Buß- und Bettag sucht Antworten auf Terrorangst

Hoffnung auf Frieden nicht aufgeben - Appelle zur Besonnenheit

Die wachsende Unsicherheit in Europa durch die Terrorgefahr prägte den protestantischen Buß- und Bettag. Die evangelischen Bischöfe warnten davor, sich von der Angst lähmen zu lassen.

Heinrich Bedford-Strohm / © Sven Hoppe (dpa)
Heinrich Bedford-Strohm / © Sven Hoppe ( dpa )

Auch Hass als Reaktion auf die Anschläge sei keine Option.

Am Buß- und Bettag 2015 haben die Kirchen zu Besonnenheit angesichts der Terrorgefahr aufgerufen. Evangelische Bischöfe warnten an dem protestantischen Gedenktag zugleich vor einer Spirale der Gewalt. Nach den Attentaten von Paris dürfe die Hoffnung auf einer gerechtere und friedlichere Welt nicht aufgegeben werden.

Kritik am Begriff "Krieg" in Verbindung mit Anschlägen in Paris

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, betonte die universale Kraft des Gebets. "Wer in diesen Tagen betet, bringt sein Erschrecken, seine Fassungslosigkeit zum Ausdruck", erklärte der EKD-Chef am Mittwoch im Gottesdienst zum Buß- und Bettag in der Münchner Bischofskirche St. Matthäus.

Der evangelische Militärbischof Sigurd Rink erklärte, Gewalt müsse nicht in eine endlose Spirale der Gewalt führen. Statt militärischer Optionen gebe es einen Weg zum Frieden. "Und es lohnt sich, danach zu suchen, auch wenn sich andere Alternativen leichter anzubieten scheinen", sagte Rink laut Redetext in einem Gottesdienst zum Buß- und Bettag in Bielefeld-Bethel.

Rink kritisierte, dass in den Tagen nach den Anschlägen viele Politiker sehr schnell den Begriff "Krieg" verwendet hätten. Damit werde so reagiert, wie es die Terroristen beabsichtigten: "Wir lassen uns in einen Konflikt hineinziehen, in dem wir auch zu militärischen Optionen bereit sind." Ein gnadenloses Zurückschlagen erscheine zwar menschlich nachvollziehbar. Es könne jedoch am Ende der Weg in den Abgrund sein, warnte der Militärbischof.

Gebete gegen den Hass

Bedford-Strohm erklärte, Menschen aus aller Welt - unter ihnen die US-Politikerin Hillary Clinton, die Sängerin Pink und Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) - hätten getwittert, dass sie für die Terror-Opfer beteten. Das Hashtag #PrayforParis habe innerhalb kürzester Zeit unzählige Menschen auf der ganzen Welt erreicht. "In der Hoffnung, dass der Hass, der uns wieder seine Fratze zeigt, nicht auch von uns selbst Macht ergreift. Dass die Angst uns nicht überschwemmt. Dass wir all dem etwas entgegensetzen können", mahnte Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist.

Zu den Attentaten von Paris erklärte Sachsens Landesbischof Carsten Rentzing: Nun würden Forderungen nach einer gnadenlosen Reaktion gegen die Verantwortlichen laut. Doch die Bekämpfung des Bösen geschehe nicht durch Gewalt, sondern durch Buße, sagte Rentzing laut Redemanuskript am Mittwoch in der Dresdener Kreuzkirche. Man könne auch die Frage stellen, wie diese Attentäter "teilweise in unserer Mitte" zu dem wurden, was sie geworden sind. Solche Fragen aufzuwerfen bedeute keine Entschuldigung der Täter, betonte Rentzing. Sie trügen sie aber dazu bei "zu erkennen, dass das Böse viel abgründiger in dieser Welt tätig ist, als dass man es in ein paar Menschen identifizieren und ausschalten könnte".

Buß- und Bettag früher bundesweiter Feiertag

Der Buß- und Bettag wurde vor 20 Jahren zum politischen Zankapfel: Der protestantische Gedenktag, erstmals 1532 im mittelalterlichen Straßburg offiziell eingeführt, wurde 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer in Sachsen als gesetzlicher Feiertag ersatzlos gestrichen. Mehrere Initiativen zur Wiedereinführung des arbeitsfreien Feiertages blieben ohne Erfolg.

 

Quelle:
epd