Käßmann plädiert für mehr Lockerheit in der Flüchtlingspolitik

Kreative Lösungen

Die evangelische Theologin Margot Käßmann fodert mehr "Lockerheit" und Kreativität beim Umgang mit Flüchtlingen. Leere Wohnungen sollten unbürokratisch vergeben werden.

Margot Käßmann (KNA)
Margot Käßmann / ( KNA )

Die evangelische Theologin Margot Käßmann fordert eine "lockerere" Flüchtlingspolitik. Wegen bürokratischer Hürden blieben Flüchtlingen vielerorts leerstehende Wohnräume und freie Ausbildungsplätze verwehrt, bemängelte Käßmann bei einem regionalen evangelischen Kirchentag am Wochenende in München. Statt um kreative Lösungen gehe es inzwischen allzu sehr darum, die Zahl der Ankommenden zu verringern. "Das kann nicht das einzige Ziel sein", meinte die Theologin.

"Unchristliche Positionen"

"Am schlimmsten" findet die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), dass die Flüchtlingskrise "im Namen des Christentums" politisch genutzt werde, "indem Pegida und Co. erklären, sie würden das christliche Abendland verteidigen." Auch die AfD vertrete mitunter "zutiefst unchristliche" Positionen.

Menschen wegen ihrer Herkunft, Hautfarbe oder ihres Glaubens auszuschließen, könne mit dem Christentum nicht in Verbindung gebracht werden. "Das christliche Abendland, wenn es das gibt, ist zuerst durch Barmherzigkeit und Nächstenliebe definiert", so Käßmann.

Lob für Kirchen

Die Theologin lobte zugleich das Engagement der Kirchen: "Ich bin jedes Wochenende in einer anderen Kirchengemeinde in Deutschland und kenne keine, die sich nicht engagiert."

Im Umgang mit Muslimen ermutigte Käßmann ihre Zuhörer zur "inneren Freiheit" eines Christen, der sagen könne: "Ich habe meine Wahrheit im Glauben gefunden, aber ich respektiere andere, die einen anderen Zugang zu Gott finden. Das ist christlich."

Immer mehr Klagen

Die Kritik an der Dauer von Asylverfahren in Deutschland wächst unterdessen. Laut einem Bericht der "Thüringer Allgemeinen" hat die Zahl der Untätigkeitsklagen von Asylbewerbern gegen das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) im ersten Quartal 2016 um mehr als 40 Prozent zugenommen.

Ende März habe es 3.271 Untätigkeitsklagen bei Verwaltungsgerichten gegeben, zum Jahresende 2015 seien es 2.299 Klagen gewesen, so die Zeitung. Das gehe aus den Unterlagen des Bundesinnenministeriums hervor, die auf Anfrage der Linkspartei im Bundestag erstellt wurden. Untätigkeitsklagen können gegen eine Verwaltung erhoben werden, wenn innerhalb einer angemessen Frist keine Entscheidung getroffen wurde.

 


Quelle:
KNA