Ein Jahr lang feiern nicht nur die Protestanten die Reformation

Ausrufezeichen für Luther

Das kommende Jahr steht nicht nur in Deutschland im Zeichen der Reformation und vor allem Martin Luthers. Das Programm bietet fast für jeden etwas - auch Stoff für die Kritiker der Inszenierung.

Autor/in:
Norbert Zonker
Luther-Statue in Worms / © Martin Schutt (dpa)
Luther-Statue in Worms / © Martin Schutt ( dpa )

Am 31. Oktober 2016 ist es soweit: Das seit 2008 vorbereitete Gedenkjahr zum Beginn der Reformation 1517 wird bundes- und weltweit eröffnet. Ein Jahr lang feiern die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen die Impulse Martin Luthers (1483-1546) und weiterer Gründungsgestalten des 16. Jahrhunderts, aber auch staatliche Stellen und nicht zuletzt die Tourismusindustrie sind mit von der Partie. Erstmals beteiligen sich an solchen Jahrhundertfeiern auch Christen anderer Konfessionen, vor allem aus der katholischen Kirche.

Autakt in Lund und Berlin

So wird bereits zum Auftakt Papst Franziskus am 31. Oktober im schwedischen Lund mit der Spitze des Lutherischen Weltbunds (LWB) zusammentreffen und einen Versöhnungsgottesdienst feiern. Am selben Tag eröffnet auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ihr Jubiläumsjahr - mit einem Gottesdienst in der Berliner Marienkirche und einem Festakt im Konzerthaus, bei dem Bundespräsident Joachim Gauck die Festrede hält.

In Genf beginnt am 3. November ein "Europäischer Stationenweg", bei dem ein sogenannter "Event Truck" bis zum 20. Mai 2017 nacheinander 68 Orte in 19 europäischen Ländern anfährt, bis er seinen Endpunkt Wittenberg erreicht. Ziel dieser dezentralen Stafette ist es, bei Veranstaltungen mit den jeweiligen regionalen und ökumenischen Partnern "lokale Beziehungen zur Geschichte der Reformation aufzudecken".

Zentrale ökumenische Termine

Im ersten Quartal 2017 stehen für Deutschland zwei zentrale ökumenische Termine an: am 9. Februar stellen die EKD und die Deutsche Bischofskonferenz bei einer Tagung in Stuttgart ihre revidierten Bibelübersetzungen zur Diskussion. Am 11. März gibt es in der Hildesheimer Sankt-Michaelis-Kirche den nationalen Versöhnungsgottesdienst, zu dem die Kirchen bereits im September das "gemeinsamen Wort" mit dem Titel "Erinnerung heilen - Jesus Christus bezeugen" vorgelegt haben.

Im April und Mai werden dann drei große "nationale Sonderausstellungen" eröffnet. Das Deutsche Historische Museum zeigt in Berlin die Schau "Der Luthereffekt. 500 Jahre Protestantismus in der Welt". Die nationale Sicht steht im Zentrum der zweiten Ausstellung auf der Wartburg unter dem Titel "Luther und die Deutschen". Die dritte der Sonderausstellungen ist unter dem Titel "Luther! 95 Menschen - 95 Schätze" in Wittenberg zu sehen. Beworben werden die drei bis November dauernden Schauen mit dem gemeinsamen Internetauftritt 3xhammer.de, einem Hammer und unter dem Titel "Die volle Wucht. Die Reformation" - für den Göttinger evangelischen Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann eine glatte Fehlleistung, die "nicht mehr witzig, sondern skandalös" sei. Neben diesen "nationalen" Präsentationen gibt es bundesweit noch zahlreiche regionale Ausstellungen.

Evangelischer Kirchentag in Berlin und Wittenberg

Im Zeichen des Reformationsjahrs steht auch der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag vom 24. bis 28. Mai in Berlin und Wittenberg. Der auf den Elbwiesen vor den Toren der Lutherstadt geplante Abschlussgottesdienst dürfte zugleich die größte Einzelveranstaltung des Jahres werden - und der An- und Abtransport der erwarteten 100.000 Teilnehmer eine logistische Herausforderung für Bahn und Busunternehmen.

Mit dem Kirchentag beginnt unter dem Motto "Tore der Freiheit in Wittenberg eine "Weltausstellung Reformation" bis zum 10. September, eine Art "Markt der Möglichkeiten" in der Altstadt, bei dem Kirchen aus aller Welt, internationale Institutionen, Organisationen, Initiativen und Kulturschaffende ihre aktuelle Sicht auf die Reformation darstellen können. Außerdem gibt es ein Panorama des Künstlers Yadegar Asisi über die Zeit der Reformation und ein großes "Konfi- und Jugendcamp".

Lutherischer Weltbund verlegt Vollversammlung nach Namibia

Einen eigenen Akzent - über das Luthertum hinaus - setzt die Versammlung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirche vom 27. Juni bis 7. Juli 2017 in Leipzig. Der LWB dagegen hat seine Vollversammlung 2017 nach Windhuk in Namibia gelegt - um damit auf seine Weise zu demonstrieren, dass die Reformation nicht nur ein deutsches Ereignis ist.

Das Jubiläumsjahr endet am 31. Oktober 2017, dem Jahrestag des legendären "Thesenanschlags" von Luther. Der bundesweite Feiertag soll mit vielen regionalen Veranstaltungen begangen werden und mit einem zentralen Festakt in Wittenberg.


Quelle:
KNA