In einem Jahr beginnt das Reformationsjubiläum 2017

Die Aufmerksamkeit nimmt zu

Wieviel Staat steckt im Reformationsjubiläum 2017? Und wie kann es der evangelischen Kirche gelingen, dem Gedenkjahr ihren Stempel aufzudrücken? Ein Jahr vor den Feierlichkeiten sind die Konturen noch unscharf.

Autor/in:
Norbert Zonker
Vorstellung der Bibellosung für den Kirchentag 2017 / © Rolf Zoellner (epd)
Vorstellung der Bibellosung für den Kirchentag 2017 / © Rolf Zoellner ( epd )

In gut einem Jahr ist es soweit: Am 31. Oktober 2016 wird in Berlin das seit 2008 vorbereitete Gedenkjahr zum Beginn der Reformation von 1517 eröffnet. Ein Großereignis, das nicht nur die Protestanten und alle Kirchen, sondern auch Politiker, Kulturorganisationen und nicht zuletzt die Tourismusindustrie betrifft. Das Kuratorium zur Vorbereitung des Jubiläumsjahrs befand bei seiner jüngsten Sitzung in Nürnberg, das Vorhaben sei "auf bestem Wege". Vor allem konstatierte es, dass die öffentliche Aufmerksamkeit "spürbar" zunehme.

Kuratorium hält sich mit Bekanntgabe von Inhalten bedeckt

Wer sich von der Erklärung neue Aufschlüsse über die inhaltlichen Akzente des Gedenkjahrs erhoffte, wird allerdings enttäuscht. Das Kuratorium bleibt bei seiner Linie, indem es auf die "enormen politischen, sozialen und kulturellen Auswirkungen in Deutschland und weltweit" der Reformation Bezug nimmt und allgemein auch die "geistliche Dimension" des Jubiläums anspricht.

"Das Reformationsjubiläum erinnert an ein Ereignis von weltgeschichtlicher Bedeutung; es gibt die Gelegenheit, den bleibenden Beitrag des reformatorisch geprägten Glaubens für unsere Welt zu diskutieren und 'über die Identität des westlichen Gesellschaftsentwurfs nachzudenken'", heißt es unter Berufung auf den Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirats, den ehemaligen Verfassungsrichter Udo Di Fabio.

Zwar würdigt das Kuratorium als "zukunftsweisendes Signal gelebter Ökumene", dass die beiden großen Kirchen das Reformationsfest 2017 "in ökumenischer Verbundenheit" begehen wollten. Unerwähnt bleibt dabei allerdings die Intention, "gemeinsam ein Christusfest zu feiern", wie es der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm im Mai in einem Brief an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, formulierte. Das Fehlen dieses Aspekts ist für sich genommen nicht verwunderlich, gehören doch dem Kuratorium auch Politiker wie Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und die Ministerpräsidenten von Thüringen und Sachsen-Anhalt, Bodo Ramelow (Linke) und Reiner Haseloff (CDU), an.

Enge Verbindung von Staat und Kirche in der Vorbereitung

Dass aber die organisatorischen und protokollarischen Vorbereitungen der Feierlichkeiten in Wittenberg am 31. Oktober 2017 - ein Festgottesdienst und Festakt, die zugleich den Abschluss des Jubiläumsjahrs bilden - bei Grütters zusammenlaufen, dürfte diejenigen bestätigen, die, wie der Deutsche Kulturrat, eine zu enge Verbindung von Staat und Kirche bei dem Vorhaben kritisiert haben.

Aus dem Haushalt der Kulturstaatsministerin fließen seit 2011 und noch bis 2017 jährlich fünf Millionen Euro in Projekte des Reformationsgedenkens, dazu kommen weitere Förderprogramme.

Reformationstag 2017 bundesweit staatlicher Feiertag

Das Jubiläumsjahr wird also eingerahmt von zwei Festakten mit hoher staatlicher Beteiligung. Da der Reformationstag 2017 auch bundesweit ein staatlicher Feiertag sein wird, wird es dann landauf, landab auch regionale Gottesdienste und Abschlussveranstaltungen geben. Nicht zuletzt solchen, von den 20 Landeskirchen verantworteten Programmen wird es zukommen, dem Jubiläumsjahr auch einen kirchlichen Stempel aufzudrücken.

Nach der Eröffnungsveranstaltung, zu der auch die Neufassung der Lutherbibel vorliegen soll, wird es zunächst einen "Europäischen Stationenweg" geben, der regionale Reformationsgeschichten für die Gegenwart thematisieren soll. Einen besonderen ökumenischen Akzent soll am Vorabend des zweiten Fastensonntags 2017 ein "Versöhnungsgottesdienst" in Berlin mit der katholischen Kirche bilden.

Zentral ist dann wieder der Deutsche Evangelische Kirchentag vom 24. bis 28. Mai 2017 in Berlin, verbunden mit einem großen Abschlussgottesdienst in Wittenberg. Der Kirchentag steht unter dem - nicht sehr prägnanten - Leitwort "Du siehst mich". In der Lutherstadt und um sie herum ist den Sommer über eine "Weltausstellung Reformation" geplant, an der sich auch die Weltbünde der reformatorischen Kirchen beteiligen. Nicht nur die Tourismuswirtschaft erhofft sich dazu viele Gäste.

Für das letzte Quartal des Jubiläumsjahres dürfte die Frage spannend werden, ob sich seine Themen noch gegen den Bundestagswahlkampf durchsetzen können: Der Wahltermin muss zwischen dem 27. August und dem 22. Oktober liegen.


Quelle:
KNA