Auf Kreta & in Armenien ging es um die Einheit der Christen

Ökumene-Wochenende in der Weltkirche

Am Sonntag beendete der Papst seine Reise nach Armenien. Auf Kreta endete das orthodoxe Konzil. In beiden Fällen wurde die Verbundenheit der Kirchen beschworen. Der Teufel steckt bisweilen allerdings im Detail.

Autor/in:
Joachim Heinz
Bemühen um Einheit in der Kirche / © Katharina Ebel (KNA)
Bemühen um Einheit in der Kirche / © Katharina Ebel ( KNA )

Ein Papst in strahlendem Weiß, ein apostolisch-armenischer Katholikos in schwarzer Kutte. Dazu orthodoxe Kirchenführer in dunkler Bischofstracht mit edelsteinbesetzten Amuletten und hin und wieder ein Tupfer Kardinalspurpur. An diesem Wochenende war sie wieder einmal zu bewundern: Die ganze Farbvielfalt der Christenheit.

Papstbesuch in Armenien - Panorthodoxes Konzil auf Kreta

So bunt die Kleiderordnung, so verschieden die Anlässe. Mit Armenien besuchte Papst Franziskus am Wochenende eine von vielen Konflikten zerrissene Region. Zur gleichen Zeit ging auf der griechischen Mittelmeer-Insel Kreta das orthodoxe Konzil zuende, das sich vor allem mit theologischen und kirchenrechtlichen Fragen und der Einheit der 14 unabhängigen Kirchen befasste.

Doch bei näherem Hinsehen offenbarten sich Gemeinsamkeiten. Das Ringen um Einheit trat auch bei den Begegnungen zwischen dem Papst und dem Oberhaupt der armenisch-apostolischen Kirche, Karekin II., zutage. Und die große Politik spielte eine Rolle auf Kreta, auch wenn die dort versammelten Kirchen in ihrer abschließenden Botschaft betonten, sich nicht in aktuelle Fragen einmischen zu wollen. Wer allein auf die russissch-orthodoxe Kirche blickt - die nicht auf Kreta zugegen war -, dürfte da so seine Zweifel haben.

Friedensbotschaften

Den Teilnehmern des Konzils ging es allerdings weniger um die Nähe zur Macht. Sie sorgen sich um die Zukunft der Menschheit. Klimawandel, Wirtschaftskrisen und ein blinder Fortschrittsglaube in der Wissenschaft: Dagegen wollen sie die christliche Botschaft von der Nächstenliebe und der Achtung der Schöpfung setzen. Währenddessen riefen in Armenien Papst und Katholikos die Christen eindringlich auf, sich für den Frieden einzusetzen. In einer gemeinsamen Botschaft sprachen sie von den Tragödien, die sich Tag für Tag im Nahen Osten und anderen Teilen der Welt abspielen und die Menschen in ein "schmerzliches und ungewisses Exil" zwingen.

Die Armenier wissen, was das heißt. Hunderttausende von ihnen wurden vor 100 Jahren im Osmanischen Reich vertrieben oder getötet. Die Debatte über den Völkermord belastet immer noch das Verhältnis zwischen Armenien und der Türkei. Die Kaukasusrepublik liegt zugleich mit einem anderen Nachbarn im Clinch. Wegen des Konflikts um die Region Berg-Karabach sterben an der Grenze zwischen Armenien und Aserbaidschan Jahr für Jahr im Schnitt 30 Menschen. Viel zu tun für "Friedensstifter", als die sich der Papst die Christen wünscht. Im September will Franziskus selbst nach Aserbaidschan aufbrechen.

Ringen um Ökumene

Die "politische Ökumene" ist das eine: Wenn die Kirchen für das Ende von Kriegen und Konflikten ihre Stimme erheben, offenbart sich ihr Gewicht, das sie allen Tendenzen zur Säkularisierung zum Trotz in vielen Teilen der Welt haben. Aber da gibt es auch die inneren Kämpfe, also das, was Ökumene im theologischen Sinne meint. Welche Klippen da zu umschiffen sind, zeigte sich ebenfalls beispielhaft am Wochenende.

In ihrem heftig diskutierten Ökumene-Papier bekräftigten die orthodoxen Kirchenführer ihren Willen, an der Einheit der Christenheit mitzuarbeiten. Aber über die anderen Konfessionen heißt es an gleicher Stelle, dass sie "vom wahren Glauben der Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche abgewichen" seien.

Das lässt an die Erklärung "Dominus Iesus" der Vatikanischen Glaubenskongregation von 2001 denken, in denen es hieß, dass die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen "nicht Kirchen im eigentlichen Sinn" seien. Damals war die Empörung unter den Protestanten groß.

Franziskus: Konzil ein Schritt nach vorn

Unabhängig davon belegte die Tatsache, dass vier orthodoxe Kirchen dem Treffen auf Kreta fernblieben, dass sich selbst die Kirchen innerhalb der orthodoxen Gemeinschaft nicht immer grün sind. Ökumene bezeichnet dem griechischen Wortsinn nach die bewohnte Erde. In der weiten Welt gibt es für die Kirchen viel zu tun. Vor der eigenen Haustüre zu kehren und das Verhältnis zum Nachbarn zu klären, gehört freilich auch dazu.

Papst Franziskus wiederum hat das Konzil als einen "Schritt nach vorn" gewürdigt. "Ich glaube, das Resultat ist positiv", sagte er am Sonntagabend bei seinem Rückflug von Armenien nach Rom vor Journalisten. Allein die Tatsache, dass sich die Vertreter der eigenständigen orthodoxen Kirchen versammelt hätten, um sich von "Angesicht zu Angesicht zu sehen, zusammen zu beten und zu reden und vielleicht manche witzige Bemerkung zu machen", sei schon sehr positiv, so der Papst. Die noch bestehenden Uneinigkeiten könnten im Lauf der Zeit ausgeräumt werden. Der "Schritt nach vorn" sei zwar "nicht hundertprozentig", aber es sei ein Schritt nach vorn, sagte der Papst weiter. Es sei wie bei Kindern, die erst krabbeln, so gut es eben ginge, und dann erste Schritte folgen ließen.

 

Demonstrieren Einigkeit: Papst Franziskus und Karekin II. (l.) / © Paul Haring (KNA)
Demonstrieren Einigkeit: Papst Franziskus und Karekin II. (l.) / © Paul Haring ( KNA )

 

Panorthodoxes Konzil endet mit Appellen und Beschlüssen / © Harald Oppitz (KNA)
Panorthodoxes Konzil endet mit Appellen und Beschlüssen / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA