Als gemeinsame Aufgabe von beiden großen Kirchen sieht der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode die Glaubensvermittlung in einer säkularer werdenden Welt.
In Zeiten, in denen das Wissen um Religion und Kirche zu verdunsten drohe, brauche es "Kondensationspunkte", an denen der Glaube wieder fassbar werde, sagte er beim traditionellen Willehad-Empfang des Katholischen Büros in Bremen.
Mehr Orte der Glaubensbindung
Das könnten Orte und Institutionen sein, an denen man sich um Kranke, Leidende und Benachteiligte kümmert, so der Bischof. Als weitere Beispiele für Orte der Glaubensbindung nannte der Bischof Schulen und Kitas sowie die Beratungszentren etwa für Familien.
Auch lokale Stätten wie besondere Kirchen und Klöster könnten dazu dienen, sinnsuchende Menschen zu binden. Zudem brauche es Events aus Kunst und Kultur sowie die Seelsorge für Menschen an sogenannten Lebenswenden wie Geburt, Einschulung, Heirat oder Tod. Das seien "Anlässe, an denen Menschen spüren müssen, sie sind eingeladen von den Kirchen", sagte Bode.
Ökumenische Zusammenarbeit
Katholische und evangelische Kirche könnten es sich nicht mehr leisten, diese Aufgabe getrennt anzugehen, so Bode. "Das Schiff geht unter. Und wir streiten uns darüber, ob wir den Anker rot oder grün streichen. Das geht nicht."
Auch deshalb setze er große Hoffnungen in das Reformationsgedenken, das erstmals beide Kirchen gemeinsam begingen. Es gehe darum, noch stärker in die Gesellschaft hineinzuwirken und nicht um sich selbst zu kreisen, sagte der Bischof.
"Bastionen der Menschlichkeit"
Zuvor hatte Bremens Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) auf die große Bedeutung des karitativen Engagements der Kirchen für das Land Bremen verwiesen. Die Kirchen seien "Bastionen der Menschlichkeit" und für den Zusammenhalt der Gesellschaft "unverzichtbar".
Der Leiter des Katholischen Büros, Propst Martin Schomaker, machte deutlich, dass die Kirchen noch mehr Miteinander von der Politik in Bremen erwarteten. Als Beispiele nannte er den Ausbau der Geburtshilfe im Klinikum Bremen-Mitte, von dem auch das katholische Sankt Joseph-Stift betroffen ist, sowie die 2013 beschlossene Lockerung der Regelung zum christlichen Feiertag Karfreitag.
Hier gilt das sogenannte Tanzverbot am Karfreitag nur zwischen 6 bis 21 Uhr. Die Bremer Regelung zu diesen "stillen Feiertag" ist die lockerste in ganz Deutschland.