Kurienkardinal Koch zur Exkommunikation Luthers

"Mit dem Tod aufgehoben"

Ist Martin Luther noch exkommuniziert? Nicht aus Sicht des vatikanischen Ökumene-Beauftragten. Demzufolge sei die Exkommunikation mit dem Tod des Reformators bereits aufgehoben worden, erklärte Kurienkardinal Kurt Koch .

Lutherdenkmal in Wittenberg / © Peter Endig (dpa)
Lutherdenkmal in Wittenberg / © Peter Endig ( dpa )

Exkommunikation bedeutet in der katholischen Kirche den Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft und vom Empfang der Sakramente. Auf dem Rückflug der Armenien-Reise im Juni war der Papst auf eine Journalistenfrage zur Aufhebung von Luthers Exkommunikation nicht eingegangen.

Koch, der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates und damit Ökumene-Beauftragte des Vatikan ist, äußerte sich vor der Reise von Papst Franziskus zum gemeinsamen Reformationsgedenken in Schweden am kommenden Montag (31. Oktober) vor Journalisten im Vatikan.

Hoffnung auf neue Impulse durch Reformationsgedenken

Der Schweizer Kardinal erinnerte daran, dass Papst Franziskus bereits "viele positive Sachen" über Luther gesagt habe. Vor Franziskus hätten sich zudem auch weitere Päpste zu Luther geäußert, etwa Johannes Paul II. bei seinem Besuch in Mainz, als er gesagt habe, "dass wir viel lernen können von Luther", so Koch. Papst Benedikt XVI. habe in Erfurt betont, das größte Anliegen Luthers sei die Gottesfrage gewesen.

Koch räumte ein, es gebe weiter theologische Unterschiede um das Amt, die Kirche und die Eucharistie. Gemeinsam mit der Führung des Lutherischen Weltbundes (LWB), LWB-Präsident Bischof Munib Younan und LWB-Generalsekretär Martin Junge, hoffe er, dass das Reformationsgedenken in Schweden neue Impulse geben könne. Diese Hoffnung schließe ein, dass es neue Übereinkommen und sogar neue Vereinbarungen zur gegenseitigen Teilhabe am Eucharistischen Tisch geben könnte, sagte Koch.

In ähnlicher Weise hatte sich am Wochenende bereits Kochs Mitarbeiter im Ökumenerat, Bischof William Kenney, in einem Interview des katholischen US-Webportal "cruxnow.com" geäußert. Es sei zu erwarten, dass eines der Ergebnisse des Ökumene-Besuchs zur gemeinsamen Reformationsjahr-Eröffnung mit dem LWB in Schweden ein weiterer Schritt zur Öffnung zur gegenseitigen Zulassung zum Abendmahl sein werde, so Kenney.

Gemeinsame Erklärung erwartet

Der Salzburger Ökumene-Experte Gregor Maria Hoff sagte der Kooperationsredaktion der österreichischen Kirchenzeitungen, er hoffe, dass in der Gemeinsamen Erklärung von Lund "nicht nur bestimmt wird, was im ökumenischen Dialog bisher erreicht wurde, sondern auch, welche Ziele unmittelbar anstehen, gerade bei den neuralgischen Punkten - den Fragen des kirchlichen Amtes, des Abendmahls und des Papsttums". Letztlich hänge alles stark davon ab, was Papst Franziskus in Lund tun werde.

Auch wenn man "keine utopischen Vorstellungen" davon haben sollte, wie Kircheneinheit aussehen könne, heiße das nicht, "dass wir auf ewig auf eine gemeinsame Abendmahlsfeier verzichten müssen", sagte Hoff. "Wenn wir das nicht zumindest auf Basis einer gegenseitigen eucharistischen Gastfreundschaft schaffen, wie sollen wir da jemals zu einer Einheit kommen?"


"Ökumene-Minister" Kardinal Koch / © Angelika Warmuth (dpa)
"Ökumene-Minister" Kardinal Koch / © Angelika Warmuth ( dpa )
Quelle:
KNA