Kardinal Marx ruft zum gemeinsamen christlichen Zeugnis auf

"Aufeinander zugehen"

Gemeinsamkeiten statt Unterschiede. Die beiden großen Kirchen wollen aufeinander zugehen, gemeinsam spürbar machen, dass Gott existiere. Kardinal Reinhard Marx betonte beim Allerseelengottesdienst am Dienstag, was sie gemeinsam angehen sollten.

Kardinal Marx und Heinrich Bedford-Strohm / © Corinna Kern (dpa)
Kardinal Marx und Heinrich Bedford-Strohm / © Corinna Kern ( dpa )

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat zum Reformationsgedenken an den gemeinsamen christlichen Sendungsauftrag erinnert. Dazu gehöre der "ökumenische Auftrag, aufeinander zuzugehen, gerade auch in Deutschland mitzuwirken an der sichtbaren Einheit der Christen", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Dienstagabend beim Allerseelengottesdienst im Münchner Liebfrauendom.

Zudem gelte es, gemeinsam zu bezeugen, dass das Reich Gottes "mitten unter uns ist". Dieses sei nicht neutral gegenüber gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen, sondern bringe neue Hoffnung in eine Welt der Angst und trete Aggression und Hass entgegen, so Marx.

"Getrennt, aber nicht gespalten"

Katholische und evangelische Christen seien in manchem getrennt, aber nicht gespalten, fügte Marx hinzu. So sehr auch manches auf den ersten Blick unterschiedlich erscheine, so teilten doch alle Christen den Grundauftrag, das Reich Gottes und die christliche Hoffnung in dieser Gesellschaft zu bezeugen. Aufgabe sei es deshalb, gemeinsam spürbar zu machen, dass Gott existiere. Denn ohne diese neue Wirklichkeit sei die Welt arm und kreise nur um sich selbst.

Nach Marx' Worten verbindet den Begriff der Barmherzigkeit, der im vom Papst Franziskus ausgerufenen Heiligen Jahr im Mittelpunkt steht, mit der Rechtfertigungslehre der grundlegende Gedanke, "dass Gottes Gnade auf uns zukommt". Wenn einer in Christus sei, dann sei er eine neue Schöpfung. Im Tiefsten bedeute dies Rechtfertigung und Barmherzigkeit. So schließe das nun beginnende Reformationsgedenken auch an das bald zu Ende gehende Heilige Jahr an.

Gemeinsamkeit Jesus Christus

Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, zeigte sich überzeugt, dass sich "sehr viel" von diesem katholischen Jahr in das am Reformationstag begonnene Lutherjahr "hinüberretten" lasse. Der Münchner Straßenzeitung "BISS" (Novemberausgabe) hatte er im Interview gesagt, es gebe zwar verschiedene konfessionelle Traditionen, sie bezögen sich aber alle auf Jesus Christus. "Und zum Kern seiner Botschaft gehört Barmherzigkeit", so der bayerische Landesbischof. Auch Luther sei es genau darum gegangen. Denn Heil könne der Mensch nur durch Gott selbst erfahren, durch seine Gnade und Barmherzigkeit.


Quelle:
KNA