "dass die Reformation vor allem Martin Luthers unbeschadet ihrer theologischen Originalität tief in der spätmittelalterlichen Situation der Kirche verwurzelt ist", so der Kardinal.

Der Catholica-Beauftragte der VELKD, Landesbischof Karl Hinrich Manzke, hob hervor, die Erfurter Luther-Tagung habe dazu beigetragen, "unser Reden über Martin Luther zu verändern". In Tutzing solle es nun darum gehen, "unsere eigene Lesart unserer Geschichte ins Verhältnis zu bringen zu den Reformen im Katholizismus". Der Vizepräsident des Kirchenamts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thies Gundlach, erklärte, die Kirchen wollten gemeinsam auf das Reformationsjubiläum zugehen, "weil wir eine gegenseitige Profilierung durch Abgrenzung nicht mehr wollen". Es gehe um einen wertschätzenden Blick auf den jeweils anderen.

"Bestehende Klischees überprüfen"

Der Vorsitzende der Ökumenekommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Magdeburger Bischof Gerhard Feige, wies in einem Grußwort auf die Unterscheidung zwischen der grundlegenden christlichen Tradition und den vielen, geschichtlich-kulturell bedingten Traditionen hin. Letztere spiegelten immer auch den Zeitgeist vergangener Epochen und seien somit auch veränderlich.

Der evangelische Augsburger Systematische Theologe Bernd Oberdorfer, der die Tagung maßgeblich mit vorbereitet hatte, bezeichnete ihr Anliegen als "Freund-Beobachtung". Bestehende Klischees sollten überprüft werden. "Das genaue Hinsehen verwischt die Unterschiede nicht, sondern will sie besser verstehen", betonte er.


Quelle:
KNA