EKD-Ratsvorsitzender zu Religion in der Öffentlichkeit

"Nicht verdrängen lassen"

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, hat beim Jahresempfang des Foyers Kirche und Recht davor gewarnt, Religion aus dem öffentlichen Raum zu verdrängen.

Heinrich Bedford-Strohm / © Arno Burgi (KNA)
Heinrich Bedford-Strohm / © Arno Burgi ( KNA )

Die Privatisierung von Religion fördere nicht Toleranz und Offenheit für die "Vielzahl verschiedener Konzeptionen des Guten", sondern hemme und verhindere sie, sagte Bedford-Strohm am Dienstagabend in Karlsruhe. Laizistische Modelle böten keine Lösung für die Frage nach einem angemessenen Verhältnis von Religion und Demokratie.

Modell der "Öffentlichen Religion"

Bedford-Strohm warb für das Modell der "Öffentlichen Religion", bei der es um die Idee eines übergreifenden Konsenses in einer demokratischen Gesellschaft geht. Dabei lautet der Grundgedanke, dass es viele Konzeptionen guten Lebens gibt. Deren Vertreter bringen Ideen und Werte in die Gesellschaft ein, indem sie öffentlich dafür eintreten. Dabei lebe der Staat von einer "Begründungsoffenheit der Grundorientierungen".

Aus Sicht der Kirchen geht es für Bedford-Strohm um das Anliegen, Einsichten biblisch geprägter Ethik in den öffentlichen Diskurs einzubringen "und dabei ihre Plausibilität und Einsehbarkeit für alle Menschen guten Willens deutlich zu machen". Als Beispiel nannte der EKD-Chef den ersten Artikel des Grundgesetzes, dessen Menschenbild in der Bibel "einen kraftvollen Nährboden" finde.

Ökumenisches Foyer

Das 2007 gegründete und ökumenisch getragene Foyer will nach eigener Auskunft Gesprächsangebote, aber keine Lobbyarbeit für die Kirchen machen. Thematisch geht es um Schnittstellen zwischen Recht, Philosophie, Theologie und Sozialwissenschaften. Höhepunkt der Arbeit des Foyers ist der Empfang für Bundesverfassungsgericht, Bundesgerichtshof, Generalbundesanwaltschaft und die bei den Gerichten zugelassenen Rechtsanwälte. Finanziert wird das Foyer in Absprache mit der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und der EKD zur Hälfte vom Erzbistum Freiburg und von der Badischen Landeskirche.

Erzbischof Burger: "Tiefe Verunsicherung vieler Menschen"

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger sprach bei der Veranstaltung über eine "tiefe Verunsicherung vieler Menschen", die sich "in einer gefährlichen Stärkung der politischen Ränder niederschlägt". Diese Verunsicherung mache ein verstärktes Zusammenwirken aller demokratischen Kräfte unverzichtbar. Die Kirchen sind nach seinen Worten bereit, "ihren Beitrag zum Miteinander in der demokratischen staatlichen Gemeinschaft zu leisten und die humanisierenden Ressourcen, die der Glaube bereithält, in das Leben der Gesellschaft einzubringen".


Quelle:
KNA