Neue Software ermöglicht direkte Beteiligung an Internet-Gottesdienst

Gottesdienst ohne Grenzen

Mitfeiern, mitreden, mitbeten - das ist das Konzept der interaktiven "Sublan"-Internet-Gottesdienste. Am 10. April kommt erstmals eine Software zum Einsatz, die Besuchern eine spontane und unmittelbare Mitwirkung am Gottesdienst ermöglicht.

Autor/in:
Dieter Schneberger
Moderatorin des "Sublan"-Internet-Gottesdienstes Nena Baumueller und die beiden Pfarrer Rasmus Bertram und Mickey Wiese / © sublan.tv / Christian Frays (epd)
Moderatorin des "Sublan"-Internet-Gottesdienstes Nena Baumueller und die beiden Pfarrer Rasmus Bertram und Mickey Wiese / © sublan.tv / Christian Frays ( epd )

Einen Gottesdienst nicht nur im Internet ansehen, sondern mit Hilfe einer Software aktiv mitgestalten - das ist das Besondere des Projekts "sublan.tv". Es wurde 2010 in Frankfurt am Main gestartet und seitdem Schritt für Schritt weiterentwickelt. Zuletzt hatten die Gottesdienste bis zu 200 Teilnehmer. Am 10. April kommt um 14 Uhr in Wetzlar erstmals eine Software zum Einsatz, die auf der Plattform www.sublan.tv die Teilnahme Tausender Rechner- und Smartphone-Nutzer ermöglicht.

LAN-Partys in der Kirche bildeten Anfang

Der Begriff "sublan" ist eine Zusammensetzung aus Subkultur und LAN (Local Area Network, Verbindung). Die Idee, junge Menschen in der Computerspiele-Szene für die christliche Botschaft zu erwärmen, hatten Jugendliche um Pfarrer Rasmus Bertram, der damals in der evangelischen Jugendkulturkirche Sankt Peter in Frankfurt am Main seinen Dienst tat. Sie begannen ab 2009 in der Kirche LAN-Partys zu veranstalten, auf denen die Spieler auch Gott erfahren konnten. "Aber freiwillig", sagt Bertram, "und über ihr Medium, mit Themen, die sie interessieren." Aus den anfänglichen Kurzandachten entwickelten sie 2010 den ersten "Sublan"-Gottesdienst.

Nach vier LAN-Partys, vier "Sublan"-Gottesdiensten und einer erfolgreichen Medien-Berichterstattung rang sich 2013 das gesamte ehrenamtliche Team dazu durch, die LAN-Partys auszusetzen und sich ganz auf den Ausbau der neuen Gottesdienstform zu konzentrieren. Ein Jahr später wurde deutlich: "Wir brauchten eine neue Netzwerktechnik und auch eine andere Lokalität dafür", erinnert sich Bertram. Da sein Vertrag ohnehin endete, verließ er Sankt Peter und mietete für das Projekt ein Büro im Frankfurter Medienhaus der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) an.

Zusammen mit sechs Informatikern, Projektentwicklern und einem Grafiker tüftelt der Theologe und Schauspieler dort nun seit 2015 an der Weiterentwicklung der Idee von einem interaktiven Gottesdienst.

Finanziert wird ihr Projekt "sublan.tv" von dem Hamburger Verein "Andere Zeiten". Umgesetzt wird es in enger Kooperation mit der EKHN. "Die Fördermittel reichen noch bis Ende dieses Jahres", sagt Bertram. Er hofft, dass das Projekt 2017 weitergeführt und vielleicht auch von anderen Landeskirchen übernommen und getragen wird. Gespräche darüber haben bereits begonnen.

Alle Elemente eines traditionellen Gottesdienstes

"Das Internet-Format enthält alle Elemente eines traditionellen Gottesdienstes", erläutert der Netz-Pfarrer: "Predigt, Gebete, Fürbitte, Musik und den Schlusssegen." Größter Unterschied sei, dass die Theologen ihre Predigt auf zwei bis drei Kernthesen reduzieren und die Gottesdienstteilnehmer darauf mit dem Schreiben ihrer Erlebnisse, Einsichten und Erkenntnisse reagieren und in ein Predigtgespräch kommen.

Die einzelnen Wortbeiträge werden teils automatisch, teils in einem Redaktionsteam thematisch sortiert und den Predigern an passender Stelle auf ihren Bildschirmen zugespielt. Eine Moderatorin bringt darüber hinaus ebenfalls noch Teilnehmerbeiträge oder Fragen ein. Überdies können die Teilnehmer während des 70-minütigen Gottesdienstes Gebete ans Gebetsteam senden und bei Bedarf per Live-Chat Kontakt zu einem Seelsorgeteam aufnehmen.

Vieles nicht vorhersehbar

"Das Ganze funktioniert wie in einem Sitzkreis, jeder ist mittendrin und gestaltet mit, vieles ist nicht vorhersehbar", erläutert Bertram. Die Gottesdienst-Software stellt die Verbindung her. Sie macht das Geschehen im Studio auf Rechnern, Tablets oder Smartphones der Teilnehmer sichtbar. Und sie macht eine spontane Beteiligung möglich.

Dafür teilt sie den Bildschirm in vier Bereiche: einen, in dem der Gottesdienst via Livestream zu sehen ist, und einen mit direkten Interaktionselementen wie "Kerze anzünden" oder "Gebetsanliegen senden". In den Bereichen drei "Der Livefeed" und vier "Deine Beiträge" können die Teilnehmenden jederzeit sehen, mit welchen Beiträgen sie sich eingemischt haben und wie sich das auf den Gottesdienst ausgewirkt hat.

Der Pilotgottesdienst am 10. April kommt aus dem Fernsehstudio von ERF-Medien in Wetzlar. Unter dem Titel "Hart am Limit - Lass meine Mudda aus dem Spiel!" werde nach Werten gefragt, die heute unter jungen Leuten gelten, und nach Werten in der Bibel, kündigt Bertram an. Mit dabei sind neben ihm selbst und dem Technikteam um Christopher Diekkamp auch Mickey Wiese als zweiter Prediger, Nena Baumüller als Moderatorin, die Aschaffenburger Band "mal angenommen" und rund 30 Ehrenamtliche.


Quelle:
epd