Synode der EKD tagt zu Europa

Europa, Ökumene und Judenmission

Gerade hat die Evangelische Kirche noch den Reformationstag gefeiert, nun geht es wieder zurück in den Alltag: In Magdeburg startet die Synode der EKD - mit einem breiten Themenpaket, wie der Journalist Benjamin Lassiwe berichtet.

EKD-Synode 2015 in Bremen / © Hanno Gutmann (epd)
EKD-Synode 2015 in Bremen / © Hanno Gutmann ( epd )

domradio.de: Den Begriff "Synode" kennen wir auch aus der katholischen Kirche. Vergangenes Jahr gab es die große Familiensynode mit Bischöfen aus aller Welt im Vatikan. In der Evangelischen Kirche ist das aber etwas anders, oder?

Benjamin Lassiwe (Evangelischer Journalist): In der Evangelischen Kirche ist die Synode das Kirchenparlament. Da bestimmen auf der Bundesebene alle Landeskirchendelegierten, die sich einmal im Jahr zusammen treffen. Die beschließen beispielsweise den Haushalt der EKD, machen Kirchengesetze, regeln den Rat und haben insgesamt für eine Woche die komplette Kontrolle über die Evangelische Kirche in Deutschland.

domradio.de: Wir haben gerade erst die große Feier zum Reformationstag in Schweden hinter uns, wo Vertreter des Lutherischen Weltbundes mit Papst Franziskus gemeinsam ökumenisch gefeiert haben. Spielt dieses große ökumenische Ereignis eine Rolle für die Synode in Magdeburg?

Lassiwe: Das wird ohne jeden Zweifel eine wichtige Rolle spielen, denn wir haben Besucher aus Skandinavien aus der Synode zu Gast. Bei dem Vortrag der Lutheraner zum Beginn wird die norwegische Bischöfin Byfuglien, die bei dem Gottesdienst mit dem Papst mitgewirkt hat, ein Grußwort sprechen. Auf der Synode wird zudem die schwedische Erzbischöfin Jackelén erwartet und auf einer Podiumsdiskussion zum Thema Europa teilnehmen.

domradio.de: Schauen wir einmal auf den Inhalt. Worum wird es gehen?

Lassiwe: Einerseits lautet das Tagungsthema "Europa". Die Synode wird sich mit der Frage beschäftigen, wo sich die Kirchen im jetzigen Europa positionieren werden. Zum anderen ist ein Papier vorbereitet worden, eine Art Resolution, in der die Evangelische Kirche der Mission unter Jüdinnen und Juden nun endgültig eine Absage erteilen will. Das werden sicherlich die beiden wichtigsten Themen dieser Synode werden.

Daneben gibt es - so wie in jedem Jahr - den Rechenschaftsbericht des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Da wird es beispielsweise auch um die Auseinandersetzung der Kirche mit dem Rechtspopulismus gehen. Dann wird der Haushalt beschlossen werden und natürlich wird das Thema Ökumene eine Rolle spielen. Dazu gibt es schon heute Abend bei den Lutheranern ein kleines Randthema, das die Kirchen wieder etwas dichter zusammenwachsen lässt: Man wird nämlich über die Erarbeitung eines ökumenischen Trau-Formulars für Hochzeiten reden, bei denen einer der beiden Partner aus der Evangelischen und der andere Partner aus der Alt-Katholischen Kirche stammt.

domradio.de: Das ist eine andere Richtung der Ökumene als wir sie am Reformationstag in Schweden erlebt haben. Wie sieht denn die Beziehung zwischen evangelischen und Alt-katholischen Christen aus?

Lassiwe: Wir haben als evangelische mit den Alt-katholischen Christen eine ökumenische Gastfreundschaft beim Abendmahl. Es gibt gemeinsame Gottesdienste, und die Beziehung ist schon relativ gut. Das sieht man unter anderem daran, dass diese Abendmahlgottesdienste auf jedem Evangelischen Kirchentag mittlerweile auch gefeiert werden.

domradio.de: Sie haben das umstrittene Thema der Judenmission schon angesprochen. Wie wird das auf der Synode genau thematisiert?

Lassiwe: Da wird ein Papier verabschiedet, und die Synoden-Präses Irmgard Schwaetzer hat gestern auf einem Pressetermin in Berlin auch schon ein wenig einen Einblick gegeben, was denn so passieren wird. Im Fokus wird stehen, dass, wenn man an ein Bündnis von Jesus mit den Christen glaubt, man selbstverständlich davon ausgehen muss, dass das jüdische Volk weiterhin voll Gottes ist und seinen eigenen Weg zum Heil hat. Deswegen wird die Evangelische Kirche allen Zeugnissen, die darauf abzielen, jüdische Menschen zum evangelischen Christentum zu bekehren, eine klare Absage erteilen. Es wird aber allgemein erwartet, dass dadurch natürlich nicht das christliche Zeugnis in der Welt geschwächt wird.

domradio.de: Kurienkardinal Kurt Koch, der Ökumene-Beauftragte im Vatikan, spricht nach der ökumenischen Feier im schwedischen Lund davon, dass das nächste Ziel das gemeinsame Abendmahl von Lutheranern und Katholiken sein soll. Wird das von der Evangelischen Kirche in Deutschland auch so gesehen?

Lassiwe: Das ist ja ein alter Wunsch der evangelischen Christen in Deutschland, dass das irgendwann einmal dazu führt, dass wir tatsächlich alle gemeinsam zum Tisch des Herrn gehen können. Wenn jetzt am Samstag der Katholika-Beauftragte der Lutheraner, Landesbischof Manske aus Schaumburg-Lippe, und der für den EKD-Katholika-Bericht zuständige Kirchenpräsident Christian Schad aus der Pfalz vor der Synode sprechen werden, dann wird das mit hundertprozentiger Sicherheit ein Thema.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.

 

Quelle:
DR