Die Schauspieler Grube und Schade sind "Pfarrerin und Priester"

"Der Papst hat Rockstar-Qualitäten"

​Für sie ist es die erste Rolle als Pfarrerin, er war noch nie Priester. Die Schauspieler Birge Schade und Martin Gruber, sind am Freitagabend im ARD-Film "Frau Pfarrerin und Herr Priester" zu sehen. Ein Interview über Religion, Zölibat und Papst Franziskus.

Autor/in:
Nina Schmedding
Frau Pfarrerin und Herr Priester, Freitag, 20.15 Uhr in der ARD / © ARD Degeto/Erika Hauri/Evelyn Frey
Frau Pfarrerin und Herr Priester, Freitag, 20.15 Uhr in der ARD / © ARD Degeto/Erika Hauri/Evelyn Frey

Katholische Nachrichen-Agentur (KNA): Herr Gruber, Sie haben Papst Franziskus bei einer Generalaudienz in Rom ihren Film auf DVD überreicht. Was hatten Sie für einen Eindruck von ihm?

Martin Gruber: Dieser Papst hat echte Rockstar-Qualitäten. Es war fast wie bei einem Konzert mit Robbie Williams - außer, dass keine Schlüpfer flogen, sondern Rosenkränze. Er ist einfach nah dran an den Menschen, er steht für das, was er verkauft.

KNA: Was hat er zu Ihrem Film gesagt?

Gruber: Ob er den Film gesehen hat, weiß ich nicht. Er kam an den Zaun und gab mir die Hand - ein sehr fester Händedruck übrigens - und ich habe ihm den Film überreicht. Da hat er gesagt: "Bete für mich." Das hat mich schon überrascht; ich dachte, es ist umgekehrt, dass der Papst für einen betet.

KNA: Was hat Sie beide an der Rolle einer Pfarrerin bzw. eines Priesters fasziniert?

Birge Schade: Für mich war es eine ungewöhnliche Rolle, aber trotzdem einfach eine Rolle. Ich erfülle keine Mission in meinem Leben. Beim Lesen und ersten Spielen war mir meine Figur, Pfarrerin Rieke, sehr sympathisch. Sie zeigt die Entschlossenheit, sich auch in unangenehme Situationen zu begeben. Es ist aber nicht so, dass mich die Kirche oder der christliche Aspekt besonders angesprochen hat.

Gruber: Ich fühlte mich an meine Rolle als Bergretter erinnert. Der hat auch gerettet und ich habe in meiner Figur, Priester Toni, den Seelenretter gesehen. Toni hat mir gefallen, weil er sehr klar ist. Der steht zu 100 Prozent hinter dem, was er macht. Und mir ist beim Spielen bewusst geworden, was für eine unglaubliche Macht so ein Pfarrer haben kann, wenn er möchte - im positiven Sinn! In einer Predigt hat er zehn Minuten Redezeit und kann dann eine tolle Message rüberbringen.

KNA: Die katholischen und evangelischen Spielregeln für Pfarrer sind ja nicht immer einfach zu durchschauen. Wie haben Sie sich auf die Rollen vorbereitet?

Gruber: Ich habe einen guten Freund, der ist Priester im Vatikan, und der hat mir das Einmaleins des Priester-Seins beigebracht: So brichst Du die Hostie, so machst Du einen Knicks vor dem Tabernakel, deswegen haben wir 33 Knöpfe an der Soutane. So konnte ich ein wenig hinter die Kulissen gucken.

Schade: Mich hat das Berufsbild der Pfarrerin interessiert, und deshalb habe ich mich vor dem Dreh mit einer Pfarrerin hier in Berlin getroffen - einer ganz, ganz tollen Frau. Es ist so ein sozialer Beruf, der sehr viele Bereiche abdeckt, das war mir vorher nicht klar. Dass es auch ein Beruf mit der höchsten Burn-out Rate ist, kann ich völlig nachvollziehen. Die haben ja nie Feierabend. Wie jeder Mensch, der eine Mission hat, stellen Pfarrer die privaten Belange hinten an. Die eigene Familie, das eigene Bedürfnis. Und das schlägt halt irgendwann zurück.

KNA: Sind Sie selbst religiös?

Gruber: Ich bin katholisch getauft und gefirmt und gehe auch ab und zu in die Kirche. 

Schade: Ich bin evangelisch getauft und konfirmiert. Aber ich bin irgendwann in meiner rebellischen Phase als junge Erwachsene ausgetreten. Und zwar, weil ich Probleme hatte, mich mit Institutionen zu identifizieren. Ich finde auch, die Kirche macht es gerade Frauen damit nicht leicht. Das habe ich auch der Pfarrerin gesagt. Und die konnte mich verstehen.

KNA: Im Film befreunden sich Pfarrerin Rieke und Priester Toni - und es knistert auch ein bisschen zwischen den beiden ...

Schade: Ja, aber dabei bleibt es. Und das macht die Rolle gerade interessant: Wenn man sagt, Sexualität ist ein Tabu, das ist jetzt mal raus. Wo fängt dann Nähe an und wo Freundschaft, und wie geht man mit der Sehnsucht nacheinander um? Das hat mich fasziniert.

Gruber: Genau, der stärkste Antrieb zwischen Mann und Frau - Sexualität - ist hier stillgelegt. Beim Spielen hat man eine Grenze und die muss man einhalten. Es war ein bisschen so wie bei "Das Model und der Schnüffler", einer meiner Lieblingsserien aus den 80ern, da kommt es auch nie dazu... und das machte auch den Reiz aus.

Schade: Ich habe auch die Pfarrerin nach dem Zölibat von katholischen Priestern gefragt. Sie hat gesagt, dass sie ihre Spiritualität aus dem Zölibat ziehen. Das ist eine Entscheidung, vor der ich sehr viel Respekt habe. Trotzdem finde ich, dass man befreundet sein und sich auch begehren kann. Es sind ja nur Menschen. Aber es kommt darauf an, wie man damit umgeht.

KNA: In der Schlussszene des Films spielen vier Religionsvertreter - neben Ihnen beiden noch ein Imam und ein Rabbi - ganz friedlich Karten miteinander. Warum dieses Ende?

Schade: Es ist eine Utopie des Regisseurs. Da sind vier Menschen, die wollen das Gleiche - dass es ihren Leuten gut geht. Vielleicht finden das manche naiv. Aber man kann das auch einfach mal in den Raum stellen.

Gruber: Ja, es ist das Prinzip Hoffnung: Dass verschiedene Religionsvertreter mit wirklich starken Ansichten an einem Tisch sitzen und friedfertig miteinander spielen, das ist doch ein Schritt, von dem die ganze Menschheit im Moment träumt.


Quelle:
KNA