Synode der evangelischen Kirche bestätigt Schwaetzer als Präses

Klare Worte und klares Wahlergebnis

Bei der Konstituierung der Synode hat die Evangelische Kirche in Deutschland Einigkeit demonstriert. Das Kirchenparlament bestätigte zu Beginn seiner sechsjährigen Legislaturperiode Irmgard Schwaetzer als Präses an der Spitze.

Irmgard Schwaetzer und Heinrich Bedford-Strohm (epd)
Irmgard Schwaetzer und Heinrich Bedford-Strohm / ( epd )

Ein klares Wahlergebnis und klare Worte bestimmten den Sydonal-Tag in Würzburg: Denn der Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm gab ein halbes Jahr nach seiner Wahl einen Bericht ab, der in seinen politischen Forderungen zur Lösung der weltweiten Flüchtlingskrisen kaum aktueller und konkreter hätte sein können.

"Kirche muss ethische Grundorientierungen herausstellen"

Zwar sei die "Kirche keine politische Institution", sagte der bayerische Landesbischof. Dennoch sei es geradezu ihre Pflicht, ethische Grundorientierungen herauszustellen. "Sie muss das auch dann tun, wenn sie nicht gleichzeitig ausgefeilte politische Konzepte vorlegen kann", sagte er, um in der Folge den Finger in die Wunde zu legen.

Flüchtlingspolitik dürfe nicht nur kurzfristiges Krisenmanagement sein, forderte der 55 Jahre alte Sozialethiker. Künftig sollten alle Regierungsbeschlüsse einer "Eine-Welt-Verträglichkeitsprüfung" unterzogen werden, um zu klären, ob sie den Schwächsten auf der Welt schaden oder nutzen. Denn: Grund für die weltweiten Flüchtlingsströme seien Krieg und Gewalt sowie eine extreme Ungerechtigkeit in der Verteilung der weltweiten Ressourcen. Es bleibe ein "moralischer Skandal", dass jeden Tag 24.000 Menschen sterben, weil Nahrung und Medizin auf der Welt nicht gerecht verteilt seien, sagte Bedford-Strohm in seinem ersten Bericht an das Kirchenparlament.

Irmgard Schwaetzer mit großer Mehrheit zur Präses gewählt

Die Synodalen quittierten seine Rede mit starkem Applaus, der vermutlich deutlich länger angehalten hätte, wenn nicht das Ergebnis der Präseswahl zu verkünden gewesen wäre. 111 von 115 Stimmen erreichte die ehemalige FDP-Bundesministerin Schwaetzer. Die 73-Jährige wurde damit von der Synode dafür belohnt, dass sie das Parlament unaufgeregt und ohne erkennbare persönliche Ambitionen aus turbulenten Zeiten geführt hatte. Zwar gehört nur etwa die Hälfte der Mitglieder der 12. EKD-Synode auch dem Vorgänger-Parlament an, doch denen ist so manch unwürdiges Gezerre bei Wahlentscheidungen in Erinnerung.

So war auch Schwaetzer im November 2013 als Kompromisskandidatin an die Synodenspitze gelangt. Denn nachdem Katrin Göring-Eckardt wegen ihrer Spitzenämter bei den Grünen den Parlamentsvorsitz abgegeben hatte, war es dem CSU-Urgestein und bisherigen Vizepräses Günther Beckstein in zwei Wahlgängen nicht gelungen, die notwendige Stimmenmehrheit zu erreichen. In Würzburg nahm der 71-Jährige Abschied von der Synode - und konnte mit manch launig verpackter Bemerkung in der Morgenandacht am Samstag seine Verbitterung nicht vollends verbergen.

Bedford-Strohm vor großen Aufgaben als Ratsvorsitzender

Als Mann der Zukunft für das oberste Spitzenamt in der EKD, den Ratsvorsitz, indes präsentierte sich Becksteins bayerischer Landsmann Bedford-Strohm. Ebenso wie Schwaetzer könnte auch er wiedergewählt werden - im November bei der EKD-Synode in Bremen. Dass er große Lust verspürt an dem Amt, strahlte der weltgewandte Theologe einmal mehr in Würzburg aus.

Die evangelische Kirche wolle geistliche Kraft und Orientierung für die Öffentlichkeit miteinander verbinden, sagte Bedford-Strohm, der neben den pointierten Aussagen zur Flüchtlingspolitik in seiner 35-minütigen Rede auch auf das 500. Reformationsjubiläum in zwei Jahren vorausblickte. Das Jubiläumsjahr sei "eine riesengroße Chance für uns als Kirche". Er wünsche sich, dass dabei "eine authentische öffentliche Kirche sichtbar wird, die ausstrahlt, wovon sie spricht".

Bedford-Strohm könnte bei einer erneuten Wahl zum Ratsvorsitzenden dabei eine Schlüsselrolle zukommen.

 


Quelle:
epd
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