Libby Lane in York geweiht

Kirche von England hat erste Bischöfin

Die englische Staatskirche feiert sich während der Weihe der ersten Frau zur Bischöfin als modern und vielfältig. Aber der Protest der Traditionalisten ist nicht verstummt.

Libby Lane  (dpa)
Libby Lane / ( dpa )

Es sind starke Bilder: Dutzende Bischöfe drängen sich vor dem Altar der Kathedrale im nordenglischen York um die kniende Libby Lane. Der Erzbischof von York, John Sentamu, legt ihr die Hände auf den Kopf. Der 48-jährigen Libby Lane, Mutter zweier erwachsener Kinder, waren Freude, Rührung und das Wissen um die Verantwortung der Aufgabe gleichermaßen anzusehen.

Schon im Vorfeld hatte sie erklärt, sie sei sich "jener Frauen und Männer sehr bewusst, die mir vorangegangen sind". Viele Menschen hätten mit ihr "Jahrzehnte auf diesen Moment gewartet". Da fiel auch nicht mehr ins Gewicht, dass kurz zuvor noch ein erboster Geistlicher nach vorn trat und rief: "Nein! Nicht in meinem Namen." Mehr als 1000 Gottesdienstbesucher verfolgen die Szene am Montag gebannt.

Kirchengeschichte neu geschrieben

Die 48-jährige, glücklich und gerührt wirkende Nordengländerin schreibt Kirchengeschichte: Sie empfängt als erste Frau die Bischofsweihe der Kirche von England, die Heinrich VIII. vor knapp 500 Jahren durch einen Bruch mit Rom gegründet hatte.

Der Weg zur Szene in York war weit. Seit gut zwei Jahrzehnten dürfen Frauen in der englischen Staatskirche Priesterin werden, Lane gehörte zu den ersten. Dass sie als erste zur Bischöfin aufsteigen würde, stand seit Dezember fest. Wochen, nachdem die Entscheidung für Frauen im Bischofsamt sämtliche Hierarchiestufen in Kirche und Politik passiert hatte, berief man sie zum achten Bischof von Stockport in der Diözese Chester.

Noch immer Vorbehalte

In der Kathedrale saßen Bischofs-Kolleginnen unter anderem aus den USA und Neuseeland. Die Mutterkirche der anglikanischen Weltgemeinschaft hinkte vielen ihrer Töchter bislang hinterher, die Frauen als Bischöfinnen längst zuließen. Ausgeräumt sind die innerkirchlichen Vorbehalte in England noch lange nicht, wie am Montag ein Zwischenfall sicht- und hörbar machte: Der Geistliche Paul Williamson protestierte während des Gotttestdienstes lautstark.

Ein Kirchensprecher bezeichnete ihn später als "Serien-Protestler", mit dessen Anwesenheit man gerechnet habe. Seine einzelne Stimme habe im Kontrast gestanden zu der großen Zustimmung. Aber alleine ist Williamson nicht mit seiner Haltung. Kommende Woche wird in der selben Kathedrale mit Philip North ein erbitterter Gegner von Frauen im Bischofsamt geweiht.

Feier im Vordergrund

Symbolisch die Hände auflegen werden ihm wohl nur Bischöfe, die dies bei Libby Lane nicht getan haben. Nach Lanes Berufung hatte der zum anglo-katholischen, traditionalistischen Flügel gehörende Geistliche North seine Beförderung zum Bischof sogar ganz absagen wollen. Die Debatte steht für die enormen Spannungen zwischen Traditionalisten und Reformern in der englischen Staatskirche, deren Oberhaupt mit Königin Elizabeth II. formell eine Frau ist.

Am Montag stand in York aber nicht der Streit, sondern das Feiern im Vordergrund. Auf die Weihe folge langer Applaus. Zu Glockengeläut verließen glücklich lächelnde Geistliche die Kathedrale. Und Robert Atwell, Lanes Vorgänger als Bischof von Stockport, war sich sicher: "Sie wird eine erstklassige Bischöfin."

Eine der ersten weiblichen Geistlichen

Libby Lane ist nun Suffraganbischöfin von Stockport in der nordenglischen Diözese Chester und dem dortigen Diözesanbischof zugeordnet. Es ist nicht der erste Superlativ in ihrem Leben. 1994 geweiht, wenige Jahre nach dem hart umstrittenen Ja der Kirche von England zum Frauenpriestertum, gehörte sie zu den allerersten weiblichen Geistlichen überhaupt. Libby Lane und ihr Ehemann George sind zudem das erste gemeinsam geweihte Priesterehepaar ihrer Kirche.

Erzbischof Sentamu sagte im Vorfeld der Weihe, es sei "höchste Zeit für Frauen im Bischofsamt". Schon seit dem frühen Christentum seien Frauen «"as Rückgrat der Kirche" gewesen, "unentdeckt, unbesungen und unschätzbar". Bereits in wenigen Jahren werde man sich fragen, wie man je ohne Frauen als Bischöfe habe auskommen können. Er lobte Libby Lane, die eine Fülle an Erfahrungen in der Gemeinde-, Krankenhaus und Schulseelsorge mitbringe.

 

 

Quelle:
dpa , KNA